Als wir das letzte Mal den Deer Park umrunden wollten, blockierte noch ein Rest von Schnee den Weg – es war also höchste Zeit, es noch einmal zu versuchen. Ich hatte gesehen, dass es nördlich des Sees eine Art Gallery mit Skulpturen im Garten gibt, was mein Interesse weckte. Und ja, der ganze Park um die Art Gallery lohnt sich, vor allem weil gerade alles blüht. Die Skulpturen sind ebenfalls sehenswert – allerdings kamen wir zu früh, um zu sehen, was aus den Fröschen und Raupen herauswachsen wird. Ich bin gespannt!
Lautstark waren die Gänse im gesamten Park zu hören und ich meinte scherzhaft, dass die Gänse längst die Herrschaft über die Burnaby Art Gallery übernommen haben. Kurz darauf las ich zufällig, wie problematisch das Vancouver Park Board die vielen kanadischen Gänse findet und man abwägt, sie zu töten, weil das Austauschen der Eier mit zuvor gefrorenen wohl nicht so erfolgreich war, wie zunächst angenommen. Kanada killt kanadische Gänse – also wirklich!
Nach dem Besuch der Maplewood Flats suchten wir nach einer Brewery, um etwas zu trinken. Die Brewerys gibt es an fast jeder Ecke, sie gehören zu keiner Kette und bieten eigentlich immer ein paar Tische draußen an. Leider sind diese Außenplätze meist nicht besonders reichlich, weswegen wir zwei oder drei anfuhren. An einer Uferstraße in North Vancouver, die sich selbstbewusst „Esplanade“ nennt, fanden wir das „House of Funk“. Glücklicherweise wurde dort kein Funk gespielt und mein alkoholfreier Mojito schmeckte sehr lecker und erfrischend.
Danach gingen wir zum Auto zurück und ich dachte, ich sehe nicht richtig, als wir in einer Back Alley ein Beer Bike sahen! (Ein Beer Bike ist so eine Art Tandem für circa zehn Leute, an dem die Räder nebeneinander an einem Tisch angeordnet sind. Die Fahrenden strampeln und trinken Bier dabei. Es ist eine Touristenattraktion in vielen Städten, so zum Beispiel auch in Berlin) Ich meine, Alkohol ist in Kanada extrem teuer, man kann ihn nur in Liquor Stores kaufen und darf ihn normal auch nicht einfach so auf der Straße oder im Park trinken – dann ein Beer Bike? Das konnte nicht sein.
Wir liefen also hinter dem Beer Bike hinterher, um herauszufinden, was es damit auf sich hatte. Nachdem wir anfangs aufholten, merkten wir dass die Beer Biker cheaten – die hatten nämlich einen Elektromotor und mussten keineswegs durchgehend strampeln. Allerdings ist das durchaus vernünftig, da manche Straßen Vancouvers so steil sind wie in San Francisco. Leider ließ uns diese Tatsache allerdings keinen Meter zum Beer Bike aufschließen…Im Nachhinein klärte es sich auf: Die Beer Bikes fahren von einer Brewery zur nächsten: man macht dann jeweils Halt und die Gäste trinken dort, nicht während des Fahrens.
Letzten Samstag fuhren wir nach North Vancouver, da ich Gutes über einen Ort mit dem vielversprechenden Namen „Maplewood Flats“ gehört hatte. Allerdings sah es dort ein bisschen anders aus, als ich es von einem Naturschutzgebiet erwartet hätte.
Am Ufer lagen Mauerreste herum, aus denen zum Teil rostige Drähte ragten. Nicht im Bild sind außerdem die Ölraffinerien auf der rechten Uferseite. Das Gute war, dass nicht so viele Menschen umherliefen und wir Vögel gut beobachten konnten. Dieser müsste ein American Robin sein…
In diesem Video watschelte ein Entenpärchen zum See.
Die Geschichte der Maplewood Flats ist etwas merkwürdig: In den 1940ern bauten einige Leute auf dem Areal – wohl mehr oder weniger illegal – Hütten, in denen sie wohnten und im Laufe der Zeit kam es zu Spannungen mit den anderen Bewohnern der Gegend, was 1971 zum Abriss der Siedlung führte. Im Anschluss nutzte die Industrie das Areal, bis man es in den 1980ern schließlich zum Naturschutzgebiet erklärte.
So wurde es insgesamt ein ganz interessanter Ausflug, obwohl ich nicht ganz verstehe, warum das Gebiet unbedingt zu den Highlights Vancouvers gehören soll. Aber für die vielen verschiedenen Vogelarten, die dort angesiedelt sind, scheint es ein wichtiges Schutzgebiet zu sein und das ist ja dann auch etwas Erfreuliches.
Vielleicht bin ich die einzige Person, die sich freut, wenn Tauben auf dem Dach sitzen. Ja, klar gibt es Dreck, aber daran beteiligen sich auch noch Möwen, Krähen, viele andere Vögel und Eichhörnchen. Und ich finde sie alle toll. Die Strata, so etwas wie eine Hausverwaltung (sie verdient irgendwann einen eigenen Beitrag), hat sich einiges einfallen lassen, um die Vögel auf den Dächern abzuschrecken. Sei es durch künstliche Adler, Spikes und Netze. Allerdings sind die Vogel-Attrappen anscheinend weniger furchteinflößend, als sich das die findigen Hausverwaltungsmenschen dachten (man merkt, dass ich die nicht besonders mag, gell?). Letztens habe ich einen Vogel gesehen, der gemütlich auf dem Nachbardach neben so einem Plastikvogel inmitten der Spikes saß. Tja.
Und das ist nicht alles. Die smarte Strata dachte, sie könne mit den Spikes das Nest der Tauben am Nachbarhaus verhindern. Aber die Tauben sind etwas schlauer, denn sie haben jetzt ein perfekt geschütztes Nest hinter den Spikes.
Babys konnte ich noch keine erspähen, aber es bereitet mir Freude, die Tauben zu beobachten, wenn sie zunächst auf dem vorgelagerten Dach landen, dort etwas verweilen, und dann auf den Rand neben dem Nest fliegen und hinter die Spikes laufen.
Überhaupt finde ich es sehr lustig, dass sie keinerlei Angst haben, wenn sie mich sehen, sondern immer nur den Kopf drehen und wenden.
In meine Twitter-Timeline wurde zufällig dieser Link gespült: Ein Rabennest in Island im Livestream – es sind auch gerade Junge geschlüpft: https://byko.is/krummi
Wer wissen möchte, wie man in Japan versucht, Katzen (!) abzuschrecken: 8900 km
In den meisten kanadischen Supermärkten hat man beim Käse lediglich die Auswahl, in welchen Orangetönen man Cheddar haben möchte, außerdem gibt es den „La vache qui rit“-Streichkäse und Babybel. Das ist auf Dauer etwas fad.
Aber natürlich hat Vancouver auch Spezialitäten-Käseläden wie „Les amis du fromage“.
Es ist schon etwas lustig, den Tomme de Savoie als „lesser known cheese“ zu beschreiben…
Wurst ist so gar nicht mein Ding, aber die Servietten oben rechts sind sehr hübsch. Schade, dass sie mir erst jetzt beim Ansehen der Bilder auffallen. Generell gab es in dem Laden so viel zu sehen, dass es schwierig war, alles zu erfassen: Schokolade, Chips, Raclette- und Fonduegeschirr, Limonaden, Marmelade und (gefrorene) asiatische Spezialitäten. Aber die probiere ich dann beim nächsten Mal.
Der Container mit den Möbeln kam endlich mit dem Zug aus Montreal und jetzt brauche ich erst mal Urlaub…Gelernt habe ich, dass 1.) Umzugsfirmen grundsätzlich zu früh kommen und 2.) bei einem Umzug auf einen anderen Kontinent wirklich jedes Möbelstück eine Kitsche bekommt oder es fehlt irgendetwas daran. Ich bin sehr froh, dass meine schöne marokkanische Kommode und meine Küchenanrichte sicher in einem Storage Room in Berlin verwahrt sind. Den großen Kleiderschrank konnte die Umzugsfirma leider auch nicht aufbauen, weil es angeblich zu lange gedauert hätte. Da kam wieder jemand anderes zu einem späteren Termin – kein Wunder, dass sich das alles ewig hinzog.
Beim Ausladen wurden wir gefragt, ob wir von einer größeren Wohnung hierher ziehen würden. Äh nein, ganz im Gegenteil – die Frankfurter Wohnung hatte nur 65 Quadratmeter, war aber wesentlich geschickter aufgeteilt: Das liegt zum einen daran, dass die Einbauschränke hier unheimlich viel Platz wegnehmen, man aber nicht so viel unterbringen kann, wie man sich das erhofft. Es gibt ja keine Schubladen, man hat praktisch nur ein Regal und muss den Rest hängen oder vom Boden stapeln. Socken, Unterwäsche, Schals, T-shirts, Hoodies – alles auf Bügel?
Zum anderen sind die Heizungen alles andere als optimal, um Möbel zu stellen. Die sogenannten Baseboard Heaters sind Vorsprünge im unteren Drittel der Wände, aus denen heiße Luft kommt. Folglich kann man nichts direkt davor stellen und der Platz in den Räumen, an den man etwas stellen kann, ist sehr beschränkt. Aber gut, wir haben uns irgendwie arrangiert.
Wir haben auch noch eine neue (rote!) Couch gekauft, diese erfolgreich zusammengeklöppelt und jetzt sieht das Haus schon wesentlich wohnlicher aus. Auch weil ich mir Dekosachen bestellt habe – die schwarzen Rosen kaufe ich immer, das schwarze Efeu, das ich in Deutschland hatte, gab es nicht, aber ich freue mich sehr über das Kleinzeug. Lichterketten habe ich mir auch gegönnt – leider machen sie sehr auf Disko, irgendwie gibt es keine „normale“ Einstellung, aber gut, sie haben wenigstens USB-Anschluss, da ich von dem Batteriegedöns die Nase voll hatte. Bei der schwierigen Recycling-Situation auch die beste Entscheidung.
In diesem Bereich hat Vancouver einiges zu bieten – es wird noch eine Weile dauern, bis wir uns durch das Angebot koreanischer, vietnamesischer, japanischer und chinesischer Küche gegessen haben. Wir haben umzugsbedingt auch eher mit Comfort Food angefangen – bei dem ganzen Stress war das ein willkommener Genuss.
Zunächst kamen wir bei einem Spaziergang durch Downtown an einem Foodtruck vorbei, der “Mr. Shawarma” heisst. Wir bestellten eine Pita und ein Philly Cheesesteak mit Jalapenos – beides war geschmacklich sehr gut. Zum ersten Mal gesehen: am Truck außen ist ein Kartenlesegerät angebracht, damit man unkompliziert mit der Karte bezahlen kann.
In den Supermärkten gibt es immer frische Wraps – entweder mit normalen Tortillas sowie roten und grünen. Der hier ist ein Turkey Pesto Wrap – ich könnte allerdings schwören, dass da gar kein Pesto, sondern Weisswurstsenf drin ist! Jedenfalls sehr lecker und saftig.
Weil wir einen Gutschein hatten, haben wir letztes Wochenende beim Oliver Twist Pub & Grill Essen bestellt. Und Burger könnense hier! Frittierte Gyoza gab’s “on the house” dazu, denn das Pub hat auch japanisches Essen auf der Speisekarte.
Im Supermarkt habe ich mir dann auch einen Krapfen gegönnt (hehe, ja ich weiss, die Dinger heißen in jedem Dorf anders). Ausschlaggebend waren die bunten Zuckerstreusel – das muss man doch einfach kaufen, oder?
Geschmacklich eher so lala – falls ihr mal in München seid, empfehle ich die Vanillekrapfen von Rischart. Zwar keine bunten Zuckerstreusel, aber dafür geschmacklich hervorragend!
Überhaupt ist das Sortiment im Supermarkt kein Vergleich mit Deutschland, nicht nur ist Gemüse wie Karotten und Zwiebel riesengroß, auch gibt es viele außergewöhnliche Sorten. Kakteenblätter haben wir hier im zunächst klein anmutenden Langley Farm Market gesehen und dann Bok Choy und noch viel mehr exotische Dinge – ich werde mal ein richtiges Video machen. Kann sein, dass für kochaffine Leser*innen ein alter Hut ist, aber aus dem REWE kenne ich das nicht.
Zum Abschluss ein eher schwieriges Thema, nämlich Bier: Die “Strange Fellows”-Brauerei hatte ich zufällig in einem Video über Vancouver gesehen (ich dachte, es sei eine Metal-Bar oder so etwas in der Richtung). Also war ich neugierig, wie deren Bier so schmecken würde.
Dieses Pils ist nicht sehr bitter, daher mag ich es, aber man zahlt mehr für das Design und die Story…versteht mich nicht falsch, beides ist super, aber das ist in Nordamerika oft so: Design super, Bier meh. Allerdings mag mein Geschmack nicht repräsentativ sein: ich mag am liebsten Helles (Augustiner). Nach einigem Suchen habe ich jetzt einen Liquor Store in Seattle gefunden, der angeblich Augustiner Edelstoff hat. Allerdings darf man nur 8,5 Liter an Bier über die Grenze nach Kanada mitnehmen – na, hoffentlich reicht das eine Weile.
Gestern schien die Sonne und wir spazierten gegen Mittag zum Deer Lake. Dort waren bereits überraschend viele Leute unterwegs – ich hatte darauf spekuliert, dass die meisten erst nach dem Mittagessen aufbrechen würden, aber wer weiss, vielleicht waren zu der Zeit noch mehr Leute unterwegs. Wir konnten den See allerdings gar nicht umrunden wie geplant, weil auf der Strecke dann doch noch so viel Schnee lag, dass wir umkehrten.
Wir machten uns auf den Weg zum Dollarama, wo es gefühlt einfach alles gibt: Ein großes Sortiment an Haushaltsgegenständen und allerlei Krimskrams. Außerdem im Angebot: Stilsichere Accessoires für den Saint Patrick’s Day und geschmackvolle Deko für Ostern.
Auf dem Rückweg kamen wir am Nikkei National Museum & Cultural Centre vorbei und sahen uns im Garten um. Nicht zu sehen: Zwei Goldfische (sie sahen aus wie Mini-Kois*), die sich überhaupt nicht bewegten. Ist vielleicht besser für sie – in Chinatown gibt es eine sehr beliebte Touristenattraktion, den Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden, in den 2019 ein Otter eingebrochen ist und elf Kois aufgefressen hat. Die verbliebenen wurden dann in das Aquarium gebracht, damit sie nicht auch noch das gleiche Schicksal ereilt. Mittlerweile hat man wieder Koi im Teich ausgesetzt; man traf Sicherheitsvorkehrungen, damit dort kein Otter mehr so leicht hinein kann. Na, hoffentlich ist der Otter nicht schlauer und findet nicht doch irgendein Schlupfloch…
*Ich habe mal gegoogelt: Es könnten Shubunkin sein, wohl so etwas ähnliches wie Goldfische.