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Ausflug nach Kamloops inklusive Einblick in die grausige Geschichte

Ich hatte mir letzten Freitag freigenommen, um aufs Land nach Kamloops zu fahren, das landschaftlich nach einem gelungenen Ausflugsziel aussah. Außerdem war Indigenous Day und ich wollte endlich mal bei einem Powwow dabei sein. Aber man muss natürlich erstmal hinkommen – das zieht sich in Kanada ja immer etwas.

Am Vormittag gab es schon wahnsinnig viel Verkehr und auf einer Bergstraße waren wir plötzlich in den dichtesten Nebel eingehüllt, den ich jemals erlebt hatte. Man sah wirklich gar nichts mehr, aber der Nebel lichtete sich nach einigen Minuten glücklicherweise wieder.

Das Hotel hatten wir dann schnell gefunden und nach dem Abladen des Gepäcks liefen wir wider besseren Wissens die 1,6 Kilometer lange Strecke nach Downtown hinunter, fanden die lokale Drogenszene und versuchten, etwas zu essen zu bekommen. Das sah zunächst auch gut aus, weil die Patios in Kamloops – im Gegensatz zu Vancouver – relativ groß sind. Aber es war etwas bewölkt, also weigerte man sich in der ersten Brewery, uns draußen zu bedienen. Allerdings hatten wir beim zweiten Lokal Glück und durften auf die Terrasse. Später, als wir nach dem Essen durch den Ort spazierten, regnete es mal kurz, aber es war nicht dramatisch. Im Ort selbst gibt es nicht so viel zu sehen: einige schöne Murals, das war’s.

Am nächsten Tag fuhren wir zu den Powwow Grounds, wo nicht besonders viel los war. Aber gut, ich muss nicht in Menschenmengen baden. Etwas oberhalb der Arena steht die Kamloops Indian Residential School, auf dem Gebiet der Tkʼemlúps te Secwépemc. Sie war einmal die größte dieser Residential Schools Kanadas und beherbergte 500 Kinder. Wobei beherbergen nicht das richtige Wort ist, da die Kinder gewaltsam von ihren Eltern getrennt und in dieses, von der katholischen Kirche betriebenes, Internat gesteckt wurden, um sie in christlich-westlichen Werten zu erziehen. Im Jahr 2021 fand eine Anthropologin mittels Bodenradar Hinweise darauf, dass dort 215 Kinder begraben sind. Offiziell sind in der Schule nur 51 Kinder verstorben. Um diese Frage endgültig zu klären, müsste man den Boden aufgraben – bis jetzt ist nicht klar, wie weiter verfahren wird.

Eine hölzerne Arena mit einigen Besucherinnen und Besuchern, die rundherum auf Bänken sitzen können. Ein paar Verkaufs- und Infostände sind vor den Bänken aufgebaut; manche Menschen stehen vor ihnen und sehen sich das dort Ausgestellte an. In der Mitte ist ein Platz, auf dem Gras gepflanzt ist.
Ein roter Backsteinbau mit mehren Gebäudetrakten. In der Mitte der Hauptbau mit der roten Eingangstür. Darüber steht in grauem Stein "Kamloops Indian Residential A. D. School 1923" geschrieben. Einige Fenster sehen kaputt aus bzw. ist die Farbe an den Fensterrahmen abgeblättert und man kann auch Schäden am Gebäude erkennen.
Kamloops Indian Residential School The school was built in 1890, then re-built in 1923 due to a fire and remained open until 1977. In the 1920's, Native children aged 4 - 15 years were forcibly taken and prohibited from seeing their families, practicing their languages, cultures, and traditions. Children attending K.I.R.S. experienced extreme isolation and segregation.

Durch die Geschichte dieser Schulen und den Aussagen beziehungsweise Aufführungen der Teilnehmer*innen beim Powwow ist mir erstmals so richtig klar geworden, in welchem Ausmaß die Kultur der First Nations in Kanada systematisch zerstört wurde und, dass sie sich jetzt erst mühsam auf ihre Kultur, Sprache und Traditionen zurückbesinnen müssen.

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