Hinterlasse einen Kommentar

„Wir vermieten nicht, wir kuratieren!“

– so der Geschäftsführer der Bayerischen Hausbau, Kai-Uwe Ludwig, über das Konzept des Bikini-Hauses in der Berliner Zeitung. Ernsthaft? Glaubt irgendein Mensch wirklich diese gequirlte Scheiße? Es ist klar, dass Westberlin nach all dem Ostberlin-Hype krampfhaft nachziehen möchte. Und ich habe schon seit geraumer Zeit das Gefühl, dass die Presse versucht, die „City West“ schön zu schreiben, aber mit weiteren Shoppingcentern wird der Westen Berlins auch nicht attraktiver. Man darf mich nicht falsch verstehen: Ich lebe gerne in diesem Teil Berlins, sehe aber mit Sorge, wie ein langweiliger Hotelbau dem anderen folgt und man versucht, durch peinliche Wortschöpfungen Dingen Leben einzuhauchen, die keines haben. Direkt neben dem Waldorf Astoria-Hotel wird nämlich gleich das nächste Hotel gebaut, das sich euphemistisch „Upper West“ nennt, unter dem sich aber nichts anderes als ein weiteres Haus der „Motel One“-Kette verbirgt, das es bereits acht (!) Mal in Berlin gibt.

Mich erstaunt, dass es beim Bikini-Haus nun schon im Vorfeld so viel unkritisches Beifallgeklatsche gibt. Bloß, weil ausnahmsweise nicht die üblichen Kleidungsketten Einzug halten, muss man doch nicht gleich auf die Knie fallen vor Dankbarkeit. Mich interessieren Designerläden jedenfalls kein bisschen und auch bei einer weiteren unterkühlten Bar, in der man angeblich Pavianen aus dem Zoo auf den Hintern gucken kann, bleibe ich skeptisch. Ich jogge jede Woche am Zoo vorbei – auf der gegenüberliegenden Seite kann man ein Zebra beobachten, dass morgens die furchtbarsten, schrillsten Schreie ausstößt und mit dem Huf lautstark gegen die Tür seine Geheges tritt. Welch Idylle! Aber das ist ein anderes Problem. Wobei eine Terrasse, die wirklich jeder – unabhängig von einem Einkauf – betreten kann, natürlich vielversprechend klingt, sie mir bis jetzt aber als einziger positiver Aspekt aufgefallen ist.
Bikini Berlin

Am Bikini-Haus hängt an der Seite ein großes Schild mit der Aufschrift „Shop different“ – die Sprache ist offensichtlich kein Bestandteil des Fachs Betriebswirtschaftslehre an der Uni Bamberg, sonst wüsste Geschäftsführer Ludwig, dass es „shop differentLY“ heißen muss, da das Wort ein Adverb ist. Vielleicht ist die neue Shopping-Experience dann doch keine so andere after all und man versucht lediglich mit ein paar Floskeln Inhaltslosigkeit zu übertünchen?! Der kleine Gothic-Laden, der früher im Bikini-Haus im Erdgeschoss zu finden war und in dem ich originelle Geschenke kaufen konnte, ist garantiert nicht mehr Bestandteil der „Rehabilitation“ des Hauses. Aber das ist eben, was passiert, wenn Einzigartigkeit durch durchgestylte Internationalität ersetzt wird. Man weiß bald nicht mehr, ob man in Lissabon oder Berlin ist, da es überall die gleichen Geschäfte gibt, in denen gleich aussehende Menschen die gleichen Sachen einkaufen. Aber ich nehme an, dass das so gewünscht ist.

Hinterlasse einen Kommentar

Meine Serien-Blacklist

Ich dachte, ich lese nicht recht, als faz.net diese Woche die höchstens mittelmäßige Serie „The Blacklist“ für gut befand. Natürlich ist James Spader ein toller Schauspieler, Boston Legal war auch sehr unterhaltsam und nicht so abgedreht wie Ally McBeal, aber leider ist die Figur des Raymond Reddington beziehungsweise die um ihn inszenierte Geschichte nicht besonders gut gelungen: Erst sperren sie ihn für Vernehmungen unter riesigem Aufwand und Sicherheitsvorkehrungen in einen Käfig, nur um ihn kurze Zeit später vollkommen ungehindert in Restaurants frei umher laufen zu lassen. Und dieses Spiel wiederholt sich ständig, weil er anbietet, irgendwelche Top-Terroristen zu fangen. So weit, so unglaubwürdig.

Der Gipfel ist aber die circa 12-jährige Polizistin Elizabeth Keen (Megan Boone) an seiner Seite – die unglaubwürdigste Verkörperung eines Cops seitdem es Polizeiserien gibt – die es fast die ganze Terroristenhatz über nicht schafft, ihren Mund zu schließen. Das mag für manche Männer eine reizvolle Angelegenheit sein, für Krimifans reicht es allerdings nicht aus (die ungekrönte Königin im Unvermögen, den Mund zu zu bekommen, ist übrigens Scarlett Johansson in „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ – womit der „Preis für die grandioseste Fehlbesetzung in einem Film“ an sie geht). Eine kurze Recherche ergibt allerdings, dass Megan Boone gar nicht so jung ist (Jahrgang 1983), sondern wohl nur so aussieht und ihren Durchbruch mit „Bloody Valentine 3D“ hatte. Okay, da weiß man zumindest gleich, wo man diese Schauspielerin zu verorten hat. Die Serie ist folglich Zeitverschwendung, ein umwerfender Gastauftritt von Isabella Rossellini kann die weiteren Folgen nicht retten.

NashvilleWer eine gute Krimiserie sehen möchte, dem kann ich „The Americans“ empfehlen: Sie handelt von zwei russischen KGB-Agenten, die in den USA der achtziger Jahre ein normales Leben als amerikanisches Ehepaar mit zwei Kindern führen und in ihrer Freizeit andere Menschen ausspionieren – angesichts der NSA-Affäre ein hochbrisantes Thema. Es ist lustig mit anzusehen, welch Aufwand damals notwendig war, andere abzuhören und Informationen zu bekommen. Wie leicht ist das dagegen heutzutage! Außerdem ist das Drehbuch spannend und die Schauspieler so gut, dass man sich dabei erwischt, wie man mit den KGB-Leuten mitfiebert und hofft, dass sie nicht geschnappt werden. Die Serie ruft Erinnerungen an ein Leben vor dem Internet und Smartphones inklusive grauenhafter Mode hervor: Ich wette, die Ausstatter der Serie haben sich bei der Auswahl der Outfits, Perücken, Schnauzer und Brillen köstlich amüsiert. Die zweite Staffel fängt im Februar an und ich kann kaum erwarten, wie es weitergeht.

Raststätte auf dem Weg von Memphis nach NashvilleDie Zeit bis dahin überbrücke ich mit der Serie „Nashville“. Wie der Name vermuten lässt, geht es um Countrymusik und Countrysänger/innen. Auch hier überzeugen die Schauspieler und sogar die Musik ist – zu meiner Überraschung – meist gar nicht schlecht, da sie sich mit dem für dieses Genre typischen Genöle stark zurückhalten. Hier ein Beispiel, in dem die zwei Hauptdarstellerinnen zu sehen sind: „You Got The Wrong Song“.  Auch wenn die Serie manchmal sehr klischeehaft ist mit den bösen Plattenfirmen, den attraktiven Gitarristen, den Winona Ryder- und Lyndsay Lohan-Anleihen oder dem Aufwärmen des armen reichen Mädchens mit White Trash-Hintergrund, ist sie unterhaltsam und dank des Konflikts zwischen Alt und Jung inklusive schonungsloser Darstellung von Stirnfalten, die normalerweise bei weiblichen Darstellern in amerikanischen Serien weggebotoxt werden, trotzdem interessant.

 

Hinterlasse einen Kommentar

Der Münchner in Berlin

Don Alphonso beschrieb kürzlich, wie das so ist, wenn einer dieser Berliner Hungerleider nach München kommt. Wie sich die Münchner Bekanntschaft in Berlin benimmt, erlebt der Berliner jedes Jahr aufs Neue, wenn in Bayern Herbstferien sind und der Feiertag „Allerheiligen“ begangen wird, der den ach so faulen Berlinern nicht gegönnt ist.

Standesgemäß kommt der Münchner mit einer überdimensionierten Luxuskarosse seines Arbeitgebers angefahren und plant, zu viert beim Berliner unterzukommen, weil’s nix kostet. Die Absurdität dieses Unterfangens wird kurz vor Beginn der Reise klar und der Geizkragen etwas geweitet: ohne noch einmal nachzufragen, wird ein Hotel im Ortsteil Weißensee gebucht. Mitgeteilt wird das durch die Frage, ob Weißensee weit weg von der Wohnung des West-Berliners sei. Da Weißensee am östlichen Rand der Stadt liegt, was ein kurzer Blick auf den Stadtplan auch klar gemacht hätte, ist diese Wahl nicht gerade optimal. Interessiert sich der Bayer wohl gar nicht für die deutsche Hauptstadt? Warum fährt er dann dorthin? Damit er sagen kann, dass er auch da war? Kosten darf der Trip ins verhasste Berlin jedenfalls nichts, so viel ist klar. Auch wenn der zu besuchende Berliner am anderen Ende der Stadt wohnt – so eine deutsche Hauptstadt wird scho ned vui größer als Minga sei!
Weißer See

Bei der Ankunft wird prompt über das Berliner Wetter gemeckert – es sei zwar sonnig, aber zu kalt – München ist ja dafür bekannt, dass es Ende Oktober/Anfang November mit Temperaturen um die 30 Grad aufwarten kann. Die bayerische Bekanntschaft äußert den Wunsch, nun „in die Stadt gehen zu wollen“. Wobei der Berliner diese Äußerung nur mit einem erstaunten Blick erwidern kann – denn was soll damit gemeint sein? Der Alex vielleicht, der Ku’damm? Man weiß es nicht. Berlin war eine geteilte Stadt, schon vergessen? Mal kurz einen Abriss über Berlin gelesen und man weiß, wo man hin will und spart sich solche Dämlichkeiten.

Geschmackssicher peilt der Münchner dann Sehenswürdigkeiten wie das Legoland und die australische Restaurant-Touristenfalle am Potsdamer Platz an (ein Restaurant, das es übrigens außer in Berlin noch in Darmstadt gibt). Der Münchner mokiert sich dort darüber, dass der Berliner – seines Zeichens Veganer – dort nichts essen möchte, da er sich zwischen Krokodil und Känguru nicht so recht entscheiden kann. Die andere Essensoption ist, mit der U-Bahn fast eine ganze Stunde durch die Stadt zu jagen, um indische Restau-rants aufzusuchen, für die der Münchner Coupons hat. Weil es immer billig sein muss, denn dahoam ist bekanntlich alles sauteuer.

Tiergarten mit Sony Center im Hintergrund

Dann steuert das Mutterschiff mit dem weiß-blauen-Logo die 80 Kilometer von Berlin gelegene Metropole Krausnick an, in der das „Tropical Islands“, die von asiatischen Investoren betriebene, tropische Urlaubswelt liegt – also ein Schwimmbad, aber mit Sand, Palmen und Wasserfällen. Dort wird dann sogar für die Rutschen noch extra Geld verlangt, aber was soll’s, die Therme Erding kosten schließlich fast genauso viel und Südseeflair hat’s da ned.

Aber der Münchner findet doch noch etwas Gutes an Berlin: Mit strahlenden Augen wird erzählt, welch tolle Einkaufszentren man hier hätte. Und das nach einem Besuch im Gesundbrunnencenter, einem Ort, den der Berliner wegen seiner Hässlichkeit und deprimierenden Atmosphäre eher meidet. Deshalb an dieser Stelle ein „Hut ab!“ an die Stadtplaner, die Berlin mit den immer gleichen Einkaufszentren mit den immer gleichen Geschäften vollmüllen – Ihr habt da wirklich den Geschmack der Touristen getroffen (und jetzt wissen wir, wem wir die Dinger zu verdanken haben)!

Die Bayern sind allerdings nicht die einzigen, die sich so schnöde blenden lassen: Die brasilianische Familie eines befreundeten Architekten war vor kurzem zu Besuch, und als er ihnen fachkundig die Stadt zeigen wollte, stürmten sie die Filialen einer spanischen Kleidungskette, da die Klamotten hier viel billiger als daheim sind.

Ein Kommentar

‚tschuldigung, ich hatte Sommer…

… und bei diesem bombastischen Wetter wollte ich einfach nicht am Computer sitzen. Außerdem habe ich mich neu verliebt und bekanntlich möchte man dann möglichst viel Zeit mit dem neuen Objekt der Begierde verbringen. Mein Liebling, Park Sanssouci, wurde nämlich von Park Babelsberg als absoluter Favorit abgelöst (das wird jetzt beide wenig kratzen, aber ich finde, das Potsdamer Tourismusbüro sollte mich langsam anstellen). Es ist der vielseitigste Park, den ich jemals gesehen habe, mit einem wunderbar kitschig anmutenden Neogotik-Schloss, ursprünglich von Schinkel erbaut, dann von anderen Baumeistern modifiziert (ja, ich weiß, das ist jetzt eine leichte Text-/Bild-Schere, aber das Schloss wird gerade renoviert und man kann keine guten Fotos schießen).

Park Babelsberg

Dann war ich am Bernsteinsee in Brandenburg, einem Kleinod, das man nur mit dem Auto erreichen kann und deswegen auch nicht so überlaufen ist. Das Wasser ist glasklar, sodass man sogar Schwärme junger Rotfedern um die eigenen Beine herumschwimmen sehen konnte und der Sand ist ebenfalls sehr fein und sauber (der See gehört einem Angelverein und der Besuch kostet 2,50 Euro pro Nase).

Bernsteinsee

Ein weiteres Highlight des Sommers war der Tag des offenen Denkmals mit dem Besuch der ehemaligen Abhöranlage der NSA auf dem Teufelsberg (die erledigen das ja jetzt einfach so und brauchen keine Anlage mehr). Die Führung kann man wirklich nur jedem empfehlen, der Blick über Berlin ist spektakulär und in den Gebäuden haben sich Graffiti- und andere Künstler ausgetobt.

Teufelsberg

Weitere Ziele waren Kloster Lehnin, die Beelitzer Heilstätten und der Einsteinturm in Potsdam. Allerdings war das nur ein Bruchteil dessen, was ich diesen Sommer eigentlich besichtigen wollte, aber bei der Hitze bin ich oft nur zu einem See oder ins Olympiaschwimmbad gefahren. Bei letzterem konnte ich feststellen, dass die Stadt anscheinend doch ein bisschen Geld locker gemacht hat und mit der Sanierung des Bades ein großes Stück weiter gekommen ist, denn die rot-weiß-gestreiften Absperrbänder sind weniger geworden.

Hinterlasse einen Kommentar

Kunstzeitschrift PAN

Für eine Hausarbeit habe ich vor kurzem einen Aufsatz von Wilhelm von Bode gesucht und bin dabei auf die Kunstzeitschrift PAN gestoßen, die von 1895 bis 1900 herausgegeben wurde. Laut Universität Heidelberg war sie das wichtigste Organ des Jugendstils. Ich war von der aufwendigen Gestaltung ziemlich beeindruckt und habe deshalb gleich ein paar Fotos mit meinem Smartphone gemacht:

Der PAN war die teuerste Zeitschrift, die es um das Jahr 1900 gab und versuchte, bildende Kunst, Dichtung, Theater sowie Musik zu verknüpfen – eine Verbindung, die ich für sehr gelungen halte, aber aus irgendwelchen Gründen verkauft sich sowas nicht. 1900 wurde die Zeitschrift demnach auch eingestellt.

Offensichtlich kam das Exemplar, das jetzt in der Kunstgeschichtsbibliothek der FU Berlin steht, aus Frankfurt, da im Einband ein Hinweis auf die „Freiherllich Carl von Rothschild’sche Öffentliche Bibliothek“ vermerkt ist, die heute zur Frankfurter Universitätsbibliothek gehört.

Wer mehr (in guter Qualität) sehen/lesen möchte – die Universität Heidelberg hat die Zeitschrift komplett digitalisiert: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/pan

Hinterlasse einen Kommentar

What you’re gonna do?

Nach sechs Staffeln „The Sopranos“ bin ich überzeugt, dass das die beste Serie ist, die jemals gedreht wurde. Obwohl sie in den USA schon von 1999 bis 2007 ausgestrahlt wurde, habe ich sie erst jetzt angesehen und bin begeistert, wie viel Arbeit auf Charaktere, Handlung und Umsetzung verwendet wurde. Es geht um eine Mafiafamilie italienischer Abstammung, die in New Jersey lebt und deren Boss, Anthony „Tony“ Soprano, mit Panikattacken zu kämpfen hat. Also begibt er sich – unüblich und eigentlich nicht schicklich für jemanden in seiner Position – in Therapie, natürlich zu einer ebenfalls italienischstämmigen Therapeutin. Daraus ergeben sich die skurrilsten Szenen, da der Mafioso sich selbst als guten Menschen sieht und er gegenüber der Psychologin auch hin und wieder recht deutlich wird, wenn er ihr die Meinung zu ihren Theorien geigt.

Das Tolle an der Serie sind die liebevoll inszenierten Details wie zum Beispiel das stets präsente italienische Essen, das geräuschvoll schmatzend verputzt wird. Natürlich darf auch der „italienische“ Akzent nicht fehlen und der Mafiaslang, der von Flüchen nur so strotzt, aber auch von Wörtern wie „to whack“ (töten) oder „Gumar“ (Geliebte eines Mafiosi) durchzogen ist. Und am besten ist natürlich Tonys Lieblingsspruch: „What you’re gonna do?!“, der stets von einem Achselzucken begleitet wird, eigentlich immer passt und mittlerweile eines meiner Lieblingsmottos ist.

Auch das Styling ist bis aufs Kleinste durchdacht: Die Frauen bieten alles vom aufgedonnerten „big hair“ über die Plastikfingernägel bis hin zu den protzigen Schmuckstücken. Vor allem bei der Musikauswahl hat der Serienautor David Chase bewiesen, dass viele kleine Komponenten das Gesamtkunststück ausmachen: Man hat nämlich nach jeder Folge nicht nur Heißhunger auf Pasta, sondern auch einen Ohrwurm, den man so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Das fängt schon beim richtig guten Introsong an, dann läuft in Tonys Auto meist eine New Jersey Classic Rock Station, die solche Hits wie „Smoke On The Water“ spielt. Zu meiner Überraschung hat Ehefrau Carmela diesen Song auch Tony vorgespielt, als er im Koma lag (sie ist sehr katholisch und etwas konservativ, daher hat es mich überrascht, dass sie diesen Song kennt). Bei einigen Gelegenheiten, die stets mit dem attraktiven „Originalitaliener“ Furio zusammenhängen, wird „Vesuvio“ der sizilianischen Band Spaccanapoli gespielt.

Die amerikanische Band Journey kommt ebenfalls immer wieder vor, zum Beispiel mit ihrem Hit „Wheel In The Sky“ oder in der perfekt inszenierten Abschlussszene der Serie: Die Sopranos haben sich in einem Diner verabredet, Tony ist als erster da und wählt „Don’t Stop Believin’“ in der Jukebox aus, während alle Familienmitglieder peu à peu eintrudeln (die Songs sind alle leicht im Internet zu finden, ich habe mich nur nicht getraut, sie einzubetten).

Obwohl die Serie mitunter ziemlich brutal ist, kommt man als Zuschauer nicht umhin, große Sympathien für die Mafiafamilie  – trotz all ihrer Widersprüchlichkeit – zu entwickeln. Aber da würde ich es eben wie Tony Soprano halten, mit den Achseln zucken und ein „what you’re gonna do?“ vor mich hinbrabbeln.

2 Kommentare

East Side Gallery

Da ich es immer wieder falsch gehört habe, eine kurze Anmerkung: Die East Side Gallery ist ein in der Berliner Landesdenkmalliste eingetragenes Denkmalfür alle hier einsehbar. Was ein Denkmal ist, wird im Denkmalschutzgesetz des jeweiligen Bundes-
landes festgelegt. Hier der relevante Auszug aus dem Berliner Denkmalschutzgesetz:

§ 2 Begriffsbestimmungen
(2) Ein Baudenkmal ist eine bauliche Anlage oder ein Teil einer baulichen Anlage, deren oder dessen Erhaltung wegen der geschichtlichen, künstleri­schen, wissenschaftlichen oder städtebaulichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt.


In Deutschland wird zu jedem Denkmaleintrag eine Begründung geliefert, die erläutert, warum das jeweilige Bauwerk ein Denkmal wurde, so auch geschehen bei der East Side Gallery:

„Unübersehbar ist der 1,3 km lange, mit 106 Bildern ausgestattete Mauerrest entlang der Spree. Die farbenfrohe und motivreiche East Side Gallery in der Mühlenstraße 45-80 gilt als bedeutendes Dokument der Zeitgeschichte. (1) Im Januar 1990 entdeckten 118 Künstler aus 21 Ländern diesen Abschnitt der zu DDR-Zeiten bewachten und daher – im Gegensatz zur Westberliner Seite – vollständig unbemalten bzw. unkommentierten Berliner Mauer als Malgrund. Sie gestalteten auf den Betonsegmenten die größte Open-Air-Galerie der Welt und schufen mit ihren individuellen Botschaften und Kommentaren ein Dokument dafür, daß Freiheit und Kreativität letztlich stärker sind als Zwangsmaßnahmen und Gewalt. Die East-Side-Gallery ist nicht nur sichtbares Resultat der Maueröffnung im November 1989. Infolge des inzwischen nahezu vollständigen Abrisses der Berliner Mauer zählt sie auch zu den wenigen Relikten der Grenzanlagen, die die fast dreißig Jahre währende Teilung der Stadt noch an ihrem ursprünglichen Standort wahrnehmbar machen.“

Möchte man diskutieren, welche Kriterien bei Denkmalen in Zukunft angesetzt werden sollen, sollte es auf Grundlage sachlicher Argumente geschehen. Zum Einstieg empfehle ich den Text „Erweiterung des Denkmalbegriffs?“ von Willibald Sauerländer und „Inventarisation der Bau- und Kunstdenkmäler“ der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland.

Hinterlasse einen Kommentar

Praxis der Denkmalpflege

Im letzten Semester hatte ich ein sehr interessantes Seminar, das „Praxis der Denkmalpflege“ hieß und vom Brandenburger Landeskonservator geleitet wurde. Anfangs stellte er uns einige Denkmale vor und erklärte die wichtigsten fachlichen sowie gesetzlichen Grundlagen. Dann kamen wir Studenten an die Reihe, indem wir uns ein Denkmal aussuchten, den Denkmalwert – die Gründe, warum das Ensemble/Gebäude überhaupt Denkmal wurde – beschrieben und den praktischen Umgang mit dem Denkmal erläuterten, also die Baugeschichte und die denkmalpflegerischen Maßnahmen vorstellten. Zum Schluss bewerteten wir diese Maßnahmen, wobei wir so taten, als wären wir Denkmalpfleger. Ich hatte mit einer Kommilitonin zusammen das Refektorium, den früheren Speisesaal, des ehemaligen Zisterzienserklosters in Doberlug-Kirchhain zum Thema.
Refektorium

Es war von Anfang etwas schwer mit meiner Korreferentin, da sie offensichtlich sehr viel zu tun hatte beziehungsweise ihre Prioritäten wohl anders setzte. Das hatte zur Folge, dass ich alleine zum Landesamt für Denkmalpflege in Zossen fuhr, um dort mehr über den Umgang mit dem Refektorium zu erfahren. Sie hatte sich dann aber doch noch mit dem Restaurator in Verbindung gesetzt, und wie es bei solchen Leuten meistens der Fall ist, hatte sie auch mehr Glück als Verstand, da sie auf den wirklich allerletzten Drücker noch wertvolle Informationen von ihm erhalten hatte. Beim Termin vor Ort war es dann so, dass sie über die Baugeschichte referieren, ich die Baubeschreibung machen sollte und wir schließlich unsere beiden Bewertungen – sie positiv und ich (Überraschung!) negativ – darstellen wollten.

Das „Problem“ bei dem Refektorium ist nämlich meiner Meinung nach, dass der Mittelteil nach einer mittelalterlichen Fassung restauriert wurde, die beiden Anbauten an den Seiten (auf dem Foto der verputzte Teil im Vordergrund), in denen sich Treppenhäuser befinden, aber aus den 1950ern stammen. Sie wurden aber dennoch als wertvoll erachtet, weil es auf historisierende Weise geschah – offiziell wird das dann als „Respekt vor dem historischen Bestand“ bezeichnet. Außen also mittelalterliche Gestaltung, innen wurde dann im Erdgeschoss ein weißer Verputz wiederhergestellt, der erst im 16. Jahrhundert dazu gekommen war und eine mittelalterliche Fassung des Innenraums in roter Farbe, die bei der bauhistorischen Untersuchung gefunden wurde, wurde ignoriert. Im ersten Stock wurde in den 1950ern ein Veranstaltungssaal eingebaut, der nun auch wiederhergestellt wurde, damit er zu diesem Zweck genutzt werden kann.

Ich halte diese Mischung aus verschiedenen Zeitschichten für etwas problematisch, wenn ich natürlich auch zugeben muss, dass es aus pragmatischen Gründen sinnvoll war, die Anbauten zu belassen, da sich dort die Treppenhäuser befinden und man nicht weiß, wo sich die Aufgänge im Mittelalter befanden. Aber ich würde mir dann wenigstens eine deutlichere Information bezüglich der verschiedenen Zeitschichten wünschen, vielleicht in Form einer Dokumentation der Restaurierung an den Wänden des Erdgeschosses, sodass das für den Besucher etwas offensichtlicher ist.

Beim Referat war es dann so, dass ich ziemlich wütend war, weil meine Korreferentin die Hälfte meines Referats schon erledigte, indem sie in der Baugeschichte das heutige Aussehen des Refektoriums sehr ausführlich beschrieb und für mich außer meiner Bewertung nicht mehr viel blieb. Das führte dazu, dass ich bei der Bewertung noch etwas mehr draufhaute als geplant und tatsächlich sagte, dass das Erdgeschoss als bessere Rumpelkammer genutzt würde. Unser Dozent fand das aber wohl eher amüsant und bewertete unsere gegenteiligen Darstellungen durchaus positiv. Was uns nämlich die 1,0 kostete, war nicht mein Wutausbruch, sondern die Tatsache, dass die Kommilitonin einen Großteil meines Vortrags vorweggenommen hatte.