Ich muss gestehen, dass ich all die Schilder, die vor Bären, Pumas und Koyoten warnen, bis jetzt nicht besonders ernst genommen hatte. Als es am Montag beim Abstieg vom Berg im Gebüsch raschelte, war ich mir sicher, dass das ein Eichhörnchen oder ein Vogel sei. Doch plötzlich stand da tatsächlich ein waschechter Bär! Ich dachte nur: „Das passiert jetzt nicht wirklich, oder?“
Wir wichen zunächst vorsichtig zurück, weil man ja nicht rennen soll – die Hinweisschilder hatten für Schwarzbären die Tipps gegeben, man solle sich größer machen, indem man die Arme in die Luft streckt und „Back off, bear!“ schreien. Das haben wir dann so getan. Den Bär hat das kein bisschen beeindruckt. Nachdem er uns neugierig angesehen hatte („was sind denn das für Spinner und warum brüllen die so?“) trottete er zunächst aus dem Gebüsch und setzte sich einfach mitten auf den Waldweg. Sprich, der Abstieg war erst einmal für uns blockiert.

Zu meiner Erleichterung lief in diesem Moment eine weitere Spaziergängerin mit ihrem kleinen Hund den Weg hinab in unsere Richtung. Während wir ihr rieten, den Hund an die Leine zu nehmen, hatte der Bär schon seinen Weg nach links in Gebüsch eingeschlagen.
Die Wanderin meinte, sie hätte an diesem Tag schon zum dritten Mal einen Bären gesehen und setzte den Abstieg fort, immer wieder laut „Hey bear!“ rufend. Außerdem warnte sie andere Wandernde vor dem Bär. Mir war vorher schon aufgefallen, dass einige Frauen (von mir so getaufte) Kling-klang-Armreifen trugen – das soll die Bären lediglich informieren, dass hier ein Mensch kommt, damit sie nicht überrascht werden – abschrecken tut sie das ebenfalls nicht.
Ich überlegte, ob man die Bären in Quebec dann auf Französisch anbrüllen solle – aber „Recule, ours!“ klingt nicht besonders bedrohlich. Ein deutsches „Hau ab, Bär!“ wäre schon wesentlich unfreundlicher, aber letztendlich weiß ich natürlich auch nicht, ob der Bär das verstünde.
Es wird geraten, sich (Anti-) Bärensprays anzuschaffen, die Pfeffersprays ähneln. Als letzte Handlungsoption sollte man sie vielleicht in Betracht ziehen und ich werde zum Erwerb eines solchen einen der skurrilen Camöuflage-Shops aufsuchen. Bis jetzt hatte ich mich nicht dort hinein getraut.

