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Pumpkins After Dark

Ich dachte, es sei eine gute Idee, zu einem Halloween-Event zu gehen, das in einem Stadion und dem angrenzenden Park stattfinden sollte. Allerdings rechnete ich nicht mit den nordamerikanischen Gepflogenheiten. Also damit, dass sie es lieben (müssen) anzustehen. Da halfen auch die Zeitfenster-Tickets nicht: Schon vor dem Stadion formte sich eine lange Schlange und die Menschen rückten einem sehr dicht auf die Pelle. Aber auch die Kanadier*innen schienen nicht so begeistert davon zu sein, wie ich dachte, denn ein Ankommender fragte ungläubig: „This is the line for people who already have a ticket?!“ Ja, so ist das.

Die Schlange setzte sich im Stadion fort, wo man mithilfe von Absperrgittern Serpentinen-Gassen gebildet hatte. Wir warteten 45 Minuten bis zum Einlass, dann ging es an der Seite am Stadion vorbei, wo drei unattraktive Foodtrucks standen. Ich wollte eigentlich lieber erstmal etwas erleben und dann vielleicht etwas essen, aber das war nicht das Konzept.

I'm standing in front of the sign "Pumpkins after Dark - This Way" that is hanging on a fence.

Der eigentliche Eingang zum „Pumpkins after Dark“, wie das Event offiziell hieß, führte dann in den Central Park. Es wäre ausreichend Platz gewesen, aber da viele Selfies geschossen werden mussten, kam es oft zu Gedränge. Die Kunstwerke aus geschnitzten Kürbissen waren jedenfalls richtig toll, aber seht selbst.

Hier „ein paar“ weitere Beispiele:

Hier der Musik-Block (und damit herzliche Grüße an die Bad Brians!):

Die Ghostbusters durften auch nicht fehlen; ich fand es erstaunlich, wie gut die Gesichtszüge von Bill Murray auf dem Kürbis getroffen wurden:

Insgesamt waren die Kunstwerke richtig beeindruckend und die eigentliche Ausstellung, oder wie man das nennen möchte, super gemacht – es hat sich auf jeden Fall gelohnt, das mal zu sehen.

Ein leuchtendes Schild, auf dem "Get out - Bwa-ha-ha-ha" steht.
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Im Vogelschutzgebiet

Am Sonntag konnte ich tatsächlich einen Parkplatz für das George C. Reifel Bird Sanctuary ergattern. Man kann von der grottigen Website kaum schlussfolgern, wie interessant oder schön es ist, aber da mich die Alkoholschmuggler-Geschichte der Familie Reifel auf dem Schiff letztens gut unterhalten hatte, wollte ich nun auch dorthin.

Die Hinfahrt zog sich etwas wegen der sehr kurvigen Landstraßen, dafür gab es eine wunderbare Farmidylle mit Bergen in der Ferne zu sehen. Und eine Frage drängt sich auf: Wieso haben wir in Deutschland keine Kürbisfelder? Das ist optisch wirklich ein Gewinn! Leider sind die orangen Kürbisse im Vorbeifahren sehr schlecht zu fotografieren.

An der Einfahrt des Vogelschutzgebiets stand dann jemand, der mithilfe einer Papierliste kontrollierte, ob man einen Parkplatz für den fraglichen Zeitpunkt reserviert hatte. Ich war ja gespannt, was dieses Mal abgefragt wurde: Vorname, Telefonnummer? Nein, dieses Mal war es tatsächlich der Nachname. Das war überraschend, denn sogar bei der Führerscheinstelle wird nach Vornamen (!) sortiert.

Auf dem Weg in das Reservat kommen einem Heerscharen von Enten und Gänsen freundlich entgegengelaufen – es ist wirklich entzückend! Sie wollen natürlich Futter haben, das man im Gift Shop kaufen kann.

Auf der Website stand, dass Besucher*innen im Schnitt eine Stunde im Vogelschutzgebiet verbringen würden. Wir brauchten viel länger, weil wir auch wirklich alle Wege erkunden wollten.

Die Leute legten immer wieder Futter auf ihre Hände, um Vögel anzulocken. Dieses Verhalten nahm zum Teil groteske Züge an: Wir sahen Gruppen von Menschen, die schweigend, willkürlich verteilt, auf den Wegen standen, einen Arm mit Futter hochgestreckt. Es sah aus, als sei da eine Sekte am Werk, die merkwürdige Rituale pflegt. Dass man die Vögel gerade nicht anfassen soll, interessiert natürlich niemanden – Menschen verteilen gerne fröhlich Viren, das habe ich mittlerweile gelernt.

Ein Schild im Vogelschutzgebiet, auf dem steht: "Notice: Avian Flu Alert"

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Ahoi!

Am letzten Augustwochenende wurde es noch einmal 30 Grad heiß – also gut, dass ich die Bootsfahrt in Steveston zu diesem Zeitpunkt gebucht hatte. Es war die letzte Tour des Tages um 15.30 Uhr mit nur sechs Passagier*innen. Perfekte Bedingungen!

Die Gikumi ist ein ehemaliges Fischerboot von 1954, das sehr liebevoll gepflegt wird. Zunächst waren wir auf dem Oberdeck und hatten dort einen guten Blick auf die Schiffe im Hafen von Steveston. Wir wechselten dann aber ziemlich schnell nach unten, weil uns die Sonne zu viel wurde. Im Schatten war es viel angenehmer, außerdem hatten wir bessere Sicht auf die aus dem Wasser hüpfenden Lachse und erspähten auch mal die etwas scheuen Seehunde.

Zwischendurch wurden während der Rundfahrt frische Blaubeeren mit Kokossahne serviert – in der Nähe gibt es einige Blaubeerfelder.

Ein Becher mit Blaubeeren und Sahne steht auf dem silbernen Nubbel, an dem man eines der Anlegeseile des Bootes befestigt.

Wir hörten viel über die Geschichte von Steveston und den Inseln drumherum. Besonders interessant ist, dass das dortige Vogelschutzgebiet auf George C. Reifel zurückgeht: die Reifels (Henry ist der Vater, George C. der Sohn) kamen ursprünglich aus Bayern, wanderten nach Kanada aus und brauten (natürlich) Bier.

Pikantes Detail: In den Zeiten der amerikanischen Prohibition waren sie als Alkoholschmuggler tätig und wurden dadurch richtig reich. Sie wurden zwar dafür angeklagt und verurteilt, mussten aber nur einen Bruchteil des Vermögens, das sie verdient hatten, als Strafe zahlen. Die Familie spendete später das Vogelschutzgebiet im Namen der Vorfahren und, schwupps, sind sie nur noch als Wohltäter bekannt…

In einem laminierten Heft, das auf dem Boot liegt, sieht man zwei schwarz-weiße Portraitbilder von Henry Reifel nebeneinander, die sich sehr ähneln.

Übrigens wurde während des Wochenendes das Maritime Festival veranstaltet, bei dem man viele Schiffe besichtigen konnte.

Zurück bei den Britannia Shipyards ging es nach der Schifffahrt noch einmal durch das Gebäude, in dem Schiffe repariert wurden/werden.

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Auf den Spuren der Bären

Letztens hatten wir uns endlich in das skurrile Camöuflage-Geschäft getraut, das von innen sehr viel aufgeräumter und professioneller aussah als von außen. Die vielen Luftgewehre (oder was immer das auch war) fand ich etwas verstörend, eine Gasmaske gab es aus Polen. Viele Outdoor-Outfits, dazu Kleidung von Carhartt sowieso Rucksäcke und eben Bärensprays. Wir kauften zwei und naja, ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich den Sicherheitsverschluss im richtigen Moment zügig entfernen könnte, aber gut, wir besitzen jetzt Bärensprays für den Fall der Fälle (die Plastikfolie habe ich natürlich mittlerweile entfernt).

Eigentlich wollte ich damit zum Wandern an den Buntzen Lake, aber für diesen See muss man im Vorfeld einen Parkplatz buchen und alle Tickets waren bereits vergeben. Anscheinend gilt diese Ticket-Regel aber nur für die Sommersaison, also müssen wir einfach etwas später dorthin. Daher suchte ich eine andere Wanderroute aus und fand den Minnekhada Regional Park, der sich als absoluter Glückstreffer entpuppte.

Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet, schon bei der Anfahrt Bären zu begegnen und dachte beim Anblick eines großen braunschwarzen Etwas am Straßenrad erst „oh mein Gott, ein Bär!“, dann „übertreib‘ mal nicht, das ist bestimmt ein Holzhaufen!“ – da sich dieser dann bewegte, fing ich laut an „oh mein Gott“ zu rufen. Er war wirklich groß und lief da einfach am Straßenrand entlang, auf der anderen Seite Wohnhäuser mit Garten. Einfach krass. Ich hatte zuvor noch die großen Grundstücke bewundert, aber wenn man dort ständig Bärenbesuch hat, möchte ich da vielleicht doch nicht wohnen.

Daher waren wir ein bisschen nervös, als wir den eigentlichen High Knoll Hike starteten. Ich suchte auch noch den einsameren Weg aus, weil er der längere war und wir sahen dort nicht viele Menschen, dafür immer wieder Bären-„Hinterlassenschaften“… Dass ich mir mehr Menschen herbeiwünsche, ist auch neu. Der Weg verlief durch einen grünen Wald mit Felsen, Bäumen und Farn – er erinnerte mich ein bisschen an den Bayerischen Wald; nur ist es sehr lange her, dass ich dort einmal war. Die Aussicht vom Gipfel des Berges war phänomenal und wir liefen dann noch ein paar Extrarunden, um wirklich alle Trails gesehen zu haben.

Gebrannt hatte es vor einiger Zeit oben im Wald auch – man musste aufpassen, an welchen Baum man sich anlehnte, wenn man nicht gänzlich schwarz werden wollte. Ich wünschte, wir würden mehr gegen den Klimawandel tun: Maßnahmen, ohne die Industrie in die Pflicht zu nehmen und wirklich strukturelle Änderungen durchzuführen, werden wohl eher nicht so viel bewirken.

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Studio Brewing

Auch meine Lieblingsbrewery hat einen Patio – diese Patios auf Parkplätzen oder Straßen gibt es ziemlich häufig, man darf sich aber nicht zu viel darunter vorstellen. Auch bei Studio Brewing stehen draußen nur ein paar Tische – zwar nicht auf dem Parkplatz, aber auch diese Craft Brewery liegt in einem Industriegebiet. Allerdings gibt es gegenüber einen Grünstreifen unter dem Skytrain sowie Blumen und Lichterketten.

Oft ist der (sichtbare) Außenbereich bei kanadischen Gaststätten komplett eingezäunt und man gelangt nur durch den Innenraum dorthin. Wenn dort keinerlei Deko steht, sieht das schnell sehr deprimierend aus. Ich verstehe auch nicht, warum das Eingezäunte sein muss? Hat man in Kanada Angst, die Gäste rennen weg ohne zu bezahlen? Das kann ich mir bei Kanadier*innen nicht vorstellen.

Zurück zu Studio Brewing: Das abgetrennte Areal links im Bild mit den Steinen ist so etwas wie ein Kinderspielplatz. Ich weiß nicht, warum ausgerechnet Breweries kinderfreundlich sein sollen (das ist wirklich ein relevantes Feature bei Wettbewerben um die beste Brewery), aber eine kurze Recherche bestätigt: In die meisten Bars darf man nur über 19 Jahre (das Alter, um legal in Kanada Alkohol zu trinken) und bei den Breweries macht man – zumindest in British Columbia – eine Ausnahme und dort sitzen dann Leute mit ihren Kleinkindern. Ich finde das etwas seltsam, aber gut.

Zur Brewery können wir zu Fuß durch einen kleinen Parkstreifen laufen. Er sah etwas netter aus, als das Gras noch etwas grüner war wie rechts im Bild.

Die Brezen werden hier mit scharfem Dijon-Senf serviert, der die Nebenhöhlen gut durchputzt. Das Bier rechts namens „Infinite Radness“ ist ein wirklich gutes Helles – ich mag nämlich weder IPA, noch Pale Ale und dergleichen. Mein Lieblingsbier ist Augustiner, das es in Kanada anscheinend nirgends gibt; ansonsten Helles oder ein nicht zu bitteres Pils wie zum Beispiel Schlappeseppl vom Fass.

Die aktuelle Bierliste von Studio Brewing an die Außenseite der Brewery gepinnt.

Auf der Speisekarte bei Studio Brewing gibt es seit neuestem ein „Alsatian Lager“ namens „Rhinelander“ (autsch) – auf dem Board als „Alsatian Landbier“ ausgezeichnet. Ich habe so ein bisschen den Verdacht, dass hier jemand mit deutschen Begriffen um sich wirft, ohne wirklich zu wissen, was sie bedeuten. Da „mein“ Helles diese Saison schon zum zweiten Mal ausverkauft war, habe ich das Alsatian Lager probiert und fand es nicht so gut. Auf der Webseite wird das Bier folgendermaßen beschrieben: „notes: Fresh baguette, lemon oil, underripe strawberry, fresh herb.“ Das geht dann eben wieder in die Richtung IPA und war mir auch zu bitter.

Ach, ich habe die Preise noch gar nicht erwähnt. Ein großes Bier mit 18 ounces, das sind circa 530 ml, kostet acht Euro. Da möchte man doch sofort nach Vancouver ziehen, oder? 😉

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Patios auf dem Parkplatz

Letzten Samstag brachen wir früh auf, da wir zu einem Frühstückslokal wollten. Um 9.30 Uhr war es noch angenehm kühl – die Hitzewelle in British Columbia hält nämlich weiter an – und wir sollten zu Fuß eine Stunde zum Restaurant, das nahe am Fraser River liegt, brauchen. Der Weg war nicht berauschend, er führte an einer vierspurigen Straße entlang, auf der zu diesem Zeitpunkt zumindest noch nicht so viel Verkehr herrschte. Wir kamen an einigen Baumschulen/Gärtnereien vorbei und natürlich wie immer an Industriegebieten. Man muss dazu wissen, dass ich Industriegebiete mal sehr mochte, das hängt aber eher damit zusammen, dass Industriearchitektur in Berlin und Ostdeutschland wirklich sehenswert ist. Rote oder gelbe Backsteinarchitektur ist aber etwas anderes als lieblos hingestellte Containerhallen.

Jedenfalls kamen wir am Restaurant an und stellten fest, dass der Patio (an den Mülltonnen vorbei) – mal wieder – aus auf den Parkplatz gestellten Tischen und Stühlen bestand. Ich habe normalerweise nicht so viele Probleme mit rustikal, aber ab einem bestimmten Punkt ist es auch mir zu viel. Ich habe kein Foto gemacht, weil an den Tischen relativ viele Leute saßen. Wir liefen weiter zum Park am Fraser River, den wir uns nach dem Essen hatten ansehen wollen.

In der Nähe des Restaurants waren wir auch an einer „Mediterranean Bakery“ vorbeigekommen, die allerdings am Wochenende geschlossen ist. Also auch nichts. Mit den Begriffen muss man hier sowieso vorsichtig sein, ich weiß nicht so recht, wofür „mediterranean“ steht – zum Beispiel habe ich mittlerweile folgendes gelernt: Wann immer in Kanada „European products“ angepriesen werden, sind osteuropäische Produkte gemeint. Westeuropa existiert aus irgendeinem Grund nicht, das haben uns auch der französische/britische Freund bestätigt.

Also erkundeten wir weiter den Park am Fraser River. Glücklicherweise zogen etwas Wolken auf, die es nicht ganz so heiß werden ließen. Wir liefen Richtung Metrotown (das ist eine Skytrain-Station und eine Mall), weil wir hofften, dort an etwas Essbares zu kommen. An einem Golfplatz rasteten wir kurz auf einer Bank und waren zum Teil von vier grauen und schwarzen Eichhörnchen umringt, für die wir eine große Enttäuschung waren, weil wir kein Futter dabei hatten. Das war ein nettes Intermezzo, aber nun wollten wir wirklich etwas frühstücken (mittlerweile war es schon gegen 13 Uhr).

Die Läden, die wir nun passierten, waren wieder sehr spezialisiert, also entweder gab es so etwas wie Frozen Yoghurt-Stores oder koreanische Cafés, in denen Slushies verkauft werden (das sind grellbunte Limos mit Eis, ich habe sie bisher noch nicht probiert). Schließlich gingen wir in eine Pâtisserie namens „Mon Paris“ – dieses Gebäck heißt „Fruit Cap“ (ja, sehr französisch) und hat sehr gut geschmeckt.

Ein Gebäck aus Blätterteig mit Vanillepudding, Blaubeeren und Erdbeeren liegt auf einem weißen Teller.

Leider hätten sie an kalten Getränken nur kalten Kaffee oder Tee mit Eis gehabt – ich weiß, viele mögen das, aber ich erschaudere beim Gedanken an kalten Kaffee. Also mussten wir in den Mini-Markt nebenan, der sehr schmutzig aussah und außerdem damit warb, Bitcoin zu kaufen. Zusätzlich klebten Fotos der Sicherheitskamera im Schaufenster, auf denen Leute zu sehen waren, die dort angeblich etwas geklaut hatten. Wirklich ein seltsames Geschäft – aber es gab wirklich weit und breit keinen anderen Laden mit kalten (normalen) Getränken …

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Sonntags geschlossen

Ich muss noch von dem nicht stattgefundenen Museumsbesuch erzählen: Ich hatte Werbung für die Surrey Art Gallery gesehen, die momentan eine interessante Ausstellung mit Skulpturen mit Meeresbezug zeigt. Da Surrey nicht weit weg ist und wir außerdem noch nie da waren, machten wir uns also auf den Weg. Leider zog sich das etwas, das Stop and Go an den Ampeln kann manchmal ganz schön dauern. Die Verkehrsplanung ist hier vielfach grotesk…ein Beispiel: Eine vierspurige Hauptstraße, keine Ampel für Autos, die aus der Seitenstraße in diese Straße einbiegen möchten. Es gibt lediglich Fußgängerampeln, die durch Knopfdruck angeschaltet werden müssen. Und naja ratet – es gibt Zeiten, da gibt es dort gar keine Fußgänger*innen. Aber sehr viele Autos – was bedeutet, dass das Auto in der Seitenstraße keine Chance hat, auf die Hauptstraße zu gelangen. Letzens sah ich also einen Autofahrer, der aus dem Auto rannte (der Motor lief weiter, Fahrertür offen) – ich dachte, „was zum Teufel macht der da…!“ – bis ich sah, dass er zur Fußgängerampel rannte und den Knopf dort drückte. Er war gar nicht durchgeknallt, sondern das ist eben die einzige Chance bei viel Verkehr in die Hauptstraße zu kommen. Wer plant so etwas?!

Aber ich wollte ja von Surrey erzählen. Surrey ist für seinen hohen indischen Bevölkerungsanteil bekannt – es heißt immer, möchte man indisch essen, solle man nach Surrey fahren (das gleiche gilt für asiatisch – dann Richmond anpeilen). Und tatsächlich, sobald wir die Stadtgrenze von Surrey erreicht hatten, warteten Männer mit Turbanen an den Bushaltestellen. Am Museum angekommen sahen wir etwas verdutzt, dass es ganz dunkel war – es ist sonntags nämlich immer geschlossen. Natürlich war das meine Schuld, ich hatte es übersehen, war aber trotzdem ziemlich sauer – ich meine, das ist doch das einzige Museum der Welt, das sonntags geschlossen ist (normalerweise ist das bei Museen doch eher der Montag oder Dienstag).

Zum Glück gab es dort auch einen großen Park mit einem sehr hübschen Garten.

Danach fuhren wir zu einer der angesagtesten Sehenswürdigkeiten in Surrey, dem Crescent Beach. Leider gab es dort nur wenige Parkplätze (kann ja keiner ahnen, dass in einer Gegend, zu der man mit öffentlichen Verkehrsmitteln praktisch nicht gelangt, plötzlich Parkplätze benötigt werden). Aber gut, auch das wurde irgendwie gelöst, dann kam das Hunger-/Durst-Problem und an der Stelle sei die andere Eigenart Kanadas genannt: Man kann an normalen Kiosken, von denen es nur wenige gibt, nicht einfach eine Breze, ein Muffin oder eine kleine Tüte Chips kaufen, nein…es muss dann immer irgendetwas Frittiertes sein bzw. etwas, das kompliziert zu essen ist. Bei den zahlreichen Craft-Breweries kann man eine einzelne Breze mit einen Schälchen Senf als Dip kaufen. Warum das dort geht, aber nicht bei Ausflugszielen…naja, jedenfalls beschloss ich, mich von Eis und Cola zu ernähren.

Den Strand sah auf den ersten Blick auch nicht so viel anders als das Ufer in Richmond. Aber als ich dann den Entschluss fasste, meine Schuhe auszuziehen und Richtung Meer zu laufen, wurde es doch noch ein richtig toller Nachmittag …

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„Back off, bear!“

Ich muss gestehen, dass ich all die Schilder, die vor Bären, Pumas und Koyoten warnen, bis jetzt nicht besonders ernst genommen hatte. Als es am Montag beim Abstieg vom Berg im Gebüsch raschelte, war ich mir sicher, dass das ein Eichhörnchen oder ein Vogel sei. Doch plötzlich stand da tatsächlich ein waschechter Bär! Ich dachte nur: „Das passiert jetzt nicht wirklich, oder?“

Wir wichen zunächst vorsichtig zurück, weil man ja nicht rennen soll – die Hinweisschilder hatten für Schwarzbären die Tipps gegeben, man solle sich größer machen, indem man die Arme in die Luft streckt und „Back off, bear!“ schreien. Das haben wir dann so getan. Den Bär hat das kein bisschen beeindruckt. Nachdem er uns neugierig angesehen hatte („was sind denn das für Spinner und warum brüllen die so?“) trottete er zunächst aus dem Gebüsch und setzte sich einfach mitten auf den Waldweg. Sprich, der Abstieg war erst einmal für uns blockiert.

Ein Schwarzbär läuft einen Waldweg entlang.

Zu meiner Erleichterung lief in diesem Moment eine weitere Spaziergängerin mit ihrem kleinen Hund den Weg hinab in unsere Richtung. Während wir ihr rieten, den Hund an die Leine zu nehmen, hatte der Bär schon seinen Weg nach links in Gebüsch eingeschlagen.

Die Wanderin meinte, sie hätte an diesem Tag schon zum dritten Mal einen Bären gesehen und setzte den Abstieg fort, immer wieder laut „Hey bear!“ rufend. Außerdem warnte sie andere Wandernde vor dem Bär. Mir war vorher schon aufgefallen, dass einige Frauen (von mir so getaufte) Kling-klang-Armreifen trugen – das soll die Bären lediglich informieren, dass hier ein Mensch kommt, damit sie nicht überrascht werden – abschrecken tut sie das ebenfalls nicht.

Ich überlegte, ob man die Bären in Quebec dann auf Französisch anbrüllen solle – aber „Recule, ours!“ klingt nicht besonders bedrohlich. Ein deutsches „Hau ab, Bär!“ wäre schon wesentlich unfreundlicher, aber letztendlich weiß ich natürlich auch nicht, ob der Bär das verstünde.

Es wird geraten, sich (Anti-) Bärensprays anzuschaffen, die Pfeffersprays ähneln. Als letzte Handlungsoption sollte man sie vielleicht in Betracht ziehen und ich werde zum Erwerb eines solchen einen der skurrilen Camöuflage-Shops aufsuchen. Bis jetzt hatte ich mich nicht dort hinein getraut.

Ein Shop, der "Camöuflage" heißt. Vor dem Geschäft steht die Attrappe eines amerikanischen Soldaten.
Die Attrappe eines amerikanischen Soldaten steht vor einem Laden.