Anfangen hat alles im letzten Jahr mit einer Nachricht auf meiner Mailbox. Eine fröhlich-dynamische Stimme teilte mir folgendes mit: „Hallo, hier spricht Berlinmaegleren, wir sind mit dem Verkauf Ihrer Wohnung beauftragt – das hat Ihnen die Hausverwaltung ja sicher mitgeteilt!“ Natürlich hatte mir die Hausverwaltung gar nichts mitgeteilt und ich fiel aus allen Wolken. Außerdem war ich ziemlich sauer, dass die Hausverwaltung meine Handynummer – ohne mich zu fragen – an irgendwelche Immobilienfirmen weitergibt. Jedenfalls wurde mir dann ein Brief zugestellt, indem ich noch einmal über die Verkaufsabsicht informiert wurde und mir angeboten wurde, die Wohnung (2 Zimmer, 49,99 qm) für 99.000 Euro zu kaufen oder eine Mietaufhebungsvereinbarung zu unterzeichnen, die mit einer Entschädigung in Höhe von 4.990 Euro verbunden sein würde.
Allerdings war ich erst im März 2011 eingezogen und bei der Besichtigung sowie späterer Vertragsunterzeichnung hatte man kein Wort darüber verloren, dass man diese frisch sanierte Wohnung schon bald wieder veräußern wollen würde. Ich trat sofort in den Mieterverein ein und ließ mir eine Mietaufhebungsvereinbarung zur Prüfung zuschicken. Der Rechtsanwalt beim Mieterverein versicherte mir, dass ich nicht ausziehen müsste, wenn ich nicht wollte. Da ich gerade erneut aus Bayern zurück nach Berlin gezogen war, unterzeichnete ich diese Vereinbarung also nicht.
Im Anschluss folgten ein paar Besichtigungen mit einem jungen Makler, der Kaufinteressenten durch meine und andere Wohnungen im Haus und im Seitenflügel führte. Ich konnte auch hören, wie er im Hof den Interessenten erzählte, dass Mieter in Deutschland wahnsinnig viele Rechte hätten. Auf die konstruktiven Vorschläge der Kaufinteressenten, uns Mieter mittels Mieterhöhung aus dem Haus zu bekommen, erwiderte er, dass diese nicht durchführbar wären, da ihnen sonst „der Mieterverein aufs Dach steigen würde“.
Ungefähr sechs Monate später bekam ich ein zweites Angebot – dieses Mal sollte die Entschädigung 7.498,50 Euro betragen. Aber eigentlich wollte ich immer noch nicht umziehen. Jetzt wurde der junge Makler von einer etwas älteren Maklerin abgelöst, die erst kurz durch meine Wohnung lief, um die Qualitäten bei den Kaufinteressenten anpreisen zu können. Allerdings reichte es nur für „schöne hohe Wände“, da bei mir nicht mal die Dielen erhalten sind, sondern ein billiger Teppichboden auf den Pressspanuntergrund geworfen wurde. Anscheinend wollte niemand die Wohnung kaufen, obwohl zwei Interessenten dabei waren, die geäußert hatten, dass sie die Wohnung als Geldanlage kaufen wollten und ich „erst mal“ drin bleiben könnte.
Eine Weile später bekam ich einen Anruf von Berlinmaegleren, dass die Wohnung „intern“ – von der Maklerin, die erst vor Kurzem Kaufinteressenten durch die Wohnung geführt hatte, gekauft werden würde. Ein Besichtigungstermin wurde vereinbart, zu dem die Maklerin in Begleitung einer anderen Dame, wahrscheinlich einer Arbeitskollegin, erschien. Dabei fragte sie überhaupt nicht nach den Mängeln der Wohnung, bemerkte so zum Beispiel gar nicht, dass im Schlafzimmer ein uraltes Fenster, und nicht wie in den anderen Räumen ein neues Kunststofffenster vorhanden ist. Auch erkundigte sie sich nicht nach meinem Beruf oder ähnlichem. Die einzige Frage war, ob ich mich in der Wohnung wohlfühlen würde, was ich bejahte. Sie erzählte mir und ihrer Begleitung noch, dass im Vorderhaus jetzt ein Aufzug gebaut würde, weil „Käufer das so haben wollen“.
Ende März dieses Jahres erhielt ich die Kündigung wegen Eigenbedarfs zum 30.06.2014. Der 19-jährige, in Ausbildung befindliche, Sohn der Maklerin wolle in die Wohnung einziehen. Dazu muss man wissen, dass zur gleichen Zeit, als sie meine Wohnung kaufte, auch leer stehende Wohnungen im Seitenflügel zum Verkauf angeboten wurden. Auch im vierten Stock meines Hauses war zum 1.7.2014 eine Wohnung der gleichen Größe von Berlinmaegleren verkauft worden. In ihrem Kündigungsschreiben führt sie weiter aus, dass ich ja die Mietwohnung ihres Sohnes in der Droysenstraße übernehmen könne. Das ist kein Altbau wie meine jetzige Wohnung, sondern ein Haus aus den sechziger Jahren, das einen sehr vergammelten Eindruck macht – zum Beispiel hängen dort kaputte Jalousien in den Fenstern und der Lack blättert von den Fensterrahmen ab. Außerdem wäre das eine 1-Zimmer-Wohnung, von der ich gar nicht weiß, was sie kostet. Und es ist ja auch gar nicht gesagt, dass diese Vermieter mich als Mieterin akzeptieren würden, da ich wieder Studentin bin.
Mit dem Mieterverein habe ich nun Widerspruch gegen die Eigenbedarfskündigung eingelegt und muss sehen, was als nächstes passiert.
Schweinerei. Viel Glück!
Danke!
Ich arbeite (leider) auf der anderen Seite, wir sind also diejenigen, die oft helfen, Mietern wegen Eigenbedarf zu kündigen. Erfahrungsgemäß kommen wir damit immer durch. Nicht, dass ich das in irgendeiner Weise gut finden würde, aber stelle dich schon mal darauf ein, dass du vermutlich ausziehen musst. 😦
Trotzdem wünsche ich dir natürlich alles Glück der Welt, dass ich Unrecht habe!
Oh krass – trotzdem danke für die guten Wünsche!
Oha, das tut mir leid. Auch wenn das fast zu befürchten war. Ich hoffe, die Schutzrechte bei der Umwandlung in Eigentum sind stärker als das Begehren der Käuferin, hab aber leichte Zweifel. Versuch es, aber bereite Dich dennoch auf einen Absprung vor, denn auch bei Erfolg wird das Mietverhältnis vermutlich eher unerfreulich. Drück Dich.
Die Sperrfrist bei der Umwandlung einer Mietwohnung in eine Eigentumswohnung beträgt in Berlin Mitte 10 Jahre – die sind bei mir allerdings schon um! Was ich natürlich nicht wusste…ich finde, man sollte Mieter viel besser aufklären. Aber ich hatte mich vorher natürlich auch nicht so genau damit befasst. Danke fürs Drücken, sehr lieb!
Die zählt doch erst ab Verkauf, oder nicht ?
Die Wohnung wurde laut Grundbuch schon 2002 das erste Mal verkauft.
Hallo, kennst du den Film „Betongold“. Trifft ziemlich genau auf deinen Fall zu und könnte dich deshalb interessieren: Ich habe ihn zweimal im TV geguckt, ist spannend und preisgekrönt. Letztlich ist eine mittlere fünfstellige Summe als Abfindung rausgesprungen. Das wäre doch schon etwas.
http://mediathek.rbb-online.de/rbb-fernsehen/dokumentation-und-reportage/betongold-wie-die-finanzkrise-in-mein-wohnzimmer-kam?documentId=20690570
Ja, den habe ich vor längerer Zeit mal gesehen – Du hast recht, der ist super! Kann man auf jeden Fall weiterempfehlen!
A big thank you for your article.Really thank you! Cool. dadfdgacedfb