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Die Brandmauer sind wir

Ach, da habe ich gerade den abschließenden Wahlkampfauftritt von Friedrich Merz verpasst, bei dem er hunderttausende friedliche Demonstrant*innen beleidigt und Linke als Spinner beschimpft. Puh, ist das ekelhaft! Naja, wenn man keine Argumente hat…

Deshalb gleich zu etwas Konstruktivem und der Partei Die Linke, die in den letzten Monaten unheimlich viel auf die Beine gestellt hat. Sie setzt sich unter anderem für einen bundesweiten Mietendeckel, ein gerechtes Steuersystem, Klimaschutz sowie für eine offene Gesellschaft ohne Hass und Rassismus ein.

Letzteres hat Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek bei ihrer Rede im Bundestag, deren Anlass das Paktieren Friedrich Merz‘ mit der AfD war, eindrucksvoll betont.

Egal, was am heutigen Wahltag passiert: Seit dem 29. Januar sind über 26.000 Menschen in Die Linke eingetreten – was für ein fulminantes Comeback! Ich war eine davon und wir wissen, dass das erst der Anfang ist und wir gemeinsam für unsere Ziele kämpfen werden. Auf die Barrikaden!

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Freiheit

Mittlerweile klingt das Wort „Freiheit“ als Begriff ziemlich abgedroschen, aber trotzdem würde ich gerne darauf hinweisen, welch großes Geschenk Europa ist, das wir im Alltag nicht vergessen sollten. Also ich meine natürlich das grenzenlose Europa – wenn man so nah wie ich an einer harten Grenze wohnt, weiß man es noch mehr zu schätzen. Und ich spreche jetzt ausdrücklich von Grenzübertritten im letzten Jahr, also noch zu Biden-Zeiten. Jetzt will ich keinen Fuß mehr in die USA setzen.

Aber von vorne: Beim letzten Grenzübertritt waren wir natürlich im Besitz des erforderlichen ESTA-Visums und des zusätzlichen Visums für den Übertritt auf dem Landweg. Trotzdem hat uns der Beamte am Schalter nicht durchgewunken, wie bei unserem letzten Besuch der USA davor, sondern wir mussten mal wieder ins Gebäude. Das lief dann so ab: Wir parkten und mussten wie immer die Autoschlüssel im offenen Auto (!) lassen. Dann gingen wir ins Gebäude und standen in der Schlange. Am Schalter mussten wir zum zweiten Mal in einem Jahr die Fingerabdrücke abgeben und Fotos machen lassen. Was soll das? Die Fingerabdrücke ändern sich doch nicht und auch mein Aussehen nicht wirklich. Außerdem mochte der Grenzbeamte unsere FFP2-Masken nicht, die wir beim Heineingehen aufgesetzt hatten und meckerte deshalb herum. Zweimal mussten wir sie dann abnehmen. Ich will gar nicht wissen, wie sie einen jetzt behandeln, nachdem sie durch Trump-Musk einen Freibrief haben, zu tun, was sie möchten.

Aber eigentlich wollte ich über die EU sprechen und was für eine wunderbare Errungenschaft sie ist: Dieses Bündnis verschiedener Länder mit seinen unterschiedlichen Sprachen, die doch so viel Geschichte und Gemeinsamkeiten verbindet. Und die Möglichkeit, wie hier in diesem Video gezeigt, ungehindert von Frankreich nach Deutschland über eine Brücke zu laufen ohne irgendwelche Grenzkontrollen über sich ergehen zu lassen – das ist für mich der Inbegriff von Freiheit, die wir keinesfalls leichtfertig aufs Spiel setzen sollten.

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„If it sounds English or French, it’s probably Canadian“

So jetzt ist es passiert: Seit heute verhängen die USA 25-Prozent-Zölle auf kanadische Produkte. Justin Trudeau und einige Premierminister der Provinzen riefen bereits im Vorfeld dazu auf, nicht mehr in die USA zu reisen und kanadische statt amerikanische Produkte zu kaufen. Auf Facebook (!) reichte man daher schon vor einer Woche Listen mit kanadischen Erzeugnissen herum und auf Mastodon werden sie seit gestern auch fieberhaft geteilt.

Produkte aus Kanada zu kaufen versuche ich sowieso schon seit geraumer Zeit. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass das schwierig ist: Zum Beispiel erwarb ich in einem der renommierten Museen indigenes Kunsthandwerk, nur um dann festzustellen, dass es auch „Made in China“ war (also kanadisches Design, aber hergestellt in China). Das ist schon etwas frustrierend, aber okay, es kommt immerhin nicht aus den USA, oder?

Für das Vorhaben, amerikanische Produkte zu vermeiden, wäre es gut, wenn es einheitliche und eindeutige Kennzeichnungen auf den Verpackungen und/oder Schildern (bei Obst, Gemüse, Salat) gäbe, aber dem ist nicht so, daher müssen wir viel lesen und lernen. Die Alternative zu Heinz Ketchup ist „French’s Ketchup“ – ich habe es im Supermarkt schon erspäht, Geschmackstest folgt demnächst. Hier ein Satire-Video, das das Dilemma ganz gut herausstellt:

Wenn sogar der Kaffee von Tim Hortons boykottiert werden soll – Tim Hortons ist das kanadische Starbucks – ich muss jetzt gestehen, dass ich sowieso noch nie (!) dort war. Ich kann diese Unsitte, Kaffee herumzutragen, überhaupt nicht leiden und trinke meinen Kaffee einfach zuhause. Gut, der kommt sicher auch nicht aus Kanada, ach, es ist schwierig.

Was auch schwierig wird: die vegetarischen Optionen für Pattys oder Würste zu ersetzen. Die wirklich ausgezeichneten Produkte von Beyond bekommt man hier sehr leicht und sie schmecken wirklich am besten. Die kanadische Alternative heißt „Yves“ (wer denkt sich diese schlechten Namen aus?) und die Hot Dog-Würstchen sind zum Beispiel okay, aber nicht berauschend.

Aber Schluss mit der Lamentiererei – die Kanadier*innen sind gerade in so erfrischend-trotziger Aufbruchstimmung und schließen sich zusammen, um sich zu wehren – das ist sehr ansteckend. Dann lasst uns alle Yves-Produkte der Reihe nach durchprobieren und wenn es nur alleine deswegen schon ein bisschen besser schmeckt, weil wir damit Trump & Co. eins auswischen können!

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Eine einsame Stadt

Ich habe wirklich ein Händchen dafür, fröhlich in den Tag zu starten: Heute Morgen habe ich mir den Dokumentarfilm „Eine einsame Stadt“ angesehen und ja, man hätte natürlich ahnen können, dass es nicht der große Comedy-Brüller sein würde. Hier der Trailer und Infos: Eine einsame Stadt

Ich wollte ihn zunächst abends auf dem großen Fernseher anschauen, aber weder auf der Konsole noch in meinem Tablet habe ich die Onleihe, über die ich den Film ausleihe, richtig zum Laufen bekommen. Das wäre etwas komfortabler gewesen als am PC, aber wenn es nicht funktioniert … (Es ist vielleicht so vorgesehen, was ich jetzt in der Anleitung gelesen habe. Selbige ist aber sehr viele Seiten lang.)

Onleihe.de ist trotzdem ein richtig gutes Tool, auch wenn ich nicht komplett durchblicke, wie es funktioniert. Aber ich kann mich hier in Kanada über das Goethe-Institut einloggen und dann kostenlos Bücher und Filme digital ausleihen – ist das nicht toll? (Den Goethe-Institut-Account habe ich nur, um Unterrichtsmaterialien für Deutsch zu finden.)

Zuerst habe ich „Der Untertan“ von Heinrich Mann gelesen. Also okay, zugegeben, 75 Prozent davon, dann hatte ich irgendwie gerade keine Zeit, das Buch ging automatisch zurück und ich weiß jetzt nicht mehr, auf welcher Seite ich war. Da seht ihr das einzige Manko, das man mit dieser Ausleihe hat. Als nächstes habe ich „Berlin“ als Suchbegriff eingegeben und dadurch den Film gefunden.

Und damit zurück zum Film: Für absolute Berlinliebhaber*innen wie mich ist der Film interessant, weil er wie erhofft schöne Aufnahmen Berlins zeigt, zu meiner Freude auch viel aus dem Westteil der Stadt. Dann porträtiert er sehr unterschiedliche Menschen: verschiedene Altersgruppen und Berufe – alle sind mit dem Thema Einsamkeit konfrontiert. In einer Kritik habe ich gelesen, dass niemand mit Migrationshintergrund dabei ist und zu viele Männer, das kann sein. Es ist trotzdem ein guter Einblick, wie die Menschen dort leben und man sieht die typischen urigen Kiezkneipen, wenn auch keine tiefergehende Analyse stattfindet. Im allgemeinen bin mir aber ziemlich sicher, dass Einsamkeit nicht nur ein Problem Berlins ist: Es hat etwas mit Großstädten und der heutigen Gesellschaft zu tun. Einsamkeit gibt es auch in anderen Städten.

Berlin kann natürlich anonyme Großstadt sein, aber trotzdem gibt es die kleinteilige Struktur der Kieze und wirklich unzählige Freizeit- und Sportmöglichkeiten – oder wie im Film auch gezeigt wird – Gelegenheiten, sich in der Natur aufzuhalten. Und die Kunst-, Musik- und Literaturszene ist doch nirgendwo so groß wie in Berlin. Man muss halt herausfinden, was einem am besten gefällt und dadurch auch andere Menschen kennenlernen. Es kann natürlich Durchhänger geben, aber wie bei allem: Man darf einfach nicht aufgeben.

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Von Straußen und dänischen Dörfern

Nicht weit von Santa Barbara hatte ich von einer Straußenfarm gelesen: „Ostrichland USA“. Das klang natürlich zu verlockend – jetzt würden wir die ganz großen Abenteuer erleben!

Ein Schild, auf dem ein Strauß gemalt ist, steht am Straßenrand. Es hat die Aufschrift "Ostrichland USA - Feed this bad boy!"

Die Strauße sind sehr interessante Tiere – vor allem die Füße haben mir sehr gefallen, weil sie mich aus der Nähe an Dinosaurier erinnern. Sie sind natürlich auch sehr gefräßig, man wurde vorgewarnt, dass man die Schüssel mit Futter mit beiden Händen festhalten soll. Das habe ich auch sehr ernst genommen und war sehr konzentriert beim Füttern – das wilde „peck, peck, peck“ spricht Bände.

Es gab dort aber auch Emus, die neugierig über den Zaun lugten. Allerdings war die Mückendichte um alle Tiere auf der Straußenfarm extrem hoch – normalerweise werde ich nicht viel gestochen, hier war es aber anders und wir hielten den Besuch relativ kurz. Im Geschenkeladen musste ich mir noch ein Emu-Shirt kaufen.

Dann fuhren wir weiter nach Solvang, einem „dänischen“ Dorf: Wie ich schon immer vermutet hatte, ist es nicht besonders toll, fake ist hier Programm. Wir waren auch noch ziemlich früh dran, sodass nicht mal der Biergarten offen hatte. Aber gut, nicht wirklich ein Verlust – sorry, aber dänisches Bier muss nun auch wirklich nicht sein. Hunger hatten wir auch keinen, weil wir endlich die Box mit Donuts verspeist hatten, die wir schon eine Weile mit uns herumschleppten. Also auch keine dänischen Teilchen, das hätte ich besser planen sollen.

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Letzter Stopp: Eugene, Oregon

Jetzt aber nun wirklich zur letzten besuchten Stadt, bevor wir wieder nach Kanada zurückfuhren: Eugene wurde mir in Blogs und Reiseführern empfohlen. Aber zunächst machten wir eine Pause an diesem Rastplatz, der Ausblick auf einen wunderschönen grünen See bot.

Im Vordergrund sieht man einen Zaun vor ein paar Bäumen. Im Tal darunter liegt ein grüner See, auf der anderen Uferseite erhebt sich ein kleiner Berg mit viel grün, Büschen und Bäumen.

Die Farbe erinnerte mich an das Bild eines Schweizer Sees, das ich mal gesehen hatte – es muss wohl die Gegend um Locarno im Tessin sein. Leider weiß ich nicht, ob das der Ausläufer eines Flusses oder der Schweizer Teil des Lago Maggiore war. Naja, jedenfalls möchte ich dort auch mal hin.

Am Rastplatz sprach uns ein Mann an, der uns in Sacramento gesehen hatte. Es ist schon sehr bezeichnend, dass er uns erkannt hatte: Man sieht, wie wenige Leute in Sacramento unterwegs waren. Er sei von San Diego aus auf dem Weg nach Alaska und würde dort sein Auto verkaufen und zurückfliegen. Schon klar, dass Amerikaner*innen sich nicht Kanada ansehen wollen, sondern lediglich durchfahren.

Was ich gar nicht wusste: Ken Kesey, der „Einer flog über das Kukucksnest“ geschrieben hat, stammte aus Eugene. Tom Wolfe hat über ihn das Buch „The Electric Kool-Aid Acid Test“ geschrieben, das ich vor Jahrzehnten gern gelesen hatte. Allerdings muss ich es wohl verliehen haben und bekam es nie zurück (falls einer der Leser*innen es hat – ich hoffe, du liest es wenigstens hin und wieder!). Das mit diesen Acid-Tests und LSD finde ich etwas befremdlich, die Band Grateful Dead war bei diesen Partys auch immer dabei. Aber sonst hat mich schon immer alles an den sechziger und siebziger Jahren fasziniert: die Aufbruchstimmung, die Musik – ich wäre sehr gerne bei Woodstock dabei gewesen, war aber damals natürlich noch gar nicht geboren.

Das mit den Drogen zieht sich ein bisschen durch Eugene, man kann überall Hilfeeinrichtungen erspähen. Als ich ein bisschen Architektur angucken wollte, begrüßten uns diese netten Tiere.

Eugene ist sehr alternativ, es gibt dort einige Tierrechtsgruppen und andere Aktivist*innen; ansonsten ist es einfach sehr bunt und vielfältig. Als wir an einem kleineren Club vorbeiliefen, grinsten uns schwarzgewandete Menschen freundlich an (ich liebe es, zufälligerweise passend gekleidet zu sein) und fragten uns, ob wir nicht Konzerttickets kaufen möchten. Irgendeine bizarre weibliche Goth-Combo trat auf, das muss dann nicht unbedingt sein. Aber ich kann immer wieder nur sagen: Oregon wird total unterschätzt!

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Seltsames Sacramento

Fast hätte ich vergessen, dass ich ja auch noch über die Rückreise schreiben muss. Schließlich machten wir dort auch nochmal Halt: Als erstes übernachteten wir in Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens. Hier war ich definitiv noch nie! Eine Überraschung erlebten wir gleich bei der Ankunft an der Hotelrezeption, wo ein Deutscher stand. Er erzählte uns, dass er vor 17 Jahren in die USA gezogen sei, es allerdings nicht noch einmal machen würde, weil alles immer schlimmer werden würde. Das ist ja mittlerweile fast überall der Fall.

Das Hotel war wirklich nicht dazu gedacht, dass Gäste von hier zu Fuß in Richtung Downtown laufen. Es war etwas unheimlich, es gab aber so etwas wie einen Gehsteig an der Interstate entlang.

Sacramento hat ein großes Problem mit Wohnungslosigkeit, in Downtown gab es richtig schöne Häuser, aber sehr viele Geschäfte standen leer und nur wenige Leute liefen durch die Straßen. Das erste Gebäude des Zentrums war der Bahnhof (immerhin gibt es dort einen), dann folgte gleich ein Bail-Bonds-Unternehmen, dann das Gericht und das lokale Gefängnis. Das Gericht selbst war sehr liebevoll gestaltet.

Wir liefen dann weiter in Downtown herum – in einem Park gab es zumindest ein mexikanisches Restaurant mit einem großen Garten, das geöffnet hatte; ansonsten überall gähnende Leere.

Am Kapitol tummelten sich ein paar Hochzeitsgesellschaften, weil das wohl der einzige Park/das einzige Gebäude ist, das sich für Fotos anbietet. Es war schwer zu fotografieren, weil ein riesiger Bauzaun dort gerade die Hälfte versperrte.

Und auch der historische Kern von Sacramento war merkwürdig verlassen – wahrscheinlich halten sich die Einwohner*innen irgendwo in den Suburbs auf oder vielleicht flüchten die Abgeordneten auch gänzlich, wenn Sitzungspause ist. Anders kann ich mir das nicht erklären, es ist jedenfalls sehr schade für die eigentlich hübsche Stadt.

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Ein Nachmittag in Pasadena

Ich nahm an, ich hätte Pasadena noch nie besucht, aber dann stellte ich fest: 2018 hatte ich dort eine Führung in einem Haus der Arts-and-Crafts-Bewegung gemacht. Das Gamble House kann man wirklich jedem empfehlen, der sich für Architektur interessiert.

Pasadena ist eine Stadt im Los Angeles County und ich muss aufhören, von „Städtchen“ zu sprechen, denn sie hat rund 139.000 Einwohner. Vielleicht macht sie einen kleineren Eindruck, weil man die Downtown so gut zu Fuß erkunden kann. Es gibt dort Biergärten, interessante Architektur und Plattenläden.