Letztes Wochenende fuhren wir wieder „aufs Land“ (45 Minuten in nordöstliche Richtung), um eine Brewery, die ich entdeckt hatte, auszuprobieren. Sie sah auf den Fotos wie eine Farm aus und hatte reichlich Platz, sodass sogar ein richtiger Biergarten – zusätzlich zu einem überdachten Patio – vorhanden war. So viel zur Theorie – wie es dann wirklich war, folgt jetzt.
Als wir in den Parkplatz fuhren, war ich erstaunt, einen Mann zu sehen, der uns mit einer Fahne winkend einen Parkplatz zuwies. Und da war nicht nur einer – es waren sogar zwei Parkplatzwinker! Ich meine, das ist ja kein Volksfest, sondern nur ein Gasthaus. Aber okay. Dann wurde uns natürlich der Platz neben einem gerade parkenden Auto zugeteilt, bei dem vier Leute aus dem Auto sprangen, gemütlich Sachen aus dem Auto holten und uns am Einparken hinderten. Das merkte irgendwann auch einer der Einweiser und wir bekamen einen weiter entfernten Platz.
Danach liefen wir zum Haupteingang der Brewery, wo an einem Tisch drei Leute standen, die den „Wait to be seated“-Krampf organisierten. Wir erklärten, dass wir in den Biergarten wollten, der hier „Picnic Area“ heißt. Also wurden wir nach rechts weitergebeten, wo an einem weiteren Tisch zwei andere Angestellte standen, um alles zu arrangieren. Wie üblich sollten wir warten, obwohl es freie und nicht besetzte Tische, auf denen schmutziges Geschirr stand, gab. Ich werde es nie verstehen. Diese Empfangsleute tun immer superwichtig, haben einen Knopf im Ohr und tippen auf einem Tablet herum. Einen dieser Menschen zum Tischeabräumen abstellen? Warum geht das nicht?

Allerdings mussten wir dieses Mal nur fünf Minuten warten. Währenddessen konnten wir den Boden bestaunen: Man hatte nämlich auf dem echten Rasen einen künstlichen Rasen ausgerollt – auf der gesamten Fläche des Biergartens! Aber es kommt noch besser, haltet euch fest: Daneben gibt es ein normales Feld mit richtigem Gras – dort war die Hundekot-Area. Also, die habe ich so getauft, aber „Pet Relief Area“ ist nicht viel besser, wie auf dem Schild vermerkt ist. Ich war ziemlich fassungslos.


Die Bier- und Essensbestellung musste man an einem kleinen Häuschen abgeben, wieder eine Schlange und viel Chaos. Es scheint Geheimniswissen zu sein, wie man ein Restaurant/einen Biergarten betreibt, das nicht an Kanada weitergegeben wurde: Ein so viel an Überorganisation, bei der einfach überhaupt nichts rumkommt…


Die Pizza war lecker (sorry, man merkt, dass ich bei Instagram raus bin und die Essenfotografie eingerostet ist) und es gab Salted Lime Mexican Lager vom Fass. Das ist eines der Biere, die hier gut schmecken – allerdings im Plastikbecher, passend zur Plastikbiergarnitur, Pardon „Picnic Table“. In Kanada liebt man Plastik, alles muss aus Plastik sein, bestes Material, was sollte man auch sonst benutzen, hier gibt es halt kein Holz so wie in Deutschland!