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Strange Things

Ich wollte noch etwas zum Hotelstandard sagen, der sich in den letzten Jahren meiner Meinung nach immer weiter verschlechtert. Bevor wir nach Kamloops fuhren, hatte ich mir die Rezensionen zu sämtlichen Hotels durchgelesen, aber sogar das Hilton wurde mies bewertet und als „dreckig“ bezeichnet. Unser Motel hatte ausgezeichnete Rezensionen und war dann nicht mal sauber: Als wir die Zimmertür öffneten, strömte uns ein käsiger Geruch entgegen und auf dem Boden waren Krümel verteilt. Ansonsten sahen die Fugen im Bad sowie die Ecken der Dusche etwas eklig aus und es war insgesamt einfach trostlos. In den Rezensionen hatten sie von der Sauberkeit der Zimmer und Freundlichkeit der Inhaberin geschwärmt, was ich mir nicht ganz erklären kann. Die Dame an der Rezeption war nicht freundlich – das erste, was sie sagte, war: „Haben Sie auch eine Kreditkarte?“

Geschlossener Motelpool

Aber nun zu den seltsamen Dingen: Zunächst ging zweimal in der Nacht der Rauchmelder los – nur bei uns im Zimmer, um 4 Uhr morgens, wir hatten geschlafen. Dann übernachtete eine Horde Teenager*innen in den Nachbarzimmern, die lautstark an unserem Zimmer vorbeipolterten und da man die Tür zum Lüften auflassen musste, konnten wir hören, wie eines der Kinder von „Eyeball Shots“ prahlte. Ich freue mich ja, wenn ich solche Informationen einfach so geliefert bekomme und mein Freund suchte auch sofort im Internet danach. Und wunderten uns dann: Ich habe ja auch schon viele Dummheiten gemacht, aber Wodka in die Augen schütten?!

Und nun zum Absurdesten, was mir jemals passiert ist: Beim Powwow gab es jede Menge Foodtrucks und ich kaufte mir ein Schawarma. Das war zunächst auch recht gut, bis ich auf einmal auf eine Sorte weißen Salats stieß: Ich wollte hineinbeißen, aber ich konnte so viel daran herumbeißen, wie ich wollte, ich bekam kein Stück davon ab. „Das ist aber ein besonders zähes Stück Chinakohl“, dachte ich mir. „Wird wohl ein besonders dicker Bok Choy oder Pak Choi sein, oder wie diese asiatischen Sorten auch heißen“. Ich erzählte meinem Freund von dem unkooperativen Gemüse und zog den Chinakohl langsam aus dem Wrap – nur um festzustellen, dass es sich um einen Pack zusammengerollter Servietten mit Minzsauce handelte. Ich war ziemlich fassungslos, drehte mich aber auch gleichzeitig um, um zum Foodtruck zu laufen. Just in dieser Sekunde sprang die „Köchin“ auf mich zu, um sich wortreich dafür zu entschuldigen, dass sie mir einen Dummy gegeben hätte. Und warum zum Teufel wartete sie dann so lange, mir das mitzuteilen? Offensichtlich wussten nämlich ihr Chef und die andere Angestellte schon Bescheid. Man hätte auch verhindern können, dass ich da überhaupt hinein beiße!

Absurditäten scheint man in Kamloops allerdings gewohnt zu sein: Dort wurde jemand zum Bürgermeister gewählt, der null Erfahrung in Politik hat, aber versprach, Steuern zu senken und mit Drogensüchtigen und Wohnungslosen aufzuräumen. Deshalb gleich mal Entschuldigung für meine flapsigen Formulierungen: selbstverständlich ist Drogensucht eine Krankheit und man muss den Betroffenen helfen, anstatt sie zu kriminalisieren. Und bei den horrenden Preisen für Mieten und Immobilien in Kanada wundert sich doch niemand, dass es viele Leute ohne Wohnung gibt. Und wenn man jeden strunzdummen Take aus den USA einfach ohne nachzudenken übernimmt – Stichwort „Sozialismus“ – dann muss man sich auch nicht wundern, dass es hier die gleichen Probleme gibt.

Aber zurück zum Bürgermeister: Reid Hamer-Jackson ist Gebrauchtwagenhändler und eher so ein Mensch aus dem Schlag des orangen Präsidenten südlich von Kanada. Er lässt sich nämlich gar nichts sagen und ist übergriffig bis zum geht nicht mehr. Das ging so weit, dass sich Stadtangestellte ohne anwesende dritte Person nicht mehr mit ihm treffen und das städtische Council und der Bürgermeister sich gegenseitig mit Prozessen überziehen – mittlerweile in Millionenhöhe. Von wegen Steuern runter!

Eine weitere Anekdote: Der Bürgermeister ließ auf seinem Grundstück einen alten, ausgebrannten SUV stehen. Der Sheriff wies ihn desöfteren darauf hin, dass das gefährlich sei und er ihn zu entfernen habe. Aber solche Leute wie der Bürgermeister befolgen so etwas natürlich nicht und deshalb ließ der Sheriff das Auto einfach abschleppen, als der Bürgermeister in Urlaub war. Unglaublich, welch reichen Schatz an Geschichten Kamloops bietet!

Aber eigentlich ist das gar nicht lustig; vor allem, wenn man liest, dass in den letzten Jahren viele solcher rechtskonservativen Politiker (ich belasse das bei der männlichen Version, das dürfte so stimmen) gewählt wurden, die nichts verbessern und die man auch bei grobem Fehlverhalten nicht so einfach los wird. Die Provinz British Columbia möchte mittlerweile die Gesetze so ändern, dass funktionierende Stadtpolitik irgendwann wieder möglich sein wird.

3 Kommentare zu “Strange Things

  1. Danielle Smith kann man ruhig auch mitzaehlen…

  2. Danielle Smith kann man ruhig auch mitzaehlen…

  3. Ja, ihr habt vollkommen recht! Das hätte ich wohl gerne, dass das nur Männer sind…

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