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Auf den Spuren des Adels

Am ersten Oktoberwochenende besuchten wir endlich das Museum in Pitt Meadows. Wie schon das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite (in diesem Beitrag verlinkt) mit der Aufschrift „Hoffmann & Son Ltd.“ angedeutet hatte, wohnten hier mal Deutsche. Die Geschichte von Alvo, aka Gustav Konstantin von Alvensleben, ist inklusive Bildern auf einem Stuhl (!) im Museum zu lesen.

Bevor ihr aber in Mitleid über den armen Mann, der sein ganzes Geld verlor, zerfließt: Lest erst mal die Wikipedia-Seite über ihn und nun ja, Alvo ist ja überhaupt erst nach Kanada ausgewandert, als sich sein Vater weigerte, weiter seine Wettschulden zu bezahlen. Dort nutzte er seine Connections (wohl unter anderem mit „Papi ist ein Kumpel vom Kaiser“) und machte ein Vermögen von 25 Millionen Dollar, das nach Anfang des Ersten Weltkriegs konfisziert wurde. Außerdem musste er Kanada, Mitglied des Commonwealth, verlassen und ging in die USA, wo er wegen des Kriegs schließlich auch Probleme bekam. Er machte nicht mehr ganz so viel Geld, aber so wie es aussieht, lief es trotzdem noch ganz gut für ihn.

Das Museum beherbergt ein Sammelsurium von Dingen aus der Geschichte Pitt Meadows, die etwas willkürlich zusammengetragen wurden, aber es ist trotzdem schön, dort herumzustöbern. Das gibt es ja nicht so oft in British Columbia.

Da es an diesem Tag angenehme 14 Grad hatte, bereute ich es beim anschließenden Biergartenbesuch etwas, keine kurze Hose zu tragen. Die Sonne war wirklich sehr intenstiv, aber beim Verdauungsspaziergang – wir hatten mangels Optionen eine Pizza Hawaii gegessen – war das doch ganz gut so. In schattigen Abschnitten war es tatsächlich gar nicht mehr so heiß.

Dieses Mal habe ich es nicht versäumt, ein Foto vom am Wochenende geschlossenen Bahnhof zu machen, inklusive Absperrgitter. Wir erkundeten außerdem einen Park, in dem sich viele Kinder auf einem Spielplatz im nächstgelegenen Wald vergnügten, der besser von Bäumen geschützt wurde – vielleicht war es ihnen auch zu warm in der Sonne geworden.

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Auf dem Uni-Campus

Auf dem Gelände der Universität sollte es am vorletzten Septemberwochenende ein indigenes Festival geben – also nichts wie hin! Der Campus ist am westlichsten Zipfel Vancouvers gelegen, einer sehr wohlhabenden Gegend. Demnach ist auch die Uni recht hübsch, zumindest, was Gärten und sonstiges Grün betrifft. Hier tummeln sich außerdem immer viele Eichhörnchen, es ist eine wahre Freude!

Zunächst sahen wir uns den Rosengarten an – die Aussicht ist natürlich schön, aber das wahre Highlight war, zwischen den Rosen zu stehen. Ich habe schon lange nicht mehr so einen unglaublich intensiven Blumenduft erlebt.

Die Waldabschnitte auf dem Campus mag ich ebenfalls sehr. Hier fanden auf einer kleinen Bühne Lesungen statt. Als wir dazukamen, trug gerade eine Frau vor, wie sie sich und ihre Kinder als junge Mutter durchgeschlagen hatte, als sie das Reservat verließ.

Auch erfrischend, auf dem Campus endlich mal auf ein paar linke Stimmen zu stossen. Das kommt hier oft zu kurz. Irgendwie laufen sogar die Streiks ziemlich geräuschlos ab, es könnte aber auch daran liegen, dass die meisten Zeitungen bereits verscherbelt wurden und die Berichterstattung nicht wirklich gut ist.

Es gab auch Schilder für eine Petition, den Skytrain (Hochbahn) bis zum Campus zu verlängern (nicht im Bild). Dass man dafür erst eine Petition machen muss, ist etwas traurig.

Ansonsten gab es beim Festival viel zu essen – wir probierten ein Hirschfleisch-Brötchen, das recht gut war, wenn auch etwas fettig (das Brötchen, das Fleisch war in dünne Streifen geschnitten und wurde kalt serviert). Die Konzerte fanden alle drinnen statt, in Kanada hat man ständig Angst vor Regen, obwohl es auch immer trockener wird und so auch an diesem Tag nicht geregnet hat.

Wir genossen lieber die Sonne einer der letzten schönen Sommertage, wenn dieser auch ein sehr trauriger für mich persönlich war, weil ein lieber Freund verstorben ist. Danke, Frusti, für deine stets gute Laune, die Interviews, die mich immer zum Lachen brachten und all die gelungenen Konzerte der Bad Brians, die wir erleben durften. Das Foto hätte dir gefallen – bei Fotos generell schön gegen die Sonne schauen – gibt die besten Bilder! 😉

Foto einer Frau mit Sonnenbrille und einem T-Shirt mit dem Schriftzug "Bad Brians" gegen die Sonne fotografiert. Hintergrund ist der Rosengarten der UBC sowie das Meer, eine Insel und Wolken am Himmel.
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Pitt Meadows

Der zweite Besuch in diesem Städtchen und wir waren wieder nicht im Museum. Aber das zeigt eben auch, wie viel es hier zu sehen gibt. Zunächst fuhren wir zum Grabenhorst Garden, einem kleinen Park, den man kostenlos besuchen kann und der wirklich sehr liebevoll gestaltet ist.

Es gab auch überall kleine Zwergenhäuschen, die in Bäumen und Baumwurzeln eingebettet waren. Sehr netter Zeitvertreib, nach diesen Mini-Behausungen zu suchen.

Danach ging es weiter zum Pitt River; das war nicht weit, aber man musste wie so oft das Auto nehmen, weil der Weg dazwischen verbarrikadiert ist und es nur große Straßen ohne Fußwege gibt. Ich hatte beim Überqueren der Brücke längliche Befestigungen am Flussufer gesehen und gehofft, dass das besser erhaltene Exemplare der hölzernen Plattformen für Züge wären. Aber meine Hoffnung wurde enttäuscht: Es handelt sich hier um eine aus Beton bestehende, zweispurige Straße – jetzt wohl nicht mehr genutzt, weil zwischen einzelnen Streckenetappen größere Lücken bestanden. Ich vermute, dass darauf wohl auch mal Holz transportiert wurde, aber eher mit LKWs.

Danach fuhren wir zu einer Farm, die wir im Vorbeifahren erspäht hatten und die sehr einladend aussah. Ich freute mich auch schon auf den Hofladen, er stellte sich aber als etwas enttäuschend heraus. Das Gemüse war zu stark bewässert – die Kühlregale wurden mit Leitungen ständig mit Wasser besprüht, daher war zum Beispiel der Fenchel schon schwarz angelaufen, auch die Himbeeren waren teilweise schwarz. In den Supermärkten ist das auch oft so, bei so einem Hofladen hatte ich gehofft, dass es anders ist.

An der Selbstbedienungstheke bestellte ich mir dann eine „Pizza Fries“-Poutine, etwas, was ich normalerweise nicht unbedingt essen würde, aber man muss ja alles mal probieren. Es gab zu den Pommes eine sämige Tomatensauce und sehr viel Wurst, neben ein paar Paprikastücken – aber es war insgesamt lecker. Interessant auch, dass die Tische im Garten einbettoniert sind (Mensch, Kanada!). Die Sonnenblumenfelder waren aber wirklich wunderschön.

Eine Sonnenblume in Nahaufnahme, auf der eine Biene sitzt.

Ein Kommentar

Ein unerwartetes Juwel

Huch, jetzt muss ich mich aber sputen, weil ich schon zweimal in Pitt Meadows war und noch keinen Beitrag darüber geschrieben habe. Und dabei lohnt sich ein Besuch wirklich. Als wir am letzten Augustwochenende dort zum ersten Mal hinkamen, war gerade die Meldung durch die Presse gegangen, dass Angeln erlaubt sei, weil sich die Lachspopulation gut erholt habe und die Fische sehr zahlreich seien. Das Angebot ließen sich viele Leute nicht entgehen und man sah im Fraser River viele Männer mit und ohne Kinder stehen, die hofften, Fische zu ergattern. Der Grund, warum es wieder so viele Lachse gibt, ist die Aufgabe der Fischfarmen, die schlecht für den wilden Lachs waren, weil so Krankheiten verbreitetet wurden usw.

Jedenfalls gibt es dort einen schönen Uferwanderweg und einen liebevoll angelegten Park, was in Kanada nicht selbstverständlich ist, da Autos wichtiger sind. Ich musste selbstverständlich überall, wo es möglich war, sofort zum Ufer rennen – als gebürtige Nürnbergerin fühle ich mich einfach mit Wasser verbunden 😉 (naja, die Pegnitz ist schließlich auch ein Fluss).

Das Ufer des Fraser Rivers mit Blick auf eine Insel mit vielen Bäumen. Am Ufer gibt es umgefallene und nicht umgefallene Bäume, Büsche und eine Frau die auf dem aus Sand stehenden Uferstreifen steht.

Am Ufer erspähten wir schließlich Truthahngeier, die viel mächtiger und größer aussehen, wenn sie fliegen. Aber natürlich unmöglich, sie im Flug mit der Handykamera festzuhalten. Wenn man aus dem Park hinausläuft, gelangt man zum Gebiet der Katzie People – super Name, finde ich.

Nach unserem Spaziergang am Fluss fuhren wir in den Ortskern, wo es zu meiner Freude gut erhaltene alte Häuser gab, auch einen Bahnhof. Allerdings war ich etwas sprachlos, als ich feststellte, dass der Eingang vergittert war (leider keine Fotos), weil der Zug am Wochenende nicht verkehrt. Als ich bei Wikipedia nachlas, erfuhr ich, dass Pitt Meadows eine Pendler*innenstadt ist – umso unverständlicher, dass der Zugverkehr am Wochenende eingestellt wird. Also benötigt man wieder ein Auto. Eine vierspurige Straße zerschießt dann auch die Ortsmitte, an den Seiten befinden sich diese unsäglichen Strip Malls (große Parkplätze mit ein- und zweistöckigen Geschäften), zu denen man natürlich am besten mit dem Auto gelangt. Wenigstens hat man sich hier Mühe gegeben und ein paar Blumen und Büsche an den Parkplätzen gepflanzt, aber den Lärm der Straße machen sie natürlich auch nicht wett. Zu Fuß an dieser vielbefahreren Straße entlang zu gehen, macht überhaupt keinen Spaß.

Das ist sehr schade, weil es in diesem Ort wirklich Sehenswertes gibt, zum Beispiel ein kleines Museum – in dem gelben Gebäude ist eine Art Archiv untergebracht. Leider war es wegen des langen Labour Day-Wochenendes geschlossen und ich nahm mir vor, zurückzukommen und viele Fotos davon zu machen. Diese kleine Kirche fand ich auch sehr hübsch, ums Eck fanden wir ein Restaurant mit Terrasse, wo wir für ein spätes Mittagessen einkehrten.

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Kauzige Gestalten

Im Blog „Es regnet“ beschreibt Markus den Besuch bei Berliner Notar*innen, die exzentrisch aussahen und rauchten: Offensichtlich hat sich bei dieser Berufsgattung seit dreißig Jahren überhaupt nichts geändert und unterscheidet sich regional auch nicht! Dazu muss man wissen, dass ich mit 17 Jahren eine Ausbildung als Notargehilfin (heute: Notarfachangestellte) absolviert habe. Im Notariat Trostberg (bayerisch: Troschtberg), Landkreis Traunstein (Traunschtoa), gab es damals zwei Notare, von denen der eine im Büro Cigarillos und der andere Stumpen (kurze Zigarren) rauchte. Ein Amtmann rauchte dazu noch Pfeife und viele andere Angestellte Zigaretten. Man hatte also gar nicht die Möglichkeit, dem Rauch zu entkommen und macht das in Berlin wohl heute noch so.

Wohlgemerkt, bei mir war das 1991 – gerade in Berlin hätte ich das nicht vermutet, es scheint dann aber irgendwie mit dem Berufsstand zusammenzuhängen. Es ist mir ein Rätsel, wie es sein kann, dass das Angestellten und Besucher*innen auch heute noch zugemutet wird. Man kann es sich schließlich nicht aussuchen, ob man zu einem Notar muss. Das war doch in den Neunzigern schon sehr fragwürdig.

Eine weitere Gemeinsamkeit ist der Hang zu exzentrischen Bärten – leider finde ich keine Fotos von den damaligen Notaren, da sie schon lange im Ruhestand sind. Zumindest einer hatte auch so einen ekligen Bart. Aber ich erkenne noch vier (!) Angestellte auf der Webseite des Notariats, die dort noch immer noch arbeiten. Das finde ich etwas erschreckend, aber es dürfte keine Überraschung sein, dass ich kein großer Fan vom oberbayerischen Landleben bin und alle Gedanken daran sehr gruselig finde.

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Maple Ridge

Hier noch eine Nachreichung zu Maple Ridge: Der Rundgang am Fraser River/Kanaka Creek stellte sich als besonders reizvoll heraus.

Ein Fluss mit Sandbank, auf dem Gras und einige Büsche zu sehen sind.

Man konnte ein bisschen umherwandern und die Reste von Pfahlbauten sehen, die direkt ans Ufer der Flüsse gebaut wurden und die Unterlage für Schienen bildeten. Auf ihnen transportierte man Holzstämme weiter. Leider kann man nur noch die Reste dieser Pfahlkonstruktionen bewundern, die vor 100 Jahren dort standen. Hier kann man ein Foto sehen (runterscrollen), wie sie wirklich aussahen. Ich wusste nicht, dass man so etwas baute und finde, es sieht wirklich abgefahren aus.

Ein breiter Fluss, der sich rechts abgabelt. Dort sind links und rechts am Ufer die Reste von hölzernen Pfählen zu sehen.

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Übel Colada

Da es den „Ube Colada“ in dem Restaurant in North Vancouver, in dem ich ihn immer getrunken hatte, nicht mehr gibt, wollte ich den Cocktail nachmachen.

Ein Glas mit Eiswürfeln, Strohhalm und einem Blatt getrocknetem Ananas, in dem ein lilafarbener Cocktail enthalten ist. Das Glas steht auf einem Holztisch auf einer Restaurantterrasse, im Hintergrund befinden sich weitere Tische mit Gästen.

Kann ja nicht so schwer sein! Ich fand diesen Ube-Likör aus British Columbia im Internet und wir fuhren extra zu einem Wein Liquor Store, der ihn haben sollte (die Fahrt zur eigentlichen, sehr hübschen Winzerei hätte wieder Stunden gedauert, wie immer in Kanada).

Eine Flasche Ube-Likör steht auf einem Tisch.

Diese Wein Liquor Stores sind noch langweiliger als die normalen, weil Wein… aber gut, sie hatten den Likör. Leider habe ich nicht gleich beim Sugar Syrup zugeschlagen, da es nur exakt eine Marke gab, die aus Frankreich importiert wird und nicht gerade billig ist. Ich dachte, so etwas muss es doch eigentlich überall geben, weil dort kein Alkohol drin ist, aber nein – weit gefehlt. Es gab nirgends Sugar Syrup. Mein Freund hat dann genau die gleiche französische Marke in einem anderen Liquor Store gefunden.

Für den Cocktail habe ich dieses Rezept benutzt. Das Ergebnis war eine relativ sämige braune Masse, die geschmacklich nicht viel hergab: Meiner Meinung nach war zu viel Rum im Rezept, ich habe dann noch Ananassaft nachgegossen und mehr vom Zuckersirup, weil es auch nicht besonders süß war. Ein Glas konnte ich davon trinken, aber mehr wollte ich wirklich nicht. Klar, das ist ein anderer Likör als im Rezept, aber ich glaube nicht, dass es nur daran lag.

Das beste an dem ganzen Cocktail war die frische Ananas, die ich viel öfter essen sollte! Wie lecker ist Ananas eigentlich! (Mittlerweile hat sich das auch geklärt: ich hatte eine Ananas erwischt, die genau richtig im Reifegrad war und sehr süß – das ist nicht jedes Mal der Fall – es ist ja nicht so, dass ich noch nie frische Ananas gegessen hätte.)

Wenn man die Ube-Yams-Wurzeln frisch kaufen würde, müsste man sie wahrscheinlich zuerst kochen und anschließend zermahlen, um sie dann in einem Cocktail zu benutzen. Der Wikipedia-Artikel ist nur auf Englisch, aber in Berlin gibt es bereits Getränke mit Ube, was ich so im Internet gesehen habe. Hauptsächlich wird Ube in der philippinischen Küche verwendet, man sollte also in diesen Lokalen suchen.

Ich hoffe wirklich, dass Ube dieses furchtbare Matcha-Zeug ersetzt, nicht nur, weil das Lila viel hübscher ist, sondern auch weil der nussige Geschmack der Ube-Wurzeln um Welten besser ist. Bis dahin sollte ich wohl bei einfacheren Cocktails wie dem Tequila Sunrise bleiben: Tequila, Orangensaft und ein Schuss Grenadine – da kann nichts schiefgehen.

Ein Glas mit Tequila Sunrise inklusive Eiswürfel steht auf einem Holztisch.
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Kopfschütteln

Letztes Wochenende fuhren wir wieder „aufs Land“ (45 Minuten in nordöstliche Richtung), um eine Brewery, die ich entdeckt hatte, auszuprobieren. Sie sah auf den Fotos wie eine Farm aus und hatte reichlich Platz, sodass sogar ein richtiger Biergarten – zusätzlich zu einem überdachten Patio – vorhanden war. So viel zur Theorie – wie es dann wirklich war, folgt jetzt.

Als wir in den Parkplatz fuhren, war ich erstaunt, einen Mann zu sehen, der uns mit einer Fahne winkend einen Parkplatz zuwies. Und da war nicht nur einer – es waren sogar zwei Parkplatzwinker! Ich meine, das ist ja kein Volksfest, sondern nur ein Gasthaus. Aber okay. Dann wurde uns natürlich der Platz neben einem gerade parkenden Auto zugeteilt, bei dem vier Leute aus dem Auto sprangen, gemütlich Sachen aus dem Auto holten und uns am Einparken hinderten. Das merkte irgendwann auch einer der Einweiser und wir bekamen einen weiter entfernten Platz.

Danach liefen wir zum Haupteingang der Brewery, wo an einem Tisch drei Leute standen, die den „Wait to be seated“-Krampf organisierten. Wir erklärten, dass wir in den Biergarten wollten, der hier „Picnic Area“ heißt. Also wurden wir nach rechts weitergebeten, wo an einem weiteren Tisch zwei andere Angestellte standen, um alles zu arrangieren. Wie üblich sollten wir warten, obwohl es freie und nicht besetzte Tische, auf denen schmutziges Geschirr stand, gab. Ich werde es nie verstehen. Diese Empfangsleute tun immer superwichtig, haben einen Knopf im Ohr und tippen auf einem Tablet herum. Einen dieser Menschen zum Tischeabräumen abstellen? Warum geht das nicht?

Ein rotes Farmhaus, vor dem ein Pavillon mit rotem Zeltdach steht, auf dem "The Patch Brewery" steht. Hinter großen rechteckigen Fenstern sieht man Braukessel. Verschiedene Menschen in Sommerkleidung laufen auf den Eingang des Lokals zu.

Allerdings mussten wir dieses Mal nur fünf Minuten warten. Währenddessen konnten wir den Boden bestaunen: Man hatte nämlich auf dem echten Rasen einen künstlichen Rasen ausgerollt – auf der gesamten Fläche des Biergartens! Aber es kommt noch besser, haltet euch fest: Daneben gibt es ein normales Feld mit richtigem Gras – dort war die Hundekot-Area. Also, die habe ich so getauft, aber „Pet Relief Area“ ist nicht viel besser, wie auf dem Schild vermerkt ist. Ich war ziemlich fassungslos.

Die Bier- und Essensbestellung musste man an einem kleinen Häuschen abgeben, wieder eine Schlange und viel Chaos. Es scheint Geheimniswissen zu sein, wie man ein Restaurant/einen Biergarten betreibt, das nicht an Kanada weitergegeben wurde: Ein so viel an Überorganisation, bei der einfach überhaupt nichts rumkommt…

Die Pizza war lecker (sorry, man merkt, dass ich bei Instagram raus bin und die Essenfotografie eingerostet ist) und es gab Salted Lime Mexican Lager vom Fass. Das ist eines der Biere, die hier gut schmecken – allerdings im Plastikbecher, passend zur Plastikbiergarnitur, Pardon „Picnic Table“. In Kanada liebt man Plastik, alles muss aus Plastik sein, bestes Material, was sollte man auch sonst benutzen, hier gibt es halt kein Holz so wie in Deutschland!

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Westminster Abbey

Letztes Wochenende wollte ich etwas architektonisch Interessantes ansehen, nämlich die Webminster Abbey. Ja, die gibt es auch in Kanada. Ich scherze gelegentlich, dass es weltweit nur fünf Ortsnamen gibt und man kann das wohl auch auf Kirchen ausweiten. Aber hier nun die volle Pracht.

Eine Kirche aus dem 20. Jahrhundert mit Glockenturm auf der linken Seite und dem Hauptgebäude auf der rechten Seite. Der Glockenturm besteht aus einem schlanken, hohen Bogen. Auf dem Dach wurde ein Kreuz platziert. Die Gebäude sind hauptsächlich aus Beton. Das Hauptgebäude besteht aus Lamellen, die jeweils ovale, langgestreckte, bunte Fenster beherbergen.

Das wabenartige Dach kann man auf dem Foto nicht sehen, aber bei Wikipedia gibt es ein Bild von der anderen Seite und einen Einblick in das Innere. An der Kirchentür war ein Schild angebracht, man dürfe nur in die Kirche, wenn die Knie bedeckt wären (Rest sofort wieder vergessen). Da ich kurze Hosen trug, ließen wir das. Ich kam mir schon wegen meines Iron Maiden-Shirts etwas unpassend gekleidet vor.

Mich erinnerte das Gebäude an diese Kirche in Liverpool, die ich kürzlich in der Serie „This City Is Ours“ mit Sean Bean erspäht hatte – und kann nur sagen: „Ach, du meine Güte!“ Die Serie hat übrigens gute Rezensionen, aber ich fand sie etwas langweilig und habe relativ früh wieder abgeschaltet.

Aber zurück zur Westminster Abbey: Das wirklich Schöne war die Gegend drumherum, die Aussicht und das viele Grün.

Eigentlich wollte ich vorher ein paar Runden im Neilson Regional Park drehen, aber irgendwie war das gar nicht möglich – es gab lediglich eine Badestelle, von deren Existenz ich nichts gewusst und daher kein Badezeug eingepackt hatte. Dabei fällt mir ein, dass ich niemanden schwimmen sah, es lagen lediglich zwei Kajaks am Ufer. Da es im See einige Sandbänke gibt, geht man dort vielleicht gar nicht schwimmen? Aber wenn das gravierend wäre, würde es ja auch die Kajaks behindern. Naja, die Aussicht war trotzdem schön.

Ein mit Gras begrünter Abhang führt zu einem See. Im Hintergrund sieht man einige, mit Bäumen bewachsene Berge. An den Seiten des Abhangs stehen ebenfalls Bäume.

Der Grund, warum ich mein Iron Maiden-Shirt angezogen hatte, war das Rock-Pub in Mission, das alles hielt, was es versprochen hatte: gute Musik, gutes Essen und gute Cocktails. Die Aussicht auf den Fluss war allerdings, wie üblich, durch einen Zaun getrübt.

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Abschiedstour

Als eine der letzten Sehenswürdigkeiten in Berlin wollte ich mir – zumindest von außen – das kleine George-Grosz-Museum ansehen. Zwar war ich bei der Eröffnung zufällig in Berlin gewesen, wollte aber den Andrang nicht mitmachen und warten. Und jetzt ist es schon wieder Geschichte. Also machten wir einen Spaziergang in den Stadtteil Schöneberg und stießen zunächst auf viel Graffiti und auf dieses Museum. Es sah sehr schick aus und drinnen war ziemlich viel los, aber da ich noch nicht davon gehört hatte, war ich mir nicht sicher, ob es sich lohnen würde.

Eck-Altbau, der in den ersten Geschossen komplett mit einem professionellem Graffiti überzogen ist.

Und wir wollten ja sowieso weiter: Hier also das ehemalige George-Grosz-Museum, das jetzt eine Galerie und ein Café beherbergt.

Eine Tankstelle aus den 50ern Jahren, die jetzt als Café genuetzt wird. Vor dem Gebäude sind Steinplatten verlegt. Der Bau ist weiß gestrichen und hat rote Türrahmen.

Dann liefen wir weiter zum Schöneberger Rathaus, dem ehemaligen Berliner Rathaus, von dessen Balkon aus John F. Kennedy die „Ich bin ein Berliner“-Rede gehalten hatte.

Der zweite Absatz auf der Tafel ist der Schlusssatz einer Rede, die Kennedy vor der UN-Vollversammlung gehalten hatte (hier die vollständige Rede):

„Miteinander werden wir unsere Erde retten oder miteinander in den Flammen ihres Brandes umkommen.
Aber retten können und retten müssen wir sie und damit werden wir uns den ewigen Dank der Menschheit verdienen und als Friedensstifter den ewigen Segen Gottes.“
(John F. Kennedy in seinem Appell an die Völker, 25. September 1961)

Neben dem Rathaus gibt es auch einen sehr schönen Park. Wieder einmal stellte ich fest, wie wunderbar grün Berlin ist.

Ein Park mit Teich und verschiedenen Wegen, auf denen Leute spazieren gehen. Bäume und Wiesen sowie Parkbänke sind ebenfalls zu sehen.

Zum Schluss machten wir noch einmal beim Augustiner am Kanzleramt Halt, der natürlich nicht so heißt, der Name ist eigentlich „Zollpackhof“. Der Biergarten ist jedenfalls einfach zu finden (okay, wie man dank diverser Baustellen in der Gegend dann wirklich zum Eingang gelangt, ist eine andere Sache, aber man erreicht ihn fußläufig vom Hauptbahnhof aus und er liegt gegenüber vom Kanzleramt – man kommt also schon irgendwie hin).

Der Mann am Zapfhahn meinte übrigens zu uns, dass er uns kennen würde – ja klar, wir waren schließlich schon mal vor ungefähr drei Jahren hier! Sehr sympathischer Mann, das ist definitiv meine Stammkneipe, nichts hinzuzufügen.

Ein Glas Augustiner Edelstoff steht auf einem Biergarten-Tisch vor einer Hecke. Über der Hecke sieht man in der Ferne das Bundeskanzleramt.
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Erinnerungen

Weil wir uns bereits in Prenzlauer Berg befanden, wollte ich mir nach langer Zeit meine erste Wohnung in Berlin noch einmal ansehen. Das war eigentlich ein WG-Zimmer, gegenüber vom Ernst-Thälmann-Park. Und ja, ich finde das Denkmal immer noch wahnsinnig beeindruckend.

Kollosalbüste von Ernst Thälmann, dem ehemaligen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), der von den Nazis ermordet wurde. Die Büste steht im Bezirk Prenzlauer Berg, im Osten Berlins. Thälmann hat die rechte Hand zur Faust geballt und blickt nach rechts mit ernstem Blick, etwas gerunzelter Stirn. Der Sockel des Denkmals ist mit Graffiti überzogen. Davor steht ein quaderförmiges Betonobjekt, in dem die Worte "Kopf Faust Fahne" eingraviert sind. Auch dieses Objekt ist mit bunter Graffiti überzogen.

Aber ich wohnte auf der anderen Straßenseite, in einem sehr schönen Haus mit grünem Innenhof. Das muss übrigens so um 2004 herum gewesen sein. Das Bild ist natürlich aus diesem Jahr; viel verändert hat sich dort meiner Meinung nicht.

Grüne Wiese mit einer grauen Statue mit Sockel im Vordergrund. Darauf sind wohl Bären und ein Mädchen abgebildet. Dahinter steht ein hoher Baum und ein vierstöckiger Wohnblock mit roter Haustür und rotem Ziegeldach.

Leider war ich erst im Jahr 2000 das erste Mal überhaupt in Berlin. Obwohl wir sogar Verwandte in Königs Wusterhausen haben, die ich allerdings erst viel später kennengelernt habe.

Weil ich irgendwo im Internet Fotos von Haus Schwarzenberg gesehen hatte, das neben den Hackeschen Höfen liegt, fuhren wir im Anschluss dorthin. Ich finde es sehr erfrischend und berlinerisch – die Hackeschen Höfe daneben sind zwar schön restauriert, aber mit den langweiligen Designer-Boutiquen, die es dort gibt, kann ich überhaupt nichts anfangen. Sie kommen mir immer sehr charakter- und seelenlos vor. Ganz anders diese Häuser hier.

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Strange Things

Ich wollte noch etwas zum Hotelstandard sagen, der sich in den letzten Jahren meiner Meinung nach immer weiter verschlechtert. Bevor wir nach Kamloops fuhren, hatte ich mir die Rezensionen zu sämtlichen Hotels durchgelesen, aber sogar das Hilton wurde mies bewertet und als „dreckig“ bezeichnet. Unser Motel hatte ausgezeichnete Rezensionen und war dann nicht mal sauber: Als wir die Zimmertür öffneten, strömte uns ein käsiger Geruch entgegen und auf dem Boden waren Krümel verteilt. Ansonsten sahen die Fugen im Bad sowie die Ecken der Dusche etwas eklig aus und es war insgesamt einfach trostlos. In den Rezensionen hatten sie von der Sauberkeit der Zimmer und Freundlichkeit der Inhaberin geschwärmt, was ich mir nicht ganz erklären kann. Die Dame an der Rezeption war nicht freundlich – das erste, was sie sagte, war: „Haben Sie auch eine Kreditkarte?“

Geschlossener Motelpool

Aber nun zu den seltsamen Dingen: Zunächst ging zweimal in der Nacht der Rauchmelder los – nur bei uns im Zimmer, um 4 Uhr morgens, wir hatten geschlafen. Dann übernachtete eine Horde Teenager*innen in den Nachbarzimmern, die lautstark an unserem Zimmer vorbeipolterten und da man die Tür zum Lüften auflassen musste, konnten wir hören, wie eines der Kinder von „Eyeball Shots“ prahlte. Ich freue mich ja, wenn ich solche Informationen einfach so geliefert bekomme und mein Freund suchte auch sofort im Internet danach. Und wunderten uns dann: Ich habe ja auch schon viele Dummheiten gemacht, aber Wodka in die Augen schütten?!

Und nun zum Absurdesten, was mir jemals passiert ist: Beim Powwow gab es jede Menge Foodtrucks und ich kaufte mir ein Schawarma. Das war zunächst auch recht gut, bis ich auf einmal auf eine Sorte weißen Salats stieß: Ich wollte hineinbeißen, aber ich konnte so viel daran herumbeißen, wie ich wollte, ich bekam kein Stück davon ab. „Das ist aber ein besonders zähes Stück Chinakohl“, dachte ich mir. „Wird wohl ein besonders dicker Bok Choy oder Pak Choi sein, oder wie diese asiatischen Sorten auch heißen“. Ich erzählte meinem Freund von dem unkooperativen Gemüse und zog den Chinakohl langsam aus dem Wrap – nur um festzustellen, dass es sich um einen Pack zusammengerollter Servietten mit Minzsauce handelte. Ich war ziemlich fassungslos, drehte mich aber auch gleichzeitig um, um zum Foodtruck zu laufen. Just in dieser Sekunde sprang die „Köchin“ auf mich zu, um sich wortreich dafür zu entschuldigen, dass sie mir einen Dummy gegeben hätte. Und warum zum Teufel wartete sie dann so lange, mir das mitzuteilen? Offensichtlich wussten nämlich ihr Chef und die andere Angestellte schon Bescheid. Man hätte auch verhindern können, dass ich da überhaupt hinein beiße!

Absurditäten scheint man in Kamloops allerdings gewohnt zu sein: Dort wurde jemand zum Bürgermeister gewählt, der null Erfahrung in Politik hat, aber versprach, Steuern zu senken und mit Drogensüchtigen und Wohnungslosen aufzuräumen. Deshalb gleich mal Entschuldigung für meine flapsigen Formulierungen: selbstverständlich ist Drogensucht eine Krankheit und man muss den Betroffenen helfen, anstatt sie zu kriminalisieren. Und bei den horrenden Preisen für Mieten und Immobilien in Kanada wundert sich doch niemand, dass es viele Leute ohne Wohnung gibt. Und wenn man jeden strunzdummen Take aus den USA einfach ohne nachzudenken übernimmt – Stichwort „Sozialismus“ – dann muss man sich auch nicht wundern, dass es hier die gleichen Probleme gibt.

Aber zurück zum Bürgermeister: Reid Hamer-Jackson ist Gebrauchtwagenhändler und eher so ein Mensch aus dem Schlag des orangen Präsidenten südlich von Kanada. Er lässt sich nämlich gar nichts sagen und ist übergriffig bis zum geht nicht mehr. Das ging so weit, dass sich Stadtangestellte ohne anwesende dritte Person nicht mehr mit ihm treffen und das städtische Council und der Bürgermeister sich gegenseitig mit Prozessen überziehen – mittlerweile in Millionenhöhe. Von wegen Steuern runter!

Eine weitere Anekdote: Der Bürgermeister ließ auf seinem Grundstück einen alten, ausgebrannten SUV stehen. Der Sheriff wies ihn desöfteren darauf hin, dass das gefährlich sei und er ihn zu entfernen habe. Aber solche Leute wie der Bürgermeister befolgen so etwas natürlich nicht und deshalb ließ der Sheriff das Auto einfach abschleppen, als der Bürgermeister in Urlaub war. Unglaublich, welch reichen Schatz an Geschichten Kamloops bietet!

Aber eigentlich ist das gar nicht lustig; vor allem, wenn man liest, dass in den letzten Jahren viele solcher rechtskonservativen Politiker (ich belasse das bei der männlichen Version, das dürfte so stimmen) gewählt wurden, die nichts verbessern und die man auch bei grobem Fehlverhalten nicht so einfach los wird. Die Provinz British Columbia möchte mittlerweile die Gesetze so ändern, dass funktionierende Stadtpolitik irgendwann wieder möglich sein wird.

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Ausflug nach Kamloops inklusive Einblick in die grausige Geschichte

Ich hatte mir letzten Freitag freigenommen, um aufs Land nach Kamloops zu fahren, das landschaftlich nach einem gelungenen Ausflugsziel aussah. Außerdem war Indigenous Day und ich wollte endlich mal bei einem Powwow dabei sein. Aber man muss natürlich erstmal hinkommen – das zieht sich in Kanada ja immer etwas.

Am Vormittag gab es schon wahnsinnig viel Verkehr und auf einer Bergstraße waren wir plötzlich in den dichtesten Nebel eingehüllt, den ich jemals erlebt hatte. Man sah wirklich gar nichts mehr, aber der Nebel lichtete sich nach einigen Minuten glücklicherweise wieder.

Das Hotel hatten wir dann schnell gefunden und nach dem Abladen des Gepäcks liefen wir wider besseren Wissens die 1,6 Kilometer lange Strecke nach Downtown hinunter, fanden die lokale Drogenszene und versuchten, etwas zu essen zu bekommen. Das sah zunächst auch gut aus, weil die Patios in Kamloops – im Gegensatz zu Vancouver – relativ groß sind. Aber es war etwas bewölkt, also weigerte man sich in der ersten Brewery, uns draußen zu bedienen. Allerdings hatten wir beim zweiten Lokal Glück und durften auf die Terrasse. Später, als wir nach dem Essen durch den Ort spazierten, regnete es mal kurz, aber es war nicht dramatisch. Im Ort selbst gibt es nicht so viel zu sehen: einige schöne Murals, das war’s.

Am nächsten Tag fuhren wir zu den Powwow Grounds, wo nicht besonders viel los war. Aber gut, ich muss nicht in Menschenmengen baden. Etwas oberhalb der Arena steht die Kamloops Indian Residential School, auf dem Gebiet der Tkʼemlúps te Secwépemc. Sie war einmal die größte dieser Residential Schools Kanadas und beherbergte 500 Kinder. Wobei beherbergen nicht das richtige Wort ist, da die Kinder gewaltsam von ihren Eltern getrennt und in dieses, von der katholischen Kirche betriebenes, Internat gesteckt wurden, um sie in christlich-westlichen Werten zu erziehen. Im Jahr 2021 fand eine Anthropologin mittels Bodenradar Hinweise darauf, dass dort 215 Kinder begraben sind. Offiziell sind in der Schule nur 51 Kinder verstorben. Um diese Frage endgültig zu klären, müsste man den Boden aufgraben – bis jetzt ist nicht klar, wie weiter verfahren wird.

Eine hölzerne Arena mit einigen Besucherinnen und Besuchern, die rundherum auf Bänken sitzen können. Ein paar Verkaufs- und Infostände sind vor den Bänken aufgebaut; manche Menschen stehen vor ihnen und sehen sich das dort Ausgestellte an. In der Mitte ist ein Platz, auf dem Gras gepflanzt ist.
Ein roter Backsteinbau mit mehren Gebäudetrakten. In der Mitte der Hauptbau mit der roten Eingangstür. Darüber steht in grauem Stein "Kamloops Indian Residential A. D. School 1923" geschrieben. Einige Fenster sehen kaputt aus bzw. ist die Farbe an den Fensterrahmen abgeblättert und man kann auch Schäden am Gebäude erkennen.
Kamloops Indian Residential School The school was built in 1890, then re-built in 1923 due to a fire and remained open until 1977. In the 1920's, Native children aged 4 - 15 years were forcibly taken and prohibited from seeing their families, practicing their languages, cultures, and traditions. Children attending K.I.R.S. experienced extreme isolation and segregation.

Durch die Geschichte dieser Schulen und den Aussagen beziehungsweise Aufführungen der Teilnehmer*innen beim Powwow ist mir erstmals so richtig klar geworden, in welchem Ausmaß die Kultur der First Nations in Kanada systematisch zerstört wurde und, dass sie sich jetzt erst mühsam auf ihre Kultur, Sprache und Traditionen zurückbesinnen müssen.

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Bandprobe & Biergarten

Da das Konzert in Hamburg ausfiel, wollten wir wenigstens bei einer Bandprobe zusehen, was natürlich auch super war. Zuvor machten wir einen kleine Stadtrundgang durch den Westen Berlins: erst ging es zum ehemaligen Flakturm Humboldthain und dann zum Tempelhofer Hafen.

Ich glaube, dieser Teil Tempelhofs wird von Tourist*innen eher weniger besucht. Daneben liegt auch das Ullsteinhaus – ein Highlight für Architekturinteressierte (leider kein Foto, aber im verlinkten Wikipedia-Artikel ist das schön zu sehen).

Dann waren wir noch im neuen Augustiner Biergarten in Prenzlauer Berg, den es erst seit ungefähr einem Jahr gibt und der über sehr viel Platz verfügt. Die Gärtner*innen werkelten auch gerade fleißig vor sich hin, um noch mehr Grün zu schaffen. Anscheinend hat sich der Biergarten noch nicht so herumgesprochen, es waren relativ wenige Leute dort. Allerdings ist es wohl auch tageszeitabhängig: nach Feierabend strömten doch relativ viele Leute dorthin.

Und ich musste alles ausprobieren, was ich (teilweise) schon jahrzehntelang nicht mehr gegessen und getrunken hatte. Germknödel ist so etwas, was es eher beim Skifahren gab und ich bevorzuge Dampfnudeln mit Vanillesauce, aber ich muss sagen, dieser schmeckte wirklich ganz vorzüglich.

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Schlechtes Wetter, aber keine Trübsal

Am darauffolgenden Tag war es recht bewölkt – perfekte Bedinungen, um noch einmal Kunst anzusehen. Die Dauerausstellung im Hamburger Bahnhof, einem Museum für zeitgenössische Kunst in Berlin (der Name kommt daher, dass es früher das Empfangsgebäude des Bahnhofs nach Hamburg war), ist riesig und es gibt immer gute temporäre Ausstellungen. Auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht: Klára Hosnedlovás Installation „Embrace“ aus Flachs und vielen anderen Materialien war beeindruckend.

Die Installation "Embrace" der tschechischen Künstlerin Klára Hosnedlová. Man sieht von der Decke einer großen Halle hängenden Flachs. Auf diesen miteinander verknüpften Flachsteilen sind teilweise Objekte angebracht. Ähnliche Objekte, die wie Fossilien von Dinosauriern anmuten, hängen an den Wänden.

Ich scheine etwas eingerostet zu sein, was Deutschland betrifft: Zum Beispiel hatte ich vergessen, dass man Rucksäcke in Museen immer abgeben muss, obwohl meiner kleiner ist als die meisten Damenhandtaschen. Aber da kennen die Museumsangestellten kein Erbarmen! Ich hätte sogar meinen Star FM-Einkaufschip für das Schließfach dabei gehabt, aber hatte nicht daran gedacht – ich habe wohl das Deutschsein verlernt.

Außerdem verwendete ich statt der BVG-App Google Maps in Berlin, in der einem ständig ICs, ICEs etc. angezeigt werden, was natürlich vollkommener Quatsch ist. Im ersten Hotel hatte ich zudem den Schlüssel falsch herum in das Schlüsselloch gesteckt, denn in Kanada benutzt man den Schlüssel – warum auch immer – mit dem Bart nach oben. Und ich wollte mich im ersten Biergarten beim „Wait to be seated“ anstellen, aber das muss man ja gar nicht! Freiheit!

Apropos Biergarten: Abends ging es dann in den Biergarten in der Jungfernheide – es gibt dort herrlich viel Platz. Und das Praktische bei kühlerem Wetter: man sich einen Kaffee bestellen kann und zerfließt nicht.

Ein aus roten Klinkern bestehender Wasserturm, an dessen Sockel ein dachförmiger Unterstand angebracht wurde. Dort kann man Essen und Getränke kaufen sowie sich auf Stühle und an Tische setzen. Im Gras davor stehen Bierbänke und -tische.

Abends gönnte ich mir auf dem Hotelbalkon noch ein süffiges Radler. Ich wollte ja eigentlich viele Bilder mit Bierflaschen machen, die ich auf der Straße trinke (weil es erlaubt ist), habe es aber dann total vergessen und auch nicht wirklich Bier auf der Straße getrunken. Aber ist vielleicht auch besser so.

Auf einem Balkon steht eine Flasche Neumarkter Lammsbräu Radler auf einem Gartentisch. Dahinter steht ein Gartenstuhl. Der Balkon ist von einem Netz umspannt, das Vögel davon abhalten soll, auf den Balkon zu kommen. Links neben dem Balkon sieht man einige Baumwimpfel.
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Ein bisschen Theater

Am ersten Maiwochenende wollte ich mir unter anderem die Installation „We Felt a Star Dying“ von Laure Prouvost im Kraftwerk Berlin ansehen, die bald schließen würde. Sie war toll, aufwändig gestaltet und die Fabrikhalle alleine war schon ein Hingucker.

In der Mitte der Hauptinstallation konnte sich man sich in einen Sitzkreis legen, um in den „Himmel“ zu schauen. Mir war das zu beengt, aber ich fand die Idee gut.

Eine Kunstinstallation, bei der es unten am Boden einen großen, runden Sitzkreis gibt, in dem sich Personen hinlegen oder -setzen können. Sie blicken über sich auf einen runden Bildschirm, auf dem verschiedene Videos projiziert werden. An der Seite des Bildschirms laufen einzelne lange Fäden wie ein Vorhang nach unten und reichen fast bis auf den Boden.

Abends gingen wir dann ins Berliner Ensemble, um ein Stück von Bertolt Brecht zu sehen: Die Heilige Johanna der Schlachthöfe wurde aufgeführt. Ich wollte dort schon immer hin und war froh, dass es endlich geklappt hatte. Als wir dort ankamen, war ich etwas erstaunt, wie eng so eine Loge doch ist. Ich hatte nicht damit gerechnet, mit den Knien an der Brüstung anzustossen. Die üppige Bühnenausstattung beeindruckte uns sofort (kleiner Scherz).

Man sieht einen üppig ausgestatteten Theatersaal mit goldenem, verschnökeltem Dekor, rotem Samt an den Wänden und an den Brüstungen der Logen sowie einem goldenem Vorhang, der hochgezogen ist. Er gibt den Blick auf eine komplett leere Bühne frei.

Das Theaterstück war insgesamt gut, allerdings waren die englischen Surtitles (so wurde das genannt) oben über der Bühne angebracht, sodass man beim Lesen ein bisschen Genickstarre bekam. Außerdem war die Luft, wie überall in Deutschland üblich, schlecht (1.165 ppm, um genau zu sein). Ich musste die ganze Zeit gähnen und war nicht die einzige in unserer 6- oder 8-Personen-Loge. Dass das auch für die Schauspieler*innen schlecht ist, muss ich nicht extra erwähnen?

Irgendwie hatte ich anscheinend missverstanden, wie lange das Stück geht, jedenfalls war nach zwei Stunden endlich Pause, die wir nutzten, um auf einen Balkon und dann ganz nach draußen zu gehen. Ehrlich gesagt hatte ich dann keine Lust mehr, in der schlechten Luft in unbequemer Haltung zu sitzen. Das, was wir gesehen hatten, war wie erwartet gut, aber dann auch genug und wir fuhren ins Hotel zurück.

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Wir fahren nach Berlin

Am 1. Mai nahmen wir einen ICE nach Berlin, der ebenfalls ziemlich voll, aber wenigstens nicht bis auf den letzten Platz besetzt war. Als erstes musste ich in meiner alten Hood in Charlottenburg und Moabit nachsehen, ob alles noch steht. Nicht nur das: im Hausflur meiner letzten Wohnung riecht es noch genauso modrig wie vor sechs Jahren und man kann davon ausgehen, dass es noch genauso feucht ist, wie ich es verlassen habe. Leider kommt diese Feuchtigkeit aus dem Keller und ich befürchte, man bekommt sie auch nie ganz weg, obwohl es versucht wurde.

Eine Frau steht, abgewendet von der Kamera, in einem begrünten Innenhof. Links ist ein gelbes Haus zu sehen.

Es gibt eigentlich nicht viel zu sagen: vom Hamburger Wetter war ich so verwöhnt, dass ich die Jacke weggelassen hatte und es wurde am Spreeufer abends doch etwas kühl – sah dafür aber sehr hübsch aus. Hier seht ihr einen meiner Lieblingsplätze in Charlottenburg am Heizkraftwerk.

Blick auf die Spree mit Abendstimmung - rechts ist ein kleiner Teil des Heizkraftwerks Charlottenburg zu sehen. Am linken Ufer sieht man Wohnhäuser, in dem in einigen Fenstern Licht brennt. In der Ferne sieht man noch einen Rest der orangenfarben anmutenden Sonne gegen blaue Wolken. Wenige Schleierwolken und die Mondsichel sind im oberen Bereich des Bildes zu sehen.

Und der Siemenssteg ist auch ein eigenes Bild wert.

Zwei Personen laufen mit dem Rücken zur Kamera über eine eiserne Brücke. In der MItte der Brücke sind runde Lampen angebracht. Auf der anderen Seite des Ufers sieht man Wohnhäusern mit Licht in vielen Fenstern.

Ein schöner Tag und gelungener Auftakt für unseren Aufenthalt in Berlin, wenn auch teilweise etwas unspektakulär, aber wir trafen auch liebe Freunde, was ja der eigentliche Grund für die Reise war.

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Wie geil ist Hamburg denn?

Der Intercity machte Halt in Hamburg-Harburg, wo wir lediglich über die Straße rollern mussten und im Hotel waren. Paternoster zu fahren machte wirklich Spaß und die Industriearchitektur hat mir sehr gut gefallen. Mir war gar nicht bewusst, dass es in Hamburg auch so viel davon gibt und nicht nur in Berlin.

Das Wetter war so gut, dass wir nur draußen herumliefen und den „Sommer“ genossen (ich weiß, dass das eigentlich gar nicht gut ist, weil Klimawandel, aber für den Urlaub war es super). Wir sind sogar so viel gelaufen, dass ich mir bessere Turnschuhe kaufen musste. Die sich schließlich als absoluter Glücksgriff herausstellen sollten: ich hatte noch nie Asics, werde aber wohl in Zukunft bei dieser Marke bleiben.

Egal, ob Schanzen- oder Portugiesenviertel, St. Pauli – alles war auf seine Art reizvoll, interessant und architektonisch sehenswert. Und in Deutschland werden mittlerweile überall leckere hausgemachte Limonaden angeboten, die ich überall in den Biergärten probieren konnte.

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Ankunft Frankfurt

Bevor wir in Vancouver ins Flugzeug gestiegen waren, fiel uns ein Mann auf, der sich vor Hustenanfällen kaum auf dem Stuhl halten konnte und wie der lebende Tod aussah. Natürlich war er Deutscher und nicht in der Lage, eine Maske aufzusetzen. Das war schon ein bisschen die Vorhut von dem, was wir in Deutschland erleben sollten – überall hustende, niesende Menschen, aber keine einzige Maske weit und breit. Wie nennt man ein Volk, das nicht in der Lage ist, dazu lernen und sich weiter zu entwickeln?

In Frankfurt angekommen brachten wir die Koffer ins Hotel und setzen uns in die U-Bahn, um an der Nidda entlang zum ersten Biergarten in Deutschland zu laufen. Wie viel Platz es dort gab! Das ist so viel besser, als die dicht gedrängten Parkplatz-Patios in Nordamerika (obwohl ich den Eindruck habe, dass das in den USA (!) meist besser ist als in Kanada).

In einem Biergarten sieht man verschiedene Tische und Bänke. Auf dem vordersten Tisch stehen ein Gericht mit Spiegelei und Kartoffeln, dahinter ein Glas und eine Flasche Kirschbier. Daneben ein Bembel mit Geschirr und Servietten.

Am nächsten Tag fuhren wir dann mit dem Zug nach Hamburg. Es hatte am Vormittag nicht so viel Auswahl bei den Zügen gegeben, so nahmen wir einen Intercity, der bis auf den letzten Platz belegt war. Die Luft war anfangs schon richtig schlecht und erreichte den höchsten Messwert, den ich jemals gemessen hatte. Ich dachte immer, Deutschland sei ein Land von Ingenieuren oder so, aber wir ignorieren das mit dem CO2-Wert in der Luft einfach komplett. Es ist egal, ob das ein Flugzeug oder die Deutsche Bahn ist.

Das nächste Mal dann wieder ein Mietwagen. Warum sollte ich vier Stunden eine Maske tragen und in dieser miesen Luft sitzen, wenn ich auch mit einem Auto fahren kann? Den Deutschen ist die Gesundheit aller anderen Menschen egal, dann sollte mir vielleicht auch die Umwelt/Klimawandel egal sein oder was meint ihr?

Und natürlich gilt immer noch das alte Gesetz: Grundsätzlich wird das, was am meisten stinkt, in die Tupperdose eingepackt. Minute 1 nach Einstieg in den Zug ist dann die Initialzündung für das Auspacken der Fressalien und es wird non-stop gefressen, was das Zeug hält. Die Beobachtung von Loriot trifft Jahrzehnte später noch immer exakt so zu. Wie war das mit der Nation, die sich nicht weiter entwickelt?

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Flying Cattle Cars

Diesen Begriff für Flugzeuge bzw. die Massenabfertigung im Flugverkehr habe ich bei A Rivera @bloodravenlib@mas.to geklaut – passender kann man es wirklich nicht ausdrücken. Wenn es eine realistische andere Möglichkeit gäbe, von Westkanada nach Deutschland zu kommen, ich würde sie nutzen (und nein, eine 6.000 Kilometer lange Zugreise von der West- zur Ostküste Kanadas und dann noch 15 Tage Schiffahrt nach Deutschland sind keine Alternative).

Gegen den Flughafen in Vancouver ist nichts einzuwenden, da hat Lufthansa auch noch einen Schalter mit Menschen, bei denen man einchecken kann. Generell gibt man sich hier wirklich Mühe: Ein riesiges Aquarium und ein Atrium mit Frischluft innerhalb des Sicherheitsbereichs mit Pflanzen und Bäumen sind wirklich außergewöhnlich.

Ein Aquarium mit vielen bunten Korallen und Fischen.

Ein Atrium mit verschiedenen Bäumen, Pflanzen und Felsblöcken.

Beim Hinflug nach Deutschland musste ich etwas schmunzeln, da sich der Pilot bei den Fahrgästen für ihre Pünktlichkeit bedankte und wir früher (!) losfliegen konnten. So ist das, wenn Deutsche reisen, dachte ich. Ja, das hätte ich gerne. Es sollte sich herausstellen, dass das eher in meiner Vorstellung so ist: Denn in Deutschland wird gespart, wo man kann (und nicht sollte).

Der Flughafen in Frankfurt hingegen ist ein einziges Chaos mit lauter Baustellen und Zäunen. Beim Rückflug nach Kanada hatten wir am Vorabend schon den Online-Checkin erledigt, aber keine Bordpässe bekommen. Natürlich nahm ich an, dass das kein Problem am Flughafen sei. Aber da hatte ich nicht mit Lufthansa gerechnet! Dort gibt es nämlich keine normalen Abfertigungsschalter mehr, die mit Menschen besetzt sind. Wir standen ratlos vor leeren Schaltern, an denen man selbst (!) sein Gepäck aufgeben soll und vorher den Gepäckaufkleber ausdrucken und am Koffer befestigen muss. – Ähm, das Flugzeug wird aber schon noch von einem Piloten geflogen oder sollen das die Fluggäste zukünftig auch selbst machen?

Ich hatte vor ein paar Monaten Stellenanzeigen für Lufthansa-Bodenpersonal in Vancouver gesehen: Dort verdient man 17 kanadische Dollar/Stunde (momentan circa 11 Euro). Dafür, dass die Leute Deutsch und Englisch können und Schichtarbeit leisten müssen? – Selbst wenn man in Frankfurt ein bisschen mehr verdienen würde, kann die Ersparnis gar nicht so groß sein. Aber man spart halt ein, wo es geht – ob es Sinn macht oder nicht.

Beim Rückflug ging es noch weiter: Das Gate wurde noch schnell geändert, was wieder einen langen Fußmarsch (für Leute, die gehbehindert sind, muss das alles doch absoluter Horror bzw. unmöglich sein) nach sich zog. Wir flogen nun von einem Gate in einer Containerhalle ab, von dem normalerweise Condor-Flüge aus abgehen. Wir mussten auf Busse warten, die über keine Klimaanlage verfügten und tuckerten ziemlich lange über zig Rollbahnen, nur um festzustellen, dass irgendetwas im Weg stand und wir immer noch nicht ins Flugzeug einsteigen konnten. Wir hielten auf der Rollbahn an und mussten in der Sonne warten. Glücklicherweise hatten wir einen vernünftigen Busfahrer, der die Türen öffnete, um etwas Luftzirkulation bekommen. Bei den zwei Bussen hinter uns wurden die Türen nicht geöffnet. Schön, wenn man vor einem zehn-stündigen Flug bereits klatschnass verschwitzt ins Flugzeug einsteigt. Und wir sprechen hier über richtig teure Lufthansa-Flüge, da könnte man schon etwas mehr Professionalität erwarten. Generell war ich etwas entsetzt, in welchem Ausmaß man in Deutschland die Passagiere vollkommen alleine lässt und sich nicht entblödet, maximal chaotisch und unfreundlich zu sein.

Ein Kommentar

Steuerschulden

Kanada hat bei den Steuern die Deadline 30. April. Da wir überhaupt nicht durchblickten und wir uns in der Zeit in Deutschland aufhalten würden, suchten wir uns einen Steuerberater. Also dachten wir. Bevor wir nach Deutschland abreisten, telefonierten und emailten wir diesem Steuerberater hinterher und wurden immer wieder vertröstet beziehungweise wechselte unser Sachbearbeiter andauernd, sodass wir nun mindestens beim dritten angelangt sind. Und natürlich passierte genau das, was wir verhindern wollten: Als wir in Deutschland waren, kam der Bescheid, dass ich Steuern hätte zahlen müssen. Großartig – zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich nun Steuerschulden, weil der Stichtag bereits vorüber war.

Und man muss nicht glauben, dass das kanadische Steuersystem weniger komplex ist als in Deutschland: Es fängt schon damit an, dass man keine Steuernummer vom Finanzamt mitgeteilt bekommt, die dann auch im Briefverkehr benutzt würde. Nein, das wäre doch viel zu einfach! Relevant ist die Sozialversicherungsnummer, die ich in Deutschland nicht dabei hatte und man kann sich nur sehr aufwändig online bei der Sozialversicherung einloggen, indem man eine App auf dem Handy verwendet (natürlich). Diese Leute, die sich immer darüber aufregen, wie wahnsinnig kompliziert und bürokratisch Deutschland doch sei – haben die schon mal in anderen Ländern gelebt oder behaupten die das einfach?

Jedenfalls hat mein Freund dann in den hinterlegten Unterlagen bei dem „Steuerberater“ irgendwo meine Sozialversicherungsnummer gefunden und konnte die Summe von Deutschland aus bezahlen. Bis jetzt musste ich wenigstens keine Strafe zahlen, zumindest weiß ich nichts davon – was jetzt auch nicht superberuhigend ist, aber gut, ich hatte die Deadline ja nur um wenige Tage überschritten, hoffen wir mal, dass da keine Unsummen entstanden sind.

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Urlaubspläne

Das Konzert in Hamburg wurde abgesagt, wegen dem wir eigentlich nach Deutschland fliegen (das sind Freunde aus Berlin, sonst wäre das nicht so wichtig). Gut, damit musste man rechnen, aber was machen wir jetzt eigentlich in Hamburg? Im Notfall die ganze Zeit Paternoster fahren, denn das Hotel in Hamburg-Harburg hat einen! Harburg soll das Spandau Hamburgs sein – ich bin gespannt, ich mag ja Spandau. Außerdem habe ich 38 Orte markiert, die wir in Hamburg besuchen sollen, ich glaube, das reicht für drei Tage.

In Berlin hat schon wieder einiges dicht gemacht, so das Kant Café am Walter-Benjamin-Platz und das Vaust – ein sehr gutes veganes Restaurant mit deutscher Küche – hat auch seit 31. März geschlossen. Dafür scheint es viel mehr Biergärten zu geben, das ist ein erfreulicher Trend. Ich weiß nicht, ob ich so experimentierfreudig bin, das Bier vieler kleinen Brauereien auszuprobieren, aber es ist immer gut, Auswahl zu haben.

Ansonsten freue ich mich schon auf Brezen und vielleicht bekomme ich irgendwo eine Käsestange – salziges Gebäck gibt es in Nordamerika praktisch gar nicht. Also Brezen schon, aber in sehr schwankender Qualität und von so etwas wie einer Butterbreze oder vielleicht sogar noch mit Schnittlauch garniert – davon hat hier natürlich noch nie jemand gehört (okay, das mag jetzt schon wieder bayerisch sein, aber es ist nicht alles schlecht, was von dort kommt).

Am ersten Maiwochenende gibt es dann wieder das Gallery Weekend in Berlin, ich habe schon eine sehr vielversprechende Installation im Kraftwerk Berlin erspäht (wie der Name schon andeutet ein ehemaliges Heizkraftwerk), die ich mir ansehen möchte. Und ein Besuch des Berliner Ensembles steht auch im Raum. Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ läuft und es gibt das Stück mit Untertiteln, damit auch Besucher*innen, die des Deutschen nicht ganz so mächtig sind, folgen können. Das würde mich schon sehr reizen; mal sehen, ob wir das zeitlich alles hinkriegen.

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Wieder da!

Natürlich verlief das mit dem Providerwechsel nicht ganz so reibungslos wie ich mir das vorstellte. Aber gut, jetzt sollte es (hoffentlich) einfach so weiterlaufen. Wenigstens habe ich nun eine ungefähre Ahnung, was auf mich zukommt, wenn ich meinen Desktop-Computer auf Linux umstelle (Erzählerstimme aus dem Off: Sie hatte keinerlei Vorstellung davon, was auf sie zukommen würde…).

Nun gut: zumindest weiß ich, dass man vorsichtig sein muss, wenn man auf andere Provider/Programme ausweichen möchte und sich nicht zu viel auf einmal vornehmen. Eigentlich würde ich ja auch gerne von WordPress weg, allerdings sind alle Alternativen nur so halbgare Lösungen und ich hätte es vorgezogen, eine richtige Webseite zu bauen und dazu vielleicht Drupal oder Typo 3 zu benutzen, mit denen ich früher schon beruflich zu tun hatte. Aber da scheint die Installation schon dermaßen kompliziert zu sein – meine Güte.

Ansonsten schreite ich bei meiner De-Amerikanisierung (ich nenne das so, ich bin schließlich hier in Kanada und die Menschen sind so richtig sauer) voran: nach Facebook und Instagram habe ich nun auch meinen Netflix-Account gekündigt. Daran hatte mich besonders gestört, dass deutsche Inhalte gegeoblockt wurden (ich wollte mir zwischendurch diese – das ist jetzt ein bisschen peinlich – bayerischen Krimis, Semmelknödeldings oder wie die heißen) noch einmal ansehen, aber die gibt es für mich nicht mehr. Die Währung, in der ich bezahlen muss, wurde aber natürlich nicht automatisch umgestellt und ich musste brav weiter Euros berappen. Und die kanadischen Inhalte sind nicht besonders interessant: In den Filmen/Serien aus Quebec wird ein anderes Französisch gesprochen und ich möchte mir das nicht antrainieren. Zudem ist die Qualität der kanadischen Filmerzeugnisse auf deutschem Niveau, also eher so mittelmäßig, was Handlung sowie schauspielerische Qualität betrifft.

Von Google loszukommen wird ziemlich schwierig, da ich zum Beispiel für Online-Meetings meistens Google Meet benutze, da es die meisten Kund*innen bereits haben. Skype macht bald dicht, WhatsApp ist ja sowieso indiskutabel. Für Zoom müsste ich selbst bezahlen und zu kleineren, unabhängigen Tools habe ich keine Erfahrungswerte. Anstatt des Google Kalenders könnte ich den von Thunderbird benutzen, das ist definitiv eine Alternative, ich müsste nur alles dorthin übertragen.

Anstatt Google Keep nutze ich jetzt zum Teil Notizzettel aus Papier – da ich die Fahrkarten für die Deutsche Bahn auf Papier ausgedruckt habe, kann ich den Notizzettel dazulegen. Die Tickets hatte ich ausgedruckt, weil ich beim Bahnfahren nicht auf mein Smartphone angewiesen sein möchte und mich das Entsperren des Handys schon nervt/zu lange dauert (ich bin nicht die geduldigste Person).

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Polit-Punkrock in Kanada

Charlie Angus ist ein kanadischer Politiker und ehemaliger Punkrocker, der sich entschlossen gegen Trump und Musk stellt. Er unterstützt unter anderem eine Petition, Elon Musk die kanadische Staatsbürgerschaft zu entziehen.

Ich weiß, das mit dem Entzug von Staatsbürgerschaften ist etwas, was sehr problematisch ist und nicht der Regelfall werden sollte. Aber vielleicht sollte man bei Elon Musk eine Ausnahme machen. In der Petition wird erwähnt, dass er sein Vermögen und seine Macht benutzt hat, Wahlen in Kanada zu beeinflussen sowie die Tatsache, dass er Teil einer Regierung ist, die die Souveränität Kanadas angreift usw.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang übrigens auch, dass immer noch im Raum steht, ob Musk gesetzeswidrig mit einem Studentenvisum in den USA gearbeitet hat.

Es gibt noch eine weitere Petition in Kanada, die mit Musk zu tun hat – nämlich, dass X von allen Regierungskanälen gelöscht werden soll – in der Petition wird auch die AfD erwähnt! Hier könnt ihr das nachlesen: Petition e-6378

Seine Substack-Seite hat Charlie Angus „Charlie Angus / The Resistance“ getauft. Sehr schön. Es ist generell sehr erfrischend, wie Charlie Angust überhaupt kein Blatt vor den Mund nimmt. Der berühmteste Song seiner ehemaligen Band L’Étranger (natürlich nach dem Roman von Albert Camus benannt), ist ein Anti-Apartheid-Stück namens „One People“. Hier schließt sich dann auch der Kreis zu Musk.

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Die Brandmauer sind wir

Ach, da habe ich gerade den abschließenden Wahlkampfauftritt von Friedrich Merz verpasst, bei dem er hunderttausende friedliche Demonstrant*innen beleidigt und Linke als Spinner beschimpft. Puh, ist das ekelhaft! Naja, wenn man keine Argumente hat…

Deshalb gleich zu etwas Konstruktivem und der Partei Die Linke, die in den letzten Monaten unheimlich viel auf die Beine gestellt hat. Sie setzt sich unter anderem für einen bundesweiten Mietendeckel, ein gerechtes Steuersystem, Klimaschutz sowie für eine offene Gesellschaft ohne Hass und Rassismus ein.

Letzteres hat Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek bei ihrer Rede im Bundestag, deren Anlass das Paktieren Friedrich Merz‘ mit der AfD war, eindrucksvoll betont.

Egal, was am heutigen Wahltag passiert: Seit dem 29. Januar sind über 26.000 Menschen in Die Linke eingetreten – was für ein fulminantes Comeback! Ich war eine davon und wir wissen, dass das erst der Anfang ist und wir gemeinsam für unsere Ziele kämpfen werden. Auf die Barrikaden!

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Freiheit

Mittlerweile klingt das Wort „Freiheit“ als Begriff ziemlich abgedroschen, aber trotzdem würde ich gerne darauf hinweisen, welch großes Geschenk Europa ist, das wir im Alltag nicht vergessen sollten. Also ich meine natürlich das grenzenlose Europa – wenn man so nah wie ich an einer harten Grenze wohnt, weiß man es noch mehr zu schätzen. Und ich spreche jetzt ausdrücklich von Grenzübertritten im letzten Jahr, also noch zu Biden-Zeiten. Jetzt will ich keinen Fuß mehr in die USA setzen.

Aber von vorne: Beim letzten Grenzübertritt waren wir natürlich im Besitz des erforderlichen ESTA-Visums und des zusätzlichen Visums für den Übertritt auf dem Landweg. Trotzdem hat uns der Beamte am Schalter nicht durchgewunken, wie bei unserem letzten Besuch der USA davor, sondern wir mussten mal wieder ins Gebäude. Das lief dann so ab: Wir parkten und mussten wie immer die Autoschlüssel im offenen Auto (!) lassen. Dann gingen wir ins Gebäude und standen in der Schlange. Am Schalter mussten wir zum zweiten Mal in einem Jahr die Fingerabdrücke abgeben und Fotos machen lassen. Was soll das? Die Fingerabdrücke ändern sich doch nicht und auch mein Aussehen nicht wirklich. Außerdem mochte der Grenzbeamte unsere FFP2-Masken nicht, die wir beim Heineingehen aufgesetzt hatten und meckerte deshalb herum. Zweimal mussten wir sie dann abnehmen. Ich will gar nicht wissen, wie sie einen jetzt behandeln, nachdem sie durch Trump-Musk einen Freibrief haben, zu tun, was sie möchten.

Aber eigentlich wollte ich über die EU sprechen und was für eine wunderbare Errungenschaft sie ist: Dieses Bündnis verschiedener Länder mit seinen unterschiedlichen Sprachen, die doch so viel Geschichte und Gemeinsamkeiten verbindet. Und die Möglichkeit, wie hier in diesem Video gezeigt, ungehindert von Frankreich nach Deutschland über eine Brücke zu laufen ohne irgendwelche Grenzkontrollen über sich ergehen zu lassen – das ist für mich der Inbegriff von Freiheit, die wir keinesfalls leichtfertig aufs Spiel setzen sollten.

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„If it sounds English or French, it’s probably Canadian“

So jetzt ist es passiert: Seit heute verhängen die USA 25-Prozent-Zölle auf kanadische Produkte. Justin Trudeau und einige Premierminister der Provinzen riefen bereits im Vorfeld dazu auf, nicht mehr in die USA zu reisen und kanadische statt amerikanische Produkte zu kaufen. Auf Facebook (!) reichte man daher schon vor einer Woche Listen mit kanadischen Erzeugnissen herum und auf Mastodon werden sie seit gestern auch fieberhaft geteilt.

Produkte aus Kanada zu kaufen versuche ich sowieso schon seit geraumer Zeit. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass das schwierig ist: Zum Beispiel erwarb ich in einem der renommierten Museen indigenes Kunsthandwerk, nur um dann festzustellen, dass es auch „Made in China“ war (also kanadisches Design, aber hergestellt in China). Das ist schon etwas frustrierend, aber okay, es kommt immerhin nicht aus den USA, oder?

Für das Vorhaben, amerikanische Produkte zu vermeiden, wäre es gut, wenn es einheitliche und eindeutige Kennzeichnungen auf den Verpackungen und/oder Schildern (bei Obst, Gemüse, Salat) gäbe, aber dem ist nicht so, daher müssen wir viel lesen und lernen. Die Alternative zu Heinz Ketchup ist „French’s Ketchup“ – ich habe es im Supermarkt schon erspäht, Geschmackstest folgt demnächst. Hier ein Satire-Video, das das Dilemma ganz gut herausstellt:

Wenn sogar der Kaffee von Tim Hortons boykottiert werden soll – Tim Hortons ist das kanadische Starbucks – ich muss jetzt gestehen, dass ich sowieso noch nie (!) dort war. Ich kann diese Unsitte, Kaffee herumzutragen, überhaupt nicht leiden und trinke meinen Kaffee einfach zuhause. Gut, der kommt sicher auch nicht aus Kanada, ach, es ist schwierig.

Was auch schwierig wird: die vegetarischen Optionen für Pattys oder Würste zu ersetzen. Die wirklich ausgezeichneten Produkte von Beyond bekommt man hier sehr leicht und sie schmecken wirklich am besten. Die kanadische Alternative heißt „Yves“ (wer denkt sich diese schlechten Namen aus?) und die Hot Dog-Würstchen sind zum Beispiel okay, aber nicht berauschend.

Aber Schluss mit der Lamentiererei – die Kanadier*innen sind gerade in so erfrischend-trotziger Aufbruchstimmung und schließen sich zusammen, um sich zu wehren – das ist sehr ansteckend. Dann lasst uns alle Yves-Produkte der Reihe nach durchprobieren und wenn es nur alleine deswegen schon ein bisschen besser schmeckt, weil wir damit Trump & Co. eins auswischen können!

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Eine einsame Stadt

Ich habe wirklich ein Händchen dafür, fröhlich in den Tag zu starten: Heute Morgen habe ich mir den Dokumentarfilm „Eine einsame Stadt“ angesehen und ja, man hätte natürlich ahnen können, dass es nicht der große Comedy-Brüller sein würde. Hier der Trailer und Infos: Eine einsame Stadt

Ich wollte ihn zunächst abends auf dem großen Fernseher anschauen, aber weder auf der Konsole noch in meinem Tablet habe ich die Onleihe, über die ich den Film ausleihe, richtig zum Laufen bekommen. Das wäre etwas komfortabler gewesen als am PC, aber wenn es nicht funktioniert … (Es ist vielleicht so vorgesehen, was ich jetzt in der Anleitung gelesen habe. Selbige ist aber sehr viele Seiten lang.)

Onleihe.de ist trotzdem ein richtig gutes Tool, auch wenn ich nicht komplett durchblicke, wie es funktioniert. Aber ich kann mich hier in Kanada über das Goethe-Institut einloggen und dann kostenlos Bücher und Filme digital ausleihen – ist das nicht toll? (Den Goethe-Institut-Account habe ich nur, um Unterrichtsmaterialien für Deutsch zu finden.)

Zuerst habe ich „Der Untertan“ von Heinrich Mann gelesen. Also okay, zugegeben, 75 Prozent davon, dann hatte ich irgendwie gerade keine Zeit, das Buch ging automatisch zurück und ich weiß jetzt nicht mehr, auf welcher Seite ich war. Da seht ihr das einzige Manko, das man mit dieser Ausleihe hat. Als nächstes habe ich „Berlin“ als Suchbegriff eingegeben und dadurch den Film gefunden.

Und damit zurück zum Film: Für absolute Berlinliebhaber*innen wie mich ist der Film interessant, weil er wie erhofft schöne Aufnahmen Berlins zeigt, zu meiner Freude auch viel aus dem Westteil der Stadt. Dann porträtiert er sehr unterschiedliche Menschen: verschiedene Altersgruppen und Berufe – alle sind mit dem Thema Einsamkeit konfrontiert. In einer Kritik habe ich gelesen, dass niemand mit Migrationshintergrund dabei ist und zu viele Männer, das kann sein. Es ist trotzdem ein guter Einblick, wie die Menschen dort leben und man sieht die typischen urigen Kiezkneipen, wenn auch keine tiefergehende Analyse stattfindet. Im allgemeinen bin mir aber ziemlich sicher, dass Einsamkeit nicht nur ein Problem Berlins ist: Es hat etwas mit Großstädten und der heutigen Gesellschaft zu tun. Einsamkeit gibt es auch in anderen Städten.

Berlin kann natürlich anonyme Großstadt sein, aber trotzdem gibt es die kleinteilige Struktur der Kieze und wirklich unzählige Freizeit- und Sportmöglichkeiten – oder wie im Film auch gezeigt wird – Gelegenheiten, sich in der Natur aufzuhalten. Und die Kunst-, Musik- und Literaturszene ist doch nirgendwo so groß wie in Berlin. Man muss halt herausfinden, was einem am besten gefällt und dadurch auch andere Menschen kennenlernen. Es kann natürlich Durchhänger geben, aber wie bei allem: Man darf einfach nicht aufgeben.

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Von Straußen und dänischen Dörfern

Nicht weit von Santa Barbara hatte ich von einer Straußenfarm gelesen: „Ostrichland USA“. Das klang natürlich zu verlockend – jetzt würden wir die ganz großen Abenteuer erleben!

Ein Schild, auf dem ein Strauß gemalt ist, steht am Straßenrand. Es hat die Aufschrift "Ostrichland USA - Feed this bad boy!"

Die Strauße sind sehr interessante Tiere – vor allem die Füße haben mir sehr gefallen, weil sie mich aus der Nähe an Dinosaurier erinnern. Sie sind natürlich auch sehr gefräßig, man wurde vorgewarnt, dass man die Schüssel mit Futter mit beiden Händen festhalten soll. Das habe ich auch sehr ernst genommen und war sehr konzentriert beim Füttern – das wilde „peck, peck, peck“ spricht Bände.

Es gab dort aber auch Emus, die neugierig über den Zaun lugten. Allerdings war die Mückendichte um alle Tiere auf der Straußenfarm extrem hoch – normalerweise werde ich nicht viel gestochen, hier war es aber anders und wir hielten den Besuch relativ kurz. Im Geschenkeladen musste ich mir noch ein Emu-Shirt kaufen.

Dann fuhren wir weiter nach Solvang, einem „dänischen“ Dorf: Wie ich schon immer vermutet hatte, ist es nicht besonders toll, fake ist hier Programm. Wir waren auch noch ziemlich früh dran, sodass nicht mal der Biergarten offen hatte. Aber gut, nicht wirklich ein Verlust – sorry, aber dänisches Bier muss nun auch wirklich nicht sein. Hunger hatten wir auch keinen, weil wir endlich die Box mit Donuts verspeist hatten, die wir schon eine Weile mit uns herumschleppten. Also auch keine dänischen Teilchen, das hätte ich besser planen sollen.

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Letzter Stopp: Eugene, Oregon

Jetzt aber nun wirklich zur letzten besuchten Stadt, bevor wir wieder nach Kanada zurückfuhren: Eugene wurde mir in Blogs und Reiseführern empfohlen. Aber zunächst machten wir eine Pause an diesem Rastplatz, der Ausblick auf einen wunderschönen grünen See bot.

Im Vordergrund sieht man einen Zaun vor ein paar Bäumen. Im Tal darunter liegt ein grüner See, auf der anderen Uferseite erhebt sich ein kleiner Berg mit viel grün, Büschen und Bäumen.

Die Farbe erinnerte mich an das Bild eines Schweizer Sees, das ich mal gesehen hatte – es muss wohl die Gegend um Locarno im Tessin sein. Leider weiß ich nicht, ob das der Ausläufer eines Flusses oder der Schweizer Teil des Lago Maggiore war. Naja, jedenfalls möchte ich dort auch mal hin.

Am Rastplatz sprach uns ein Mann an, der uns in Sacramento gesehen hatte. Es ist schon sehr bezeichnend, dass er uns erkannt hatte: Man sieht, wie wenige Leute in Sacramento unterwegs waren. Er sei von San Diego aus auf dem Weg nach Alaska und würde dort sein Auto verkaufen und zurückfliegen. Schon klar, dass Amerikaner*innen sich nicht Kanada ansehen wollen, sondern lediglich durchfahren.

Was ich gar nicht wusste: Ken Kesey, der „Einer flog über das Kukucksnest“ geschrieben hat, stammte aus Eugene. Tom Wolfe hat über ihn das Buch „The Electric Kool-Aid Acid Test“ geschrieben, das ich vor Jahrzehnten gern gelesen hatte. Allerdings muss ich es wohl verliehen haben und bekam es nie zurück (falls einer der Leser*innen es hat – ich hoffe, du liest es wenigstens hin und wieder!). Das mit diesen Acid-Tests und LSD finde ich etwas befremdlich, die Band Grateful Dead war bei diesen Partys auch immer dabei. Aber sonst hat mich schon immer alles an den sechziger und siebziger Jahren fasziniert: die Aufbruchstimmung, die Musik – ich wäre sehr gerne bei Woodstock dabei gewesen, war aber damals natürlich noch gar nicht geboren.

Das mit den Drogen zieht sich ein bisschen durch Eugene, man kann überall Hilfeeinrichtungen erspähen. Als ich ein bisschen Architektur angucken wollte, begrüßten uns diese netten Tiere.

Eugene ist sehr alternativ, es gibt dort einige Tierrechtsgruppen und andere Aktivist*innen; ansonsten ist es einfach sehr bunt und vielfältig. Als wir an einem kleineren Club vorbeiliefen, grinsten uns schwarzgewandete Menschen freundlich an (ich liebe es, zufälligerweise passend gekleidet zu sein) und fragten uns, ob wir nicht Konzerttickets kaufen möchten. Irgendeine bizarre weibliche Goth-Combo trat auf, das muss dann nicht unbedingt sein. Aber ich kann immer wieder nur sagen: Oregon wird total unterschätzt!

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Seltsames Sacramento

Fast hätte ich vergessen, dass ich ja auch noch über die Rückreise schreiben muss. Schließlich machten wir dort auch nochmal Halt: Als erstes übernachteten wir in Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens. Hier war ich definitiv noch nie! Eine Überraschung erlebten wir gleich bei der Ankunft an der Hotelrezeption, wo ein Deutscher stand. Er erzählte uns, dass er vor 17 Jahren in die USA gezogen sei, es allerdings nicht noch einmal machen würde, weil alles immer schlimmer werden würde. Das ist ja mittlerweile fast überall der Fall.

Das Hotel war wirklich nicht dazu gedacht, dass Gäste von hier zu Fuß in Richtung Downtown laufen. Es war etwas unheimlich, es gab aber so etwas wie einen Gehsteig an der Interstate entlang.

Sacramento hat ein großes Problem mit Wohnungslosigkeit, in Downtown gab es richtig schöne Häuser, aber sehr viele Geschäfte standen leer und nur wenige Leute liefen durch die Straßen. Das erste Gebäude des Zentrums war der Bahnhof (immerhin gibt es dort einen), dann folgte gleich ein Bail-Bonds-Unternehmen, dann das Gericht und das lokale Gefängnis. Das Gericht selbst war sehr liebevoll gestaltet.

Wir liefen dann weiter in Downtown herum – in einem Park gab es zumindest ein mexikanisches Restaurant mit einem großen Garten, das geöffnet hatte; ansonsten überall gähnende Leere.

Am Kapitol tummelten sich ein paar Hochzeitsgesellschaften, weil das wohl der einzige Park/das einzige Gebäude ist, das sich für Fotos anbietet. Es war schwer zu fotografieren, weil ein riesiger Bauzaun dort gerade die Hälfte versperrte.

Und auch der historische Kern von Sacramento war merkwürdig verlassen – wahrscheinlich halten sich die Einwohner*innen irgendwo in den Suburbs auf oder vielleicht flüchten die Abgeordneten auch gänzlich, wenn Sitzungspause ist. Anders kann ich mir das nicht erklären, es ist jedenfalls sehr schade für die eigentlich hübsche Stadt.

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Ein Nachmittag in Pasadena

Ich nahm an, ich hätte Pasadena noch nie besucht, aber dann stellte ich fest: 2018 hatte ich dort eine Führung in einem Haus der Arts-and-Crafts-Bewegung gemacht. Das Gamble House kann man wirklich jedem empfehlen, der sich für Architektur interessiert.

Pasadena ist eine Stadt im Los Angeles County und ich muss aufhören, von „Städtchen“ zu sprechen, denn sie hat rund 139.000 Einwohner. Vielleicht macht sie einen kleineren Eindruck, weil man die Downtown so gut zu Fuß erkunden kann. Es gibt dort Biergärten, interessante Architektur und Plattenläden.

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Der schönste Ort der Welt

Bereits 2018 hatte ich diesen wunderbaren Ort entdeckt: die Huntington Library in Los Angeles. Dort gibt es nicht nur eine Bibliothek, sondern auch einen riesigen botanischen Garten. Nun muss ich aber auch zugeben, dass der Garten viel schöner ist, wenn die Sonne scheint und das war bei diesem Besuch leider nicht der Fall. Mist! Ist das der Klimawandel, wenn es in Südkalifornien im Juni so kalt und ständig bewölkt ist? Aber gut, wenn das Wetter dort gar nicht mehr schön ist, muss man auch nicht mehr unbedingt dorthin ziehen. Nichts mehr mit California Dreamin‘ und so.

Wie man unschwer erkennen kann, mag ich Kakteen sehr gerne und finde diese außergewöhnlichen Pflanzen sehr faszinierend. Es ist außerdem erstaunlich, wie gut Fotos mit dem Handy mittlerweile werden. Aber trotzdem, manchmal ist eine richtige Kamera doch von Vorteil. Hier die Auswahl einiger Bilder – teilweise sind die Frösche sehr gut versteckt.

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Endlich angekommen

Nun aber noch zu Los Angeles, dem Ziel unserer Reise. Manche haben ja Vorurteile gegenüber der Stadt, aber ich finde sie sehr vielfältig: Film- und Musikgeschichte, Strand, unheimlich viel Kultur in Form von Museen und anderen Sehenswürdigkeiten. 2018 haben wir dort schon eine Woche im angesagten Bezirk „Silver Lake“ im Osten der Stadt verbracht und ich habe gelernt, dass sich auch diese Metropole sehr im Wandel befindet, da man hier mitten in der Stadt Community Gärten angelegt hat und Hühner hält, aber auch versucht, die Downtown zu revitalisieren. Dort findet man jetzt coole Markthallen und kann die schönen alten Theater und andere Gebäude ablaufen. Dieses Mal stiegen wir allerdings in einem Motel in Santa Monica ab. Und ich war mit meiner Wahl sehr zufrieden:

Ein Schild im Fenster des Motels, auf dem folgender Text steht: "We welcome all races, all religions, all countries of origin. all sexual orientatations, all genders. We stand with you, you are safe here." Santa Monica

Womit ich nicht gerechnet hatte, waren die niedrigen Temperaturen. Ende Mai/Anfang Juni hatte ich mir mehr als magere 18 Grad erhofft, aber was soll’s. Die Sonne kam vor ein Uhr mittags meist auch nicht raus, man musste etwas Geduld haben. Da ich sonst immer nur im Juli und August in L.A. war, war das neu für mich. Zusätzlich war das Wasser des Pazifiks etwas braun und voller Blütenstaub (es hatte vor kurzem wohl stärkeren Regen gegeben), daher versuchte ich Schwimmen nicht mal; weit wäre ich bei den Lufttemperaturen nicht gekommen. Aber am Meer sitzen ist auch gut.

Hier ein paar Eindrücke von Venice, was auf jeden Fall sehenswert ist und wo man auch gut draußen in Restaurants sitzen kann. Irgendjemand aus Baden-Württemberg musste sich hier mit peinlichen Stickern verewigen, aber seht selbst (die gelben Aufkleber mit „Nett hier“ und „Scheiße hier“).

In Chinatown stöberten wir in einigen Läden herum: wir kauften eine chinesiche (oder so) Lampe, an der Fische hängen – falls wir sie jemals zusammensetzen, mache ich auf jeden Fall Fotos. Danach klapperten dann die musikhistorisch wichtigen Lokalitäten rund um den Sunset Boulevard ab – absolute Pflicht für Musikfans. Und natürlich war es ausgerechnet an dem Tag, an dem wir nur auf Asphalt herumliefen, plötzlich ziemlich heiß.

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Santa Barbara

Jetzt ging es schon wieder ans Einpacken – auf so einem Road Trip bekommt man aber eine ganz gute Routine. Die Strecke war nicht weit nach Santa Barbara, das ich als hübsch, wohlhabend und ruhig (um nicht zu sagen „etwas langweilig“) in Erinnerung hatte. Downtown kann man sehr gut zu Fuß erkunden und sie ist sogar schöner, als ich dachte.

Ausgerechnet kurz vor dem Strand gibt es dann allerdings wieder eine mehrspurige Straße, die für Fußgänger*innen nicht ideal ist. Aber so ist das halt, wenn man Autos priorisiert. Auf den riesigen Boardwalk geht es dann auch mit dem Fahrzeug, was mir nicht ganz geheuer wäre – andere haben da offensichtlich weniger Bedenken.

Normalerweise esse ich keine Meeresfrüchte mehr, aber ich dachte, hier direkt an der Quelle kann ich eine Ausnahme machen und die Muscheln haben wirklich wunderbar geschmeckt. Die guten Tier- und Landschaftsfotos auf dieser Reise hat übrigens alle mein Partner mit seiner Kamera geschossen. Das ist jetzt peinlich: Es müsste eine Canon sein, aber fragt mich jetzt nicht nach dem Modell…

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In guter Erinnerung

Nächster Halt war San Luis Obispo, das ich mir als lohnenswertes Urlaubsziel gemerkt hatte – warum genau, wusste ich allerdings nicht mehr. Ich fand ein lustiges Hotel, in dem ich als Hommage an die zwei Nachbarskatzen Dot und Dash das „Dot N‘ Daisy“-Zimmer buchte – auch, weil das quietschbunte Zimmer mit Balkon viel Fröhlichkeit ausstrahlte. Es hätte beispielsweise noch das Zimmer „Schweizer Grotte“ (oder so) gegeben, das mir definitiv zu dunkel war. Das Madonna Inn liegt an einem Highway und besitzt einen riesigen Parkplatz. Anscheinend ist es ein Ort, zu dem Leute kommen, die gerne im 50s-Styling herumlaufen. Das war alles sehr spannend und alleine der Aufstieg zum Zimmer mithilfe einer engen weißen Wendeltreppe sehr hübsch.

Hier musste man auf jeden Fall das Auto nehmen, um in den Ortskern zu gelangen: das Städtchen ist wirklich sehenswert und es gibt einige nette Restaurants und Breweries mit viel Platz.

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Weiter nach Süden

Als nächstes fuhren wir ins Städtchen Monterey und wollten auch Carmel-by-the-Sea besichtigen. Allerdings wurden wir von Massen an Tourist*innen überrascht. Der Grund war Memorial Day, ein Feiertag, den ich übersehen hatte. Zunächst versuchten wir, in einem Trader Joe einzukaufen (zum ersten Mal überhaupt), was durch die Menge an Leuten aber etwas stressig war. Außerdem ist das wohl so ein halber Bio-Laden – jedenfalls gab es nur ein begrenztes Warenangebot.

Wir flüchteten nach Carmel, wo (mal wieder) sämtliche Parkplätze und -häuser belegt waren, wir ließen das Auto am Stadtrand auf der Straße stehen und liefen daher noch mehr als geplant zu Fuß. Zunächst sahen wir uns ein Haus des Architekten Frank Lloyd Wright an, das er direkt am Strand gebaut hat. Leider kann man es nicht von innen besichtigen, aber an dieser Stelle war es auch von außen ein Hingucker. Es ist jetzt wohl ein Atelier – man konnte viele Glas-Skulpturen sehen.

Carmel ist auch für seine Künstler*innen berühmt, aber die kleinen Galerien stellen viel Aquarell-Landschaftsmalerei aus, das ist nichts für mich. Ansonsten merkt man, dass dort eher wohlhabende Leute wohnen, was es etwas langweilig macht. Aber zumindest gab es Restaurants mit hübschen Terrassen – diese sind in Vancouver Mangelware, von daher genossen wir die Atmosphäre und gutes Essen.

Von Monterey oder Carmel gelangt man auch zum 17-Mile-Drive, der eine Maut kostet, aber sein Geld wert ist. In Carmel selbst gibt es noch solche Ziele wie den Carmel River State Beach mit seinen unzähligen Pelikanen.

Weiter südlich machten wir zunächst beim Elephant Seal Vista Point Halt. Dann ging es weiter zum Morro Rock, einem imposanten Berg, der dort vor der Küste aus dem Wasser ragt. Zwei sehr freundliche Amerikaner hatten Ferngläser aufgebaut, durch die Besucher*innen hindurchgucken konnten, um ein Greifvogelnest (ist das ein Habicht? Bussard? Ich bin ganz schlecht beim Auseinanderhalten der Vögel) im Berg zu beobachten. Es gab Seeotter und die sehr entzückenden Ground Squirrels, die wir bis dahin gar nicht kannten – sie zeigten keinerlei Scheu vor Menschen und waren wohl auf Futter aus.

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San Francisco

Dann peilten wir San Franciso an, das ich auch schon mal vor circa zwanzig Jahren besucht hatte – meine Erwartungen waren nicht groß: Ich meine, es ist voller Tourist*innen, teuer, gentrifiziert. Aber ich wurde angenehm überrascht und fand es doch ziemlich schön dort.

Was mir in der Stadt sofort auffiel, waren die selbstfahrenden Autos, die ich ziemlich unheimlich fand – und auch sinnlos. Welchen Vorteil bringt uns das? Cybertrucks sahen wir ebenfalls einige, den ersten hatten wir aber schon in Portland erspäht, sie sind halt einfach häßlich.

Man sieht ein weißes selbstfahrendes Auto auf einer Straße, von der Seite fotografiert.

Dann liefen wir zu einer Bar, von der ich gutes gelesen hatte. Allerdings standen vor der Tür aufgebrachte Menschen, die nicht hineingelangten, weil laut Aushang an der Tür „Plumbing Issues“ bestünden. Das Lokal verfügte aber über einen großen Hof und wir konnten das Lachen und Trinken der Gäste hören. Etwas seltsam, aber gut.

Dann suchten wir in der Umgebung ein Restaurant, bis wir plötzlich vor einem Schild „Biergarten“ standen. Auf Deutsch! Natürlich marschierte ich sofort in den Innenhof, wo mir ein „we are closing!“ entgegenschallte. Das ist ja wirklich wie in Deutschland! Schließlich fanden wir ein französiches Lokal aus, das sich als absoluter Glücksgriff herausstellte: sehr freundliche Kellner und ausgezeichnetes Essen – endlich waren wir in San Francisco angekommen.

Am darauffolgenden Tag liefen wir zum späten Mittagessen noch einmal zu dem Biergarten, der jetzt auch geöffnet war. Da mein Partner noch nie in der Stadt war, hatten wir am Morgen die touristischen Highlights abgeklappert: Pier 39, wo sich die See-Elefanten sonnen und dann am Ufer entlang Richtung Downtown. Das war ein schöner Spaziergang und da wir relativ früh dran waren, hielt sich die Touristenmenge auch in Grenzen.

Ich hatte außerdem Tickets für die Yayoi Kusama-Ausstellung im Museum of Modern Art gekauft, vorher sahen wir uns auch die anderen Ausstellungen im Haus an. Auf einem Stockwerk gab es „German Art After 1960“, wo hauptsächlich Anselm Kiefer, Gerhard Richter und Georg Baselitz zu sehen waren, was ich ein bisschen dürftig fand. Aber insgesamt war es sehr schön – neben Kusamas Werken fand ich den One-way colour Tunnel von Olafur Eliasson besonders gelungen.

Schließlich stellte ich erstaunt fest, dass ich noch nie im berühmten Haight Ashbury-Viertel gewesen war – die Zeit der Hippies ist ja auch schon lange vorbei. Trotzdem fand ich es hübsch und interessant, hier doch noch einiges an Counterculture zu entdecken. Ein Mann lud Equipment für ein Konzert aus und schimpfte lauthals über die „Touristic Vultures“ – ich fühle mich bei so etwas grundsätzlich nicht angesprochen, weil ich in meinem Leben einiges Geld in Platten, Shirts und Konzerte investiert habe. Und ich glaube auch nicht, dass er uns meinte.

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Nächster Halt: Kalifornien

Vor unserer Reise hatte ich einige Blogs und Reisführer durchforstet, um die beste Strecke zu finden und zu erfahren, welche Sehenswürdigkeiten wir auf keinen Fall verpassen dürfen. Crescent City wurde als erster Stopp in Kalifornien empfohlen und wir staunten nicht schlecht, als wir eine der häßlichsten Städte der USA vor uns sahen: Eine Ansammlung von Strip Malls (Läden mit Parking Lots), die Leute mit Fahrrädern mussten mangels Fahrradwegen auf den Gehsteigen fahren.

Das Innere des Hotels war etwas kitschig und altbacken. Auch eine große Gruppe von Nonnen war dort abgestiegen – ich weiß nicht, warum mir immer so etwas passiert. Dazu muss man wissen, dass ich während meiner ersten Ausbildung stets Blockschule in München hatte und währenddessen in einem Wohnheim für Mädchen/Frauen übernachten musste, das von polnischen Nonnen geleitet wurde. Klingt wie eine Geschichte aus den 1950ern…

Das Innere eines Hotels in Crescent City. Man sieht die Eingangstür von innen, über der Tür des Empfangsraums gibt es eine Ballustrade, auf der kleine Modellboote stehen.

Aber zunächst noch etwas zum Wetter: Mir war schon klar, dass es Ende Mai in Nordkalifornien nicht brüllend heiß sein würde, vor allem nicht in einem Hotel direkt am Meer. Allerdings war es während unserer Reise öfter bewölkt, als ich angenommen hätte und sehr neblig. Nichtsdestotrotz erfuhren wir, warum das Örtchen empfohlen wurde – die Strände sind wirklich wunderschön.

Und ab hier konnten wir sehr viele Tiere beobachen.

Wenn ich aber gewusst hätte, wie schön Eureka ist, das eineinhalb Stunden südlich von Crescent City liegt, hätten wir dort zumindest Halt gemacht. Das Städtchen mit seinen bunten, alten Häusern hat wirklich großen Charme. Leider gelang mir nur der Schnappschuss eines Theaters – aber das ist doch schon sehr vielversprechend, oder?

Die gelbe Fassade des Richard Sweasey Theater, 1920 erbaut. Darin spielt Eurekas Symphonieorchester.
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5.150 Kilometer an der Westküste entlang

Ich wollte noch von unserer Reise nach Kalifornien erzählen – den ersten Halt machten wir in Portland, Oregon. Vor ungefähr zwanzig Jahren war ich schon einmal kurz hier und hatte es als eine sehr grüne Stadt in Erinnerung. Das Wetter war damals eher bewölkt, aber diesmal sollte es anders sein. Wir hatten ein Hotel in Downtown gebucht, die nicht so einfach zu manövrieren ist mit all ihren Einbahnstraßen. Es gab überall Bäume, kleine Parks und eine Pride-Flagge nach der anderen (in Banken!). Ich habe außerdem gelesen, dass Portland zu einem Refugium für trans* Personen aus dem Mittleren Westen der USA geworden ist.

Als gute Europäer*innen ließen wir das Auto natürlich sofort stehen und machten uns zu Fuß auf den Weg. Es ist manchmal krass, wie viele Kilometer man auf diese Weise an einem Tag zusammenbekommt, aber ich bin immer noch der Meinung, dass man nur so eine Stadt wirklich kennenlernt. Ich wollte zu den Food Courts, von denen ich gehört hatte: Das sind Areale, auf denen es verschiedene Food- und Beer-Trucks mit Bänken, Tischen und Stühlen gibt. Mir schoß dann immer wieder ein Gedanke durch den Kopf: Portland ist so, wie sich Deutsche Kanada vorstellen.

Dazu muss man wissen, dass es in Vancouver bei weitem nicht so viele Patios und Outdoor-Angebote gibt, wie man sich das wünschen würde. Und Portland ist ja keineswegs wärmer. Diese Wagenplätze sind sehr zahlreich, man kann von einem zum nächsten laufen – überall ist die Auswahl und das Flair ein bisschen anders: mal eher rustikal-alternativ, dann etwas teurer, mal mit extra Cocktail-Bar, dann wieder ein asiatisches Angebot.

Hier hatten es sich Leute um ein Lagerfeuer herum auf den typischen Kanada-Stühlen (okay, in Kanada sind sie natürlich rot) gemütlich gemacht und eine Frau trug dünne Stoffhandschuhe. So macht man das! Ich fand es nicht kalt, aber wir saßen ja auch schon im Winter in unserer Lieblingsbrewery in Burnaby draußen bei den Hundebesitzer*innen. Und gut, dass wir das taten – mittlerweile ist sie ja geschlossen.

Die Viertel rund um die Food Courts sahen sehr hübsch aus – viele Häuser mit dschungelartigen Gärten. Zufällig sind wir außerdem über ein deutsches Lokal gestolpert, in dem es Augustiner gab. Das bekomme ich in Kanada gar nicht! Fazit: Top Stadt, 10/10 Punkten – gerne wieder!

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Zwischen Ölraffinerien

Im Norden von Burnaby gibt es einige nette Strandabschnitte, obwohl sie immer wieder durch Ölraffinerien und chemische Fabriken unterbrochen werden. Letztes Wochenende fuhren wir zum östlichen Abschnitt, den wir noch nie besucht hatten. Der Barnet Marine Park soll laut Google-Rezensionen wunderschön und sehr leer sein, also nichts wie hin. Natürlich waren die drei Parkplätze rund um den Strand Sonntagmittag alle voll und wir mussten weiter weg wild parken. Von dort ging es eigentlich nicht zum Strand hinunter und um uns herum war lediglich die mehrspurige Straße, die von der Stadt dorthin geführt hatte.

Fast hätte ich schon schlechte Laune bekommen, da hörten wir im Gebüsch etwas rascheln. Ein kleiner Maulwurf spähte aus hinuntergefallenen Blättern am Boden zu uns hinauf – wie niedlich ist das denn? Und wir warteten noch etwas und sahen ihn tatsächlich für einen Augenblick ganz herauskommen. Das Glück hatte ich noch nie zuvor!

Nach dieser sympathischen Begegnung war ich optimistischer eingestellt. Da es keinen offiziellen Weg hinunter zum Strand gab, marschierten wir auf gut Glück einfach los und siehe da: Man konnte die Böschung hinuntergehen – jemand hatte einen Trampelpfad etabliert und ein gelbes Seil gespannt, an dem man sich an den besonders steilen Stellen festhalten konnte. Nur hier hinunter, über die Gleise, dann nochmal ein Trampelpfad mit Seilen und schwupps, war man am Strand. Fußgänger*innen wird in es in diesem Land immer besonders leicht gemacht.

Als leer würde ich den Strand nur stellenweise bezeichnen und die Rezensent*innen hatten auch etwas übertrieben, aber wir fanden viele kleine Krabbenkinder, denen wir mit Vergnügen zusahen, wie sie seitwärts durchs flache Wasser liefen. Einen kleinen Seehund konnten wir ebenfalls erspähen und die Landschaft, der Leuchtturm und die Stegreste haben ihren Charme. Außerdem bekam ich an einem Kiosk das erste kanadische Softeis – zwar nur in Vanille erhältlich – trotzdem köstlich. Und auf dem Rückweg sahen wir im Gebüsch noch eine kleine Schlange, gelb-braun mit einem roten Streifen, also das hatte sich wirklich gelohnt.

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Trip nach Squamish

Am langen Wochenende (1. Juli war Canada Day) fuhren wir Richtung Norden nach Squamish, ungefähr eine Stunde nördlich von Vancouver. Anscheinend hatte ich nach dem USA-Trip (Beiträge folgen) noch nicht genug von kurvigen Küstenfahrten, denn das war genau wieder eine solche. Und ich kann jetzt mit Bestimmtheit sagen, dass ich einfach alles am Autofahren hasse.

Erster (versuchter) Halt bei einem Aussichtspunkt namens „Brian’s Outlook“: Parkplatz voll und es ist gar nicht so einfach, da wieder herauszukommen, denn auf diesen Parkplätzen ist es eng und riesige Pickup-Trucks, SUVs etc. schwer zu manövrieren. Sogar ein Van mit Rosenheimer Kennzeichen hatte es dorthin geschafft – nicht schlecht!

Was ich nicht wusste: Kletterbegeisterte kommen auch hierher, um ihrem Hobby nachzugehen. Es gibt ein paar kleinere Felsen, die nicht so angsteinflößend aussehen, da kann man gut nachvollziehen, dass die Gegend sehr beliebt ist.

Dann zweiter Versuch, Halt an den Wasserfällen: Parkplatz voll. Und ja, manch Schlaumeier mag sagen, was erwartest du denn, an einem Wochenende mit Feiertag – klar, ist es überall voll! Allerdings sollte es am folgenden Wochenende genau das gleiche Problem geben, an einem weitaus weniger beliebten und bekannten Ausflugsziel.

Aber zurück zu Squamish: Schließlich fuhren wir direkt in das Örtchen – dort gab es noch Platz. Und sogar ein Restaurant (drinnen übertrugen sie das Deutschland-Spiel – vergessen gegen wen, aber da haben wir noch gewonnen) mit großem Patio. Squamish ist ein netter Ort mit einer Hauptstraße, die kleine Geschäfte und Restaurants bietet. Rund um die Stadt gibt es einige Wander-/Fahrradwege – so wäre es vielleicht eine Option, sich ein Fahrrad oder einen Scooter zu mieten und zurück zu den Wasserfällen zu fahren. Ich habe uns aber in die falsche Richtung gelotst; das waren dann schon wieder einige Kilometer zu Fuß und hat gereicht.

Ich wüsste zu gern, warum das Flusswasser hier so rot war (das Foto wird der Farbe nicht gerecht), habe aber nichts dazu gefunden. Im letzten Schnappschuss wollte ich unbedingt das weltbeste Mangoeis festhalten, aber nicht die Investoren-Monstrosität rechts im Bild haben (häßliche Gebäudekomplexe mit Wohnungen – Ferienwohnungen?), dadurch wurde das Bild dann unscharf.

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Der zweite Tag in Seattle

Nach dem fantastischen Besuch beim Chihuly Garden & Glass wollten wir in dem Park, in dem das Museum liegt, etwas zu essen suchen. Am Vortag war der Park voller Menschen mit Cowboystiefeln und -hüten, weil in einer Konzerthalle ein Countrykonzert stattfand (Namen des Künstlers sofort wieder vergessen). Samstag gab es ein ganz anderes Programm: Der Park war voller ohrenbetäubender Utz-utz-Musik und Inder*innen in weißer Kleidung, die sich gegenseitig mit Farbe in Puderform bewarfen. Das hatte ich noch nie live miterlebt. Allerdings war es ziemlich windig, man musste wirklich aufpassen, das Puder nicht in die Augen – und auf die Kleidung – zu bekommen.

Jedenfalls gab es nahe der Bühe einen Foodtruck mit mexanischem Essen, das so lecker roch, dass wir trotz Farbe und Musik nicht widerstehen konnten – ein Burrito musste her! Und das hat sich tatsächlich gelohnt: Er hat super geschmeckt, war allerdings so groß, dass ich mich so überfressen fühlte, wie es sonst nur an Weihnachten der Fall ist.

Eigentlich wollten wir ins Museum of Pop Culture, aber ein bisschen Laufen nach all dem Essen schien uns sinnvoller und wir brachen in Richtung Fremont Troll auf. Wir liefen dabei durch den Stadtteil Queen Anne, steile Straßen auf und ab, Google lotste uns rechts-links-rechts-links in Endlosschleife. Das war sehr anstrengend, aber die Aussicht lohnte sich und die meist alten Häuser waren einfach entzückend. Auch die Schilder vor den Häusern fand ich gut.

Kurz vor dem Stadtteil Fremont wurden wir zunächst von der Brücke ausgebremst, aber es war natürlich cool, mitzuerleben, wie sie aus- und wiedereingeklappt wurde. Fremont ist auf jeden Fall eine Reise wert – der Troll, der einen VW Käfer in seiner linken Hand hält, die Lenin-Statue, die jemand aus der Slowakei hierher gebracht hat und jede Menge nette Cafés und Bars. Alles in allem, erneut ein gelungener Trip nach Seattle und da ich immer noch nicht alles gesehen habe, möchte ich bald wieder dorthin fahren.

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Trip nach Seattle

Am Osterwochenende machten wir uns auf dem Weg, Seattle zu besuchen. Für die 215 Kilometer brauchten wir knackige sechs (!) Stunden, was zum einen am Verkehr lag und zum anderen natürlich an der Grenze. Es ist wirklich erstaunlich, was wir alles brauchen, um in die USA zu reisen und das gleiche gilt auch für die Wiedereinreise nach Kanada.

Aber von Anfang an: Als Europäer*in ist man ja in der glücklichen Lage, am Visa Waiver-Programm teilnehmen zu können. Das beantragt man online und bezahlt eine Gebühr. Dann an der Grenze werden Fingerabdrücke genommen und Fotos gemacht. Und natürlich muss man Fragen über sich ergehen lassen, warum man in die USA reist, wohin genau, ob man Leute trifft. Was ganz neu für mich war: Man braucht ein zusätzliches Visum I-94 für die Einreise auf dem Landweg: Es kostet sechs Dollar pro Person und gilt 90 Tage.

Zu meiner Freude hatten die Grenzbeamt*innen ihre Counter draußen aufgebaut, obwohl an Ostern naturgemäß nicht brüllende Hitze herrscht. Und einer trug sogar eine schwarze FFP2-Maske! Sollten sich die Dinge langsam ändern? In Seattle gab es noch weitere Hinweise darauf, da die Museen dort mit Luftfiltern ausgestattet sind. Ich habe sie im Chihuly Gardens entdeckt und das Museum of Pop Culture beschreibt auf seiner Website ebenfalls detailliert, dass sie Merv-13 und Merv-16-Luftfilter verwenden (nach Experten wie David Elfstrom reichen Merv-Filter, man braucht nicht unbedingt Hepa-Filter). Das alles stimmt mich ein bisschen hoffnungsvoll. Der Grenzbeamte mit der Maske durchsuchte übrigens die Kofferräume zweier Autos neben uns, wir wurden glücklicherweise verschont. Auch waren alle sehr nett, darüber war ich sehr erleichtert.

In Seattle angekommen, absolvierten wir im Prinzip das gleiche Programm, das ich 2018 schon einmal durchlaufen hatte, aber mein Partner kannte es ja noch nicht. Wir liefen zunächst am Ufer des Pudget Sound – einer Meeresbucht – entlang in Richtung Downtown. Es war superwindig – irgendwie hatte ich das kurzfristig verdrängt und meine Kappe im Hotel liegenlassen – aber sonnig und wir hatten einen traumhaften Sonnenuntergang.

Natürlich musste ich wieder in den „Ye olde Curiosity Shop“, allerdings gab es keine Obsidian-Kette, die ich kaufen wollte. Die angebotenen Ketten sahen etwas billig aus und vielleicht war das der Grund gewesen, warum ich sie nicht schon 2018 dort gekauft hatte. Aber immerhin eine Seattle-Tasse musste ich mitnehmen, eigentlich brauche ich auch eine neue Seattle Baseball Cap, weil meine ziemlich mitgenommen aussieht, aber ich hatte keine Lust auf einen Touri-Shop.

Nachdem wir uns am Ufer alles angesehen hatten, liefen wir hoch zum Pike Place Market und die bunten Häuschen und skurrilen Geschäfte machten richtig Spaß (ich grinse bei dem Conscious Wear-Shop so, weil die Rucksäcke sehr gut zu unserem Stoff-Alpaka passen, der eine Mütze mit diesem Muster trägt). Auf dem Rückweg zum Hotel fanden wir noch eine sehr ansprechende Kneipe mit Brettspielen, wo wir uns mit Bier versorgten. Wir liefen im Dunkeln auch an der Space Needle und dem Museum of Pop Culture vorbei, die sehr cool aussahen.

Das Foto der Statue von Chris Cornell habe ich am nächsten Morgen gemacht, als wir zur „Chihuly Garden and Glass“-Ausstellung gingen. Die ist zwar teuer, aber die Skulpturen/Kunstwerke sind einfach umwerfend schön.

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Nette Nachbarn

[English version here]

Es ist erstaunlich, wie zutraulich manche Tiere sind: Mittlerweile kommt der graugetigerte Nachbarskater sofort auf uns zugelaufen, wenn er uns sieht oder unsere Stimmen hört, um sich ausgiebig streicheln zu lassen. Und er ist nicht der einzige! Zwei Straßen weiter wohnt ein schwarzes Katzenpärchen, das sich ebenfalls ihre Streichelheiten abholt, wenn wir vorbeikommen. So etwas wie Katzenklappen in den Türen gibt es hier nicht, die Menschen öffnen immer die Türen oder Fenster für die Katzen. Letztens sind wir am Haus der schwarzen Katzen vorbeigegangen und plötzlich machte es „batsch“! Die Katze hatte mit ihrer Pfote das Fliegengitter des Fensters im ersten Stock hinausbefördert … von dort kann sie nämlich vom Zwischendach aus auf den Rasen und schließlich auf den Gehsteig springen.

Der graugetigerte Kater ist übrigens Teil eines Duos, das nach Silben aus dem Morsealphabet benannt wurde. Die weibliche Katze hatten wir als erste kennengelernt, mittlerweile ist sie uns gegenüber etwas gleichgültiger geworden, wir winken ihr aber immer zu, wenn sie auf den Stufen vor ihrem Haus sitzt. Das lustige ist, dass ein kleiner Junge im Nachbarhaus wohnt, der auf einmal anfang, uns zurückzuwinken. Und vor ein paar Tagen stand er dann draußen auf den Stufen vor seinem Haus und hat uns mit strahlendem Gesicht zugewunken. Das war so ungefähr eine der putzigsten Begegnungen, die ich jemals hatte.

Aber zurück zu den Katzen: Nun ist es so, dass der graue Kater uns manchmal sogar bis zur Haustür folgt. Und nicht nur das – passen wir nicht richtig auf, ist er schwupps im Haus, um alles gründlich zu inspizieren. Zunächst hat er sich nur ins Erdgeschoss getraut und ist überall aufgeregt hin- und hergelaufen. Beim nächsten Mal wurde er schon mutiger und lief allein die Treppe hoch. Das muss man doch alles erkunden! Das Problem dabei ist, dass er nicht mehr gehen möchte. Und ich glaube nicht, dass das den Nachbarn gefallen würde. Wir mussten ihn unter Protest nach draußen tragen und achten jetzt – schweren Herzens – darauf, dass wir gar nicht mehr in die Verlegenheit kommen, ihn hinauskomplimentieren zu müssen.

In einem anderen Wohngebiet ist es uns auch schon passiert, dass eine orangefarbene Katze mauzend auf uns zurannte und gestreichelt werden wollte. Nun spazieren wir abwechselnd alle Straßen entlang, von denen wir wissen, dass dort Katzen wohnen. Allerdings gibt es auch ein paar Hunde, die im Fenster auf der Couch liegen und traurig gucken. Denen müssen wir jetzt natürlich auch zuwinken. Letztens haben wir einen sehr aufgeregten Bobtail gesehen, der auf dem Zaun vor dem Haus ein Eichhörnchen erspäht hatte, am Fenster auf- und absprang, bellte und mit den Pfoten gegen die Scheibe tappte. Die fliegenden Ohren!

Und ein älteres Ehepaar haben wir durch die Katzen auch kennengelernt: Sie haben eine orangefarbene Katze, die sich gerne im Fenster oder vor dem Haus sonnt. Aber auch eine zweite weiß-/buntgemusterte, die etwas dick ist und wohl Probleme mit dem Laufen hat. Ihr Herrchen hat sie deshalb letztens in der Schubkarre in der Sonne hin- und hergefahren – das war wirklich sehr liebenswert und ich habe mich sehr gefreut, das mitansehen zu können!

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Schnee, Schnee, Schnee

[English version here]

Hier hat es ja bereits vorletzte (?) Woche angefangen, heftig zu schneien. Ich weiß nicht, es sind so 30 bis 40 Zentimeter heruntergekommen. Wir hatten auch -14 Grad, alles ziemlich krass für Vancouver, wo normalerweise eher moderate Temperaturen herrschen und es mehr Regen als Schnee gibt. Folglich gab es auch großes Chaos, ein „Snow Day“ wurde ausgerufen, was bedeutete, dass die Schulen geschlossen blieben und auch viele Behörden, Organisationen machten dicht. Ist ja auch richtig.

Ich war schnell genervt von den Schneemassen, auch wenn es erstmal hübsch aussieht. Genervt vor allem deshalb, weil nur halbherzig geräumt wurde. Wie oft sind wir denn noch überrascht? Aber gut, dieses Mal wurde sogar der Fußweg vor unserem Haus ein wenig geräumt, was schon eine Verbesserung zum letzten Schneefall war, der eben noch nicht lange her war.

Allerdings galt das nicht für den Wendekreis schräg vor dem Haus (dort, wo im ersten Bild das Auto parkt), der von sämtlichen Anwohner*innen genutzt wird. Mittwoch Abend sah ich, wie die junge asiatische Frau, die im Eckhaus wohnt, ganz alleine versuchte, diesen Wendekreis für Autos vom Schnee freizuschaufeln. Ich beschloss, ihr zu helfen, weil es doch wirklich arschig ist, sie das ganz alleine machen zu lassen. Man muss den Wendekreis nicht benutzen, aber viele parken dort kurz, um ihre Einkäufe zu den Häusern zu bringen. Außerdem hat diese asiatische Familie manchmal Besuch von jemandem im Rollstuhl, es könnte also wichtig sein, dass der Weg begeh-/fahrbar ist.

Einer der Nachbarn (der mit den zwei Katzen) kam übrigens heim, als wir beide da so nebeinander den Schnee wegräumten. Er fuhr mit seinem Jeep knirschend über die Schneehaufen, um am Straßenrand vor dem Wendekreis zu parken. Ging ins Haus und kam nur einmal zwanzig Minuten später heraus, um Schlitten in sein Auto zu werfen. Das Auto wärmte dann wohl noch auf, man hörte es brummen, obwohl er wieder ins Haus gegangen war. Wohlgemerkt: Niemand kam uns zu Hilfe, den Wendekreis frei zu räumen, obwohl hier sehr viele Leute rundum wohnen und wir zwei Frauen erledigten das ganz alleine. Ich war danach auch klitschnass geschwitzt; allerdings fand ich, dass es auch ein gutes Workout ist. Aber das soll nicht heißen, dass es mehr schneien soll – ich bin wirklich für den Frühling bereit!