…ist der dramatische, erotischen Inhalt andeutende Name des Films über den Psychoanalytiker Carl Gustav Jung, der eigentlich „A dangerous method“ heißt. Ich werde nie verstehen, wie wir zu den seltsamen Übersetzungen der Filmtitel kommen, auch bin ich immer verwirrt, wie der jeweilige Film nun in welcher Sprache heißt, aber gut. Ein Freund hatte mir vorgeschlagen, ihn im Freiluftkino in der Hasenheide anzusehen und es klang sehr interessant, etwas über Freud und Jung zu erfahren – also hin.
Der Film beginnt mit der hysterisch kreischenden und um sich schlagenden Keira Knightley – aber das ist meiner Meinung nicht das Schlimmste an ihrer schauspielerischen Darstellung: Was um Himmels Willen macht sie da andauernd mit ihrem Unterkiefer? Entweder besitzt sie einen unfassbar großen Unterkiefer oder sie versteht wirklich, ihn in den Vordergrund zu schieben. Ob das ein Gewinn für irgendjemanden ist, möchte ich bezweifeln. Als ich mir den Film ein zweites Mal ansah, starrte ich auf jeden Fall nur noch angewidert auf ihre untere Gesichtspartie. Und dann kam der Gipfel: Bei einer Sexszene mit Jung fängt der auch noch seinen Unterkiefer unvorteilhaft nach vorne zu bewegen! Ist der Film vom Verband der Kieferorthopäden gesponsert?
Aber von vorne: Knightley spielt Sabina Spielrein, russische Jüdin aus wohlhabenden Haus, die in Jungs Klinik kommt, da sie unter „hysterischen Anfällen“ leidet, die wohl von der Kindheit inklusive Schläge des Vaters herrühren. Jung behandelt Spielrein, die gerne Psychologie studieren möchte, erfolgreich mit Freuds psychoanalytischer Methode. Die beiden haben eine Affäre, obwohl Jung verheiratet ist, es gibt Spanking ohne Ende (das Thema scheint ja wirklich „in“ zu sein!), bei denen Knightleys Unterkiefer prachtvoll in Szene gesetzt wird, aber wenigstens bleiben wir beim Sex von diesen scheußlich-dämlichen Duttfrisuren (hallo HipsterInnen!) verschont. Weil er „moralische Bedenken“ bekommt (= er hat Angst um seine Karriere), als das mit der Affäre die Runde macht und auch Freud davon Wind bekommt, trennt er sich von Spielrein, sie zieht weg und wird Therapeutin. Jung bricht mit Freud, da er mit dessen Betonung des Sexualtriebs eigentlich noch nie übereingestimmt hat. So weit, so unbefriedigend. Die Differenzen zwischen Freund und Jung, die mich sehr interessiert hätten, werden nur angedeutet. Der eigentliche Werdegang Jungs beziehungsweise die Entwicklung seiner eigenen psychoanalytischen Theorie werden nur insofern behandelt, als er Freuds Betonung des Sexuellen – der Name „Libidotheorie“ kommt im Film gar nicht vor – ablehnt. Man hat den Eindruck, dass man zwar etwas vom Anfang der Psychoanalyse mit diesem Film gesehen hat, einem aber der eigentlich wichtige Teil der Geschichte vorenthalten wird.
Unser Mann mit den moralischen Bedenken hatte dann später noch andere Geliebte, unter anderem die wohl wichtigste, Toni Wolff, die – ei, welch Zufall – auch Psychologie studierte und von der er sich anscheinend auch einiges an Ideen holte. Zumindest kommt das im Film und in Wolfgang Martynkewicz’s Buch „Sabina Spielrein und Carl Gustav Jung. Eine Fallstudie“ so rüber. Ich habe nur ein Buch ganz geschafft, beim zweiten, der Biographie Jungs von Deirdre Bair, bin ich nach circa 30 Seiten eingeschlafen, was natürlich überhaupt nicht an den detailliert beschriebenen Traumdetails aus Jungs Kindheit lag, sondern alleine den äußerst bequemen Kunstledersesseln der Bibliothek zuzuschreiben ist.