Aha. Das Bikinhaus und die Monkey Bar aus dem letzten Beitrag werden von meinen Arbeitskollegen als „schick“ bezeichnet – anscheinend verstehe ich einfach etwas anderes darunter. Schick finde ich zum Beispiel das Grande Hotel do Porto, in dem ich an meinem Geburtstag übernachtete: Dort gibt es ganz viel Plüsch, Kronleuchter, Stuck und anderen Schnickschnack – laut eigener Wikipedia-Seite ist es das älteste Hotel am Platz.
Nachdem Brussels Airlines den Hinflug überbucht hatte und wir mit KLM via Amsterdam erst um 22.45 Uhr in Porto gelandet waren, war ich überrascht, als uns im Ankunftsbereich des Flughafens eine Dame erwartete, die uns einen kostenlosen Stadtplan überreichte. In der Metro, die sich nur ein Stockwerk tiefer befindet, standen so spät auch noch zwei Mitarbeiter bereit, die uns halfen, die richtigen Fahrkarten zu kaufen. Was für ein Service!
Aber Porto ist generell eine sehr charmante Stadt, auch wenn dieser Charme manchmal etwas morbide anmutet, da viele Häuser und Geschäfte leer stehen. Architektonisch hat sie einiges zu bieten, zum Beispiel die Maria-Pia-Brücke Gustave Eiffels über den Douro, zahllose Kirchen mit und ohne die berühmten Azulejos (Fliesen) oder den Bahnhof São Bento. Wer auf Beton steht, dem sei die Casa da Música von Rem Koolhaas empfohlen. Liebhaber zeitgenössischer Kunst sind im Museum Serralves richtig – aber nicht nur sie, da zu diesem Museum auch ein riesiger Park mit Teich inklusive schwarzem Schwan und Schildkröten sowie einer Farm mit Eseln und Schafen gehört. Für das Gebäude ist Álvaro Siza Vieira verantwortlich, der in Berlin das „Bonjour Tristesse“-Haus gebaut hat. Aber genug der Häuser: Läuft man am Douro stadtauswärts gelangt man an den Atlantik, der Mitte März sehr spektakulär aussah.
Das Erkunden der Stadt ist allerdings sehr anstrengend, weil es andauernd bergauf geht, deswegen sind die vielen kleinen Cafés zum Ausruhen zu empfehlen. In einem bestellte ich bei der Dame an der Bar auf portugiesisch einen garoto, einen Espresso mit Milch – ein Name, den ich aus früheren Zeiten kannte, als ich an der Algarve wohnte. Worauf sie prompt fragte, ob ich denn einen Kaffee wolle und ich erklärte, dass ich einen kleinen Kaffee mit Milch meinte. Daraufhin mischten sich drei ältere Herren von der anderen Ecke der Bar ein und erklärten mir, dass so ein Kaffee „pingo“ hieße. Auf meinen Einwand, dass der aber an der Algarve ganz sicher „garoto“ heiße, wurde mir freundlich aber bestimmt erklärt, dass das vielleicht an der Algarve so sei, aber hier im Norden Portugals würde das eben „pingo“ genannt. Ich musste lachen und dachte, dass ein Espresso mit Milch anscheinend in jedem Dorf anders heißt. Trotzdem merke ich mir: im Norden „pingo“, im Süden „garoto“ – wo die Grenze genau ist, weiß ich allerdings auch nicht. Da ein normaler Espresso aber überall „bica“ heißt, vielleicht sicherheitshalber einfach den bestellen?