Ein Kommentar

Steuerschulden

Kanada hat bei den Steuern die Deadline 30. April. Da wir überhaupt nicht durchblickten und wir uns in der Zeit in Deutschland aufhalten würden, suchten wir uns einen Steuerberater. Also dachten wir. Bevor wir nach Deutschland abreisten, telefonierten und emailten wir diesem Steuerberater hinterher und wurden immer wieder vertröstet beziehungweise wechselte unser Sachbearbeiter andauernd, sodass wir nun mindestens beim dritten angelangt sind. Und natürlich passierte genau das, was wir verhindern wollten: Als wir in Deutschland waren, kam der Bescheid, dass ich Steuern hätte zahlen müssen. Großartig – zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich nun Steuerschulden, weil der Stichtag bereits vorüber war.

Und man muss nicht glauben, dass das kanadische Steuersystem weniger komplex ist als in Deutschland: Es fängt schon damit an, dass man keine Steuernummer vom Finanzamt mitgeteilt bekommt, die dann auch im Briefverkehr benutzt würde. Nein, das wäre doch viel zu einfach! Relevant ist die Sozialversicherungsnummer, die ich in Deutschland nicht dabei hatte und man kann sich nur sehr aufwändig online bei der Sozialversicherung einloggen, indem man eine App auf dem Handy verwendet (natürlich). Diese Leute, die sich immer darüber aufregen, wie wahnsinnig kompliziert und bürokratisch Deutschland doch sei – haben die schon mal in anderen Ländern gelebt oder behaupten die das einfach?

Jedenfalls hat mein Freund dann in den hinterlegten Unterlagen bei dem „Steuerberater“ irgendwo meine Sozialversicherungsnummer gefunden und konnte die Summe von Deutschland aus bezahlen. Bis jetzt musste ich wenigstens keine Strafe zahlen, zumindest weiß ich nichts davon – was jetzt auch nicht superberuhigend ist, aber gut, ich hatte die Deadline ja nur um wenige Tage überschritten, hoffen wir mal, dass da keine Unsummen entstanden sind.

Ein Kommentar zu “Steuerschulden

  1. Da kann ich dich beruhigen.

    Hier ist alles „best effort“ und Strafe zahlen muss fast niemand.

    Die Deadline ist dass bis 30.4. die Steuererklaerung gemacht werden soll. Idealerweise. (Meine Freundin hat fuer ihre Baeckerei die Steuerklaerungen seit 2022 noch nicht eingereicht. Allgemein ist das Paniklevel hier super niedrig.)

    Dann schickt Kanada irgendwann die Benachrichtigung, was gezahlt werden muss.

    Steuernummer kriegt man hier als Unternehmen/Unternehmer, aber die SIN muss man dabei eigentlich auch nicht angeben, wenn auf der Website der CRA erstmal alle Daten hinterlegt sind… Aber ich hab ein Foto meiner SIN auf dem Handy gespeichert, nur fuer alle Faelle.

    Ich hab uebrigens 5 Jahre lang aus Versehen nicht angegeben, dass ich in D noch Geld angelegt habe. Weil meiner erste Steuerberaterin (die allerdings auch nur $100 kostet) meinte, das braucht man nicht. Ihc hab dann Jahre spaeter rausgefunden, dass darauf hohe Strafen stehen, und zwar pro Jahr, als $15000 oder so. Mein neuer Steuerberater hat dann alles in einem „voluntary disclosure“ Prozess richtiggestellt. Von der Strafe hat die CRA dann auch abgesehen, weil ich aus den 5 Jahren auch kaum Steuern schuldig geblieben war und es nur ums Prinzip ging. Ich soll halt von nun an alles korrekt angeben.

    Hier tun alle immer nur so, als ob…

Hinterlasse einen Kommentar