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Uni = Chaos

Wäre ich Anhängerin von Verschwörungstheorien, würde ich sagen, dass die Uni um jeden Preis verhindern möchte, dass wir portugiesisch lernen. Aber so etwas zu sagen wäre natürlich absurd, deswegen ist wohl richtiger: Die FU Berlin ist einfach vollkommen unfähig, diese Sprache zu lehren. Nach zwei Semestern Sprachkurs bei der einen konzeptlosen Lehrerin, sind wir im Niveau B1 bei der nächsten konzeptlosen Lehrerin im noch volleren Kurs bei jetzt 22 Leuten angekommen.

Anscheinend wurde vorausgesetzt, dass wir alle Zeitformen in den ersten zwei Semestern bereits durchnehmen, deshalb gab es lediglich eine kurze Wiederholung grammatikalisch wichtiger Punkte in Form von 17 Arbeitsblättern. Diese wurde alle einzeln ins „Blackboard“, einer Online-Plattform für Studenten, in der Literatur usw. bereit gestellt wird, geladen. Also 17 einzelne Dokumente speichern/öffnen und erst mal ausdrucken. Was vermisse ich die Zeiten meines Erststudiums, in denen man noch in einen Copyshop schlendern und dort einen fertig ausgedruckten und gebundenen Reader kaufen konnte! Aber wir haben ja 2012 und machen alles online. Nicht.

Der Unterricht läuft theoretisch so ab, dass wir einen Text hätten lesen sollen und über den sprechen – Problem ist, dass die Hälfte des Kurses die richtigen Texte meist nicht dabei hat (das waren nochmal 16 weitere, mehrseitige Dokumente, die man hatte ausdrucken müssen) und auch immer etwas Verwirrung entsteht, was eigentlich Hausaufgabe ist. Irgendwie gibt der portugiesische Wortschwall meist Rätsel auf, was eigentlich zu tun ist und man sieht des Öfteren in ratlose Gesichter. Das liegt aber auch an den „kreativen“ Hausaufgabenideen, mit denen wir zu meinem Leidwesen schon wieder konfrontiert wurden – der aufmerksame Leser erinnert sich an die utopischen Szenarien, die wir im Portugiesischunterricht des letzten Semesters entwickeln mussten.

Der Gipfel dessen war letzte Woche eine Stunde, die als „Kreatives Schreiben“ mit irgend einem Portugiesen angekündigt worden war (so ganz genau weiß man das alles nie, weil Wortschwall und selbst die Flyer, die man zugeschickt bekommt, mangels ausführlichen Inhalts immer mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten). Beim Stichwort „Kreatives Schreiben“ läuten bei mir ja sowieso sämtliche Alarmglocken, aber wegen der Anwesenheitspflicht und meiner Sturheit, „jetzt erst recht, portugiesisch lernen zu wollen“, bin ich da hingestapft – nicht ahnend, dass meine Befürchtungen noch übertroffen werden würden. Im Saal stand ein selbst ernannter „Poeta“, was anscheinend wirklich nur als Dichter übersetzt wird, in roter Weste, dessen Qualifikationen/Werke whatever nie zur Erwähnung kamen, der aber gleich dynamisch (=hektisch) mithilfe – richtig – eines Wortschwalls anfing, uns Kreativität beizubringen. Wir sollten ein Blatt Papier nehmen und uns in den nächsten drei Minuten vorstellen und aufschreiben, wie ein Aschpirina (Aspirin) in ein Glas Wasser geworfen werde, sich dann auflöse und wie es sich dabei fühle. Hm. Ich die drei Minuten dazu benutzt, darüber zu sinnieren, ob der Typ nun schwachsinnig ist oder ich und natürlich gar nicht dazu gekommen, irgendetwas zu schreiben.

Ich habe keine Ahnung, was die Leute sich unter solchen Konzepten à la „Waldorfkindergarten meets Schauspielschule“ versprechen. Auf jeden Fall wusste ich nach Ablauf der Zeit immer noch nicht, wie sich ein Aschpirina fühlt, aber ich fühlte, wie ich schon wieder ziemlich genervt war. Natürlich wurden dann auch noch Leute einfach willkürlich aufgerufen, die vorlesen sollten, was sie geschrieben hatten – schöne Sache! Lustig, dass selbst der Anfängerkurs, der seit einem Monat Portugiesischunterricht hat, anwesend sein musste – sehr sinnvoll, die Armen verstanden natürlich kein Wort und mussten wohl für die 1,5-Stunden in die innere Emigration gehen. Ich für meinen Fall entschied mich – Anwesenheitspflicht hin oder her – für die Variante der äußeren Emigration, packte meine Sachen und ging…

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