So jetzt ist es passiert: Seit heute verhängen die USA 25-Prozent-Zölle auf kanadische Produkte. Justin Trudeau und einige Premierminister der Provinzen riefen bereits im Vorfeld dazu auf, nicht mehr in die USA zu reisen und kanadische statt amerikanische Produkte zu kaufen. Auf Facebook (!) reichte man daher schon vor einer Woche Listen mit kanadischen Erzeugnissen herum und auf Mastodon werden sie seit gestern auch fieberhaft geteilt.
Produkte aus Kanada zu kaufen versuche ich sowieso schon seit geraumer Zeit. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass das schwierig ist: Zum Beispiel erwarb ich in einem der renommierten Museen indigenes Kunsthandwerk, nur um dann festzustellen, dass es auch „Made in China“ war (also kanadisches Design, aber hergestellt in China). Das ist schon etwas frustrierend, aber okay, es kommt immerhin nicht aus den USA, oder?
Für das Vorhaben, amerikanische Produkte zu vermeiden, wäre es gut, wenn es einheitliche und eindeutige Kennzeichnungen auf den Verpackungen und/oder Schildern (bei Obst, Gemüse, Salat) gäbe, aber dem ist nicht so, daher müssen wir viel lesen und lernen. Die Alternative zu Heinz Ketchup ist „French’s Ketchup“ – ich habe es im Supermarkt schon erspäht, Geschmackstest folgt demnächst. Hier ein Satire-Video, das das Dilemma ganz gut herausstellt:
Wenn sogar der Kaffee von Tim Hortons boykottiert werden soll – Tim Hortons ist das kanadische Starbucks – ich muss jetzt gestehen, dass ich sowieso noch nie (!) dort war. Ich kann diese Unsitte, Kaffee herumzutragen, überhaupt nicht leiden und trinke meinen Kaffee einfach zuhause. Gut, der kommt sicher auch nicht aus Kanada, ach, es ist schwierig.
Was auch schwierig wird: die vegetarischen Optionen für Pattys oder Würste zu ersetzen. Die wirklich ausgezeichneten Produkte von Beyond bekommt man hier sehr leicht und sie schmecken wirklich am besten. Die kanadische Alternative heißt „Yves“ (wer denkt sich diese schlechten Namen aus?) und die Hot Dog-Würstchen sind zum Beispiel okay, aber nicht berauschend.
Aber Schluss mit der Lamentiererei – die Kanadier*innen sind gerade in so erfrischend-trotziger Aufbruchstimmung und schließen sich zusammen, um sich zu wehren – das ist sehr ansteckend. Dann lasst uns alle Yves-Produkte der Reihe nach durchprobieren und wenn es nur alleine deswegen schon ein bisschen besser schmeckt, weil wir damit Trump & Co. eins auswischen können!